
zen durch irgend eine andere Vorrichtung, z. B. durch einen
blaugrünen Staub, Wachs ^ oder andere klebrige und schleimige
Stoffe gegen die Feuchtigkeit geschützt sind, dafür. Endlich
dienen viele Haare auch zum Schutze gegen die In-
secten. Diess zeigt sich vorzüglich bey den Blüthenkelchen
der Labiaten, wo der Eingang in die Röhre gewöhnlich durch
eine zahllose Menge kleiner, feiner Haare vertheidiget wird.
Noch auffallender ist diess bey den steifen, stärkern, hakenförmigen
und Stachelhaaren zu sehen, wovon ich schon oben ein
Beyspiel angeführt habe.
% Einen nicht unbedeutenden Nutzen haben die Haare
auf das B e f r u c h t u ng s ge sc hä f t verschiedener Pflanzen. So
tragen die feinen Haare an den Seiten der Staubbeutel bey den
Veilchen dadurch, dass sie wechselweise in einander greifen,
etwas zur Befruchtung der Narbe bey, die, wie S c h r a n k
behauptet, nur im Rohre der Staubbeutel, und vor dem endlichen
Durchbohren und Ueberwachsen derselben vor sich
gehen kann. Auch sondern die Haare der weiblichen Narbe
offenbar das Oel ab *), das zur Aufnahme des Samenstaubs
bestimmt ist. Endlich dienen einige Haare den Samen zur
leichtern Verbreitung dieser letztem, z. B. die Hakenborsten
bey den Arten von Gallium, Bidens, Verbesina alata
etc., ferner 'die Angelborsten an den Samen des Cynoglossum
virginicum. Wenn diese Samen von den vorbeygehenden Thie-
ren abgestreift werden, so sind jene Haken die dienlichsten
Mittel, wodurch sie sich anhängen, weiter getragen, und endlich
wieder abgestreift, und so an ganz andern Orten gleichsam
wieder ausgesäet werden. — Bey andern Pflanzen dienen
wieder die Haare ihrer Geschlechtstheile bloss dazu, um die
Oberfläche zu vermehren. Diess scheint z. B. der Fall bey dem
haarigen Bart unter der kleinen Narbe der Wicke zu seyn; diese
*) Amici (Annales des Sciences n a turelles. P a r Audouin, B ro g n ia rt et
Dumas. P a ris 18211. Seite 65) sah bey der P o rtu la ca oleracea in den
feinen H ä rch en de r Narbe Safik ö rp erch en a u f- u nd absteigen; als
ein K o rn P o llen , welches auf einem solchen Haare lag, platzte, fuhr
eine R ö h re h e rau s, die sich an die Seite des Haares anlegte , u n d
K ö rn ch e n e n th ie lt, die th e ils aus i h r , th e ils aus dem P o llen kam
e n , unregelmässig sich bew egten, u n d nach drey Stu n d en v e rschwunden
waren. —
Bey O p h ry s insectifra sitzt de r P o llen als d ich te Masse auf D rü sen h
a aren , welche m it dem F ru c h tk n o te n Zusammenhängen. —
Haare hindern durch ihre besondere Stellung den Verlust des
Samens, indem sie ihn gleichsam zwingen, in der Nähe der
Narbe zu bleiben. _ Der eigenthümliche Bau der Befruchtungswerkzeuge
des Aconitum neomontanum scheint in dem ersten
Augenblick für dieses Geschäft sehr nachtheilig eingerichtet
zu seyn, und dennoch wird bey näherer Beleuchtung die
Fructification eher dadurch befördert, als gestört. Denn die aus
den Spalten hervorquillenden kleinen Oeltropfen sammeln sich
durch die grosse Annäherung der Griffel und Narben zu einem
grossem Tropfen; die Träger stehen mit ihrem breiten Theil
überall mit den Stempeln in enger Verbindung, an ihrem
pfriemenförmigen Theil aber sitzen engstehende zerstreute Fadenhaare,
welche die Narben bedecken; und weil die Träger
selbst in ihrer Jugend verschiedentlich gebogen sind, nach und
nach aber, und sehr einzeln, gerade auswachsen, ,so entsteht
nach Sc h rank eine Bewegung der Haare, wodurch immer
Blüthenstaub zur gemeinschaftlichen Narbe gebracht wird, abgesehen
von dem, dass die ziemlich langen Haare über diess
noch anderer mechanischer Bewegungen fähig sind *).
3. Manchmal beste ht| der Nutzen der Haare bloss darin, die
Ober f läche der Pf lanze rauh zu machen, und dadurch
einerseits diese selbst zu schützen, andrerseits die Möglichkeit
einer genauem und andauernden Berührung zwischen ihr und
andern zu erzielen und zu erleichtern. Diess sehen wir schön
realisirt bey dem Hopfen, welcher durch seine Schützenborsten
an den Blattrippen, Blattstielen, jungen Aesten und Stempeln
die Reibung zwischen der Pflanze und der Stange vermehrt,
sich also an letztere um so fester anklebet, und zugleich die
unmittelbare Berührung zwischen der feinen Substanz der
Pflanze und Stange hindert. —
4. Ich stehe keinen Augenblick an, zu behaupten, dass
die Haare mancher Pflanzen zur Zi e rd e derselben beytra-
gen. Wer gibt nicht gerne zu, dass der feine sammtartige
Ueberzug in manchen Blumenkronen die Zartheit und Eleganz
derselben ungemein erhöhe? Wer sieht den Staubfaden
der Tradescantia ohne herzerhebende Bewunderung an?
und dennoch sind es bloss die violetten Gelenkhaare, die ihm
diesen Reiz verleihen. Ich zweifle auch nicht, dass der seidenartige
Ueberzug so vieler Pflanzen zur Erf öhung ihres an-
*) Siehe B n i e r i s c h e F l o r a n. 816. Tab, 111. F»g- 1- 2.