
Querwände fehlen, zu rF in s a u g u n g bestimmt sey en ? Ihm ist diess
seh r wahrscheinlich, weil die Haare an den Wurzeln keine S p u r
v o n Querwänden zeigen, die Haare am Stamme u. s. w* aber, wenigstens
in der Nähe der Basis immer damit versehen sind. So
sah L i n k au ch Querwände hey a llen H a a re n , die offenbar kleb
rig e u n d rie ch en d e Stoffe abso n d e rn . .Diese E in ric h tu n g scheint
ihm auch sehr d e r N a tu r gemäss zu seyn: einsaugende Haare
müssen die Flü ssig k eit schnell d u rc h la s s e n , damit eine Menge
v on derselben in das Gewächs t r i t t ; ab sondernde Haare h in g e gen
können Querwände h a b en , damit der Stoff beym D u rch schw itzen
d u rch dieselben seine gehörige Beschaffenheit u n d Mischung
e rh a lte . —
Bey dieser grossen Verschiedenheit der Ansichten scheint
mir nach genauer Erwägung und Vergleichung der beyder
Seits angeführten Thatsachen, der Schluss am wahrscheinlichsten
: dass ei n i g e Haare zur E i ns au g u ng , andere
zur Ab s o n d e r u n g gewi sser F l ü s s i g k e i t e n dienen.
Ob es auch solche gäbe, welche beyden Functionen vorzuste-
hen im Stande sind, ist schwer zu entscheiden.
A n m e r k u n g . T r e v i r a n u s h ä lt die Haare fü r m e h r zufällige O rgane
der E p id e rm is, als die P oren. Sie e n th a lten noch ihm Luft
u n d Saft, u n d stehen in Bezug auf Absonderungen aus dem P a ren
ch ym n ic h t in so u nm itte lb a re r V e rb in d u n g wie die P o r e n ,
indem sie n ic h t n u r au f de r Ob e rh au t s te h e n , so n d ern wirklich
Verlängerungen derselben sind. Siehe dessen vermischte S c h riften
4. Bd. 1829*
B. Neb e n ve r ri ch tung e n.
§. 21.
1 Einige Haare dienen den Pflanzen, auf denen sie Vorkommen
zum Sc hut z und zur Bede c k u ng zarter Theile.
Auf diese Idee werden wir geradezu durch den Umstand geführt,
dass die weise Natur immer die zartesten Theile so sorgfältig
mit Haaren verwahrt hat. So sehen wir diess bey den Blättern
in der Knospe u. s. w. Schon Grew *) hat bemerkt,
dass die Haare den jungen Pflanzen dazu dienen, die noch
unentwickelten Theile vor dem wechselweisen Drucke zu schützen.
Daher verlieren sich die Haare an den Blättern mancher
Pflanzen, sobald sich diese entfaltet haben, wie wir diess
an der Rothbuche sehen; bey andern fällt die haarige Bekleidung,
durch welche sie gegen die Strenge des Winters
f) A. a. O. IY. Bd. Ch. I.
geschützt wurden, mit der wiederkehrenden warmen Jahrszeit
hinweg. Am auffallendsten ist dieser Zweck der Haare
bei der Blattknospe der Rosskastanie, und bey manchen Nadelblättern
zu erkennen, z. B. bey den Fichten und der Magnolia
grandiflora, wo jedes junge Blatt eine zarte, behaarte
Hülle, wie eine Scheide besitzt, die sich in der Folge ab-
streift *). — Dass die steifen Haare, Borsten und Stacheln ebenfalls
zum Schulze der Pflanzen dienen, ist zu einleuchtend, als
dass man es nicht einsehen musste. Auch hat uns Schrank**)
den Nutzen der Hakenborsten bey den verschiedenen Arten
der Forskohlien auf diese Weise zu erklären gesucht, indem
er eine Fliege sah, die den Kleber auf dem Blatt aufschlürfen
wollte, aber mit dem Rüssel an einigen Hakenborsten
hangen blieb und starb. — Linné ist der Meinung, dass die
Haare mehr gegen die Wärme als Kälte schützen, und sucht
durch einige Beyspiele zu beweisen, dass die grosse Hitze,
und auch der schädliche Einfluss des Windes dadurch abgehalten
würden. Es sind aber nicht allein viele in den wärmsten
Gegenden wachsende Pflanzen glatt und kahl, wie die
meisten fetten Gewächse, die Fackeldisteln, Euphorbien, Fi-
coiden u. s. w., sondern man findet auch in kältern Gegenden
mehrere, welche mit Haare besetzt, oder gar mit einem wolligen
Ueberzuge bedeckt sind. Fast alle, die an dem Ufer des
Meeres wachsen, und wo meistens kalte Winde herrschen,
sind von der Art; daher man wohl eher zugeben mag, dass
die Haare überhaupt, und besonders wenn solche dicht stehen,
und unter einander verwickelt sind, oder ein besonderes
Gewebe ausmachen, den Pflanzen mehr zum Schutz ge-
geh die Kälte als gegen die Wärme dienen. Solche weiche,
lange und krause Haare halten, wie De C a n d o l l e sagt, um
die zarten Organe herum eine gefangene Luftschichte zurück,
und hindern so gleich den Thierpelzen das Durchdringen der
äusseren Temperatur.
Auch gegen die äussere Feuchtigkeit schützen die Haare
in manchen Fällen, welches man am besten bemerkt,
wenn man stark behaarte Blätter ins Wasser taucht, wo dann
die behaarte Fläche dennoch trocken bleibt. Eben so spricht
die Beobachtung, dass die meisten haarlosen Flächen der Pflan*)
R u d o lp h i a, a. O. p. 126,
**) A. a. 0 . p. 68 — 71.