
des. Doch sehen wir diess durch die tägliche Erfahrung widerlegt,
indem auch andre Thiere, z. B. schwarze Hunde §f s.
w. manchmal recht auffallend grau werden. — Die meisten
jungen Hasen haben auf dem Scheitel einige weisse Haare,
der S t e r n genannt. Diess Merkmal vergeht aber gewöhnlich
nach dem ersten Hären; bey einigen aber bleibt es bis ins
hohe Alter.
Bemerkenswerth sind hier auch noch die auffallenden
Veränderungen, welche in d e r Ze i t der F o r t p f l a n z un g
(Brunst) an dem Haargebilde der Thiere beobachtet werden,
und welche nebst andern Erscheinungen den Satz bewahrheiten
: dass die t hi e ri sche Hautbi ldung in dieser Zei t
i h ren höchs t en Gipfel erreicht. Es sind nämlich im
Allgemeinen die Haare der Säugethiere in der Brunstzeit am
glattesten, dichtesten und lebhaftesten gefärbt, und das Gefieder
der Vögel ist dazumal am weichsten, glänzendsten und
buntesten. Insbesondere aber erscheinen manche eigenthüm-
liclie Bildungen der Männchen bloss während der Brunstzeit,
und verschwinden nachher wieder. So wird bey den Vögeln
das Männchen von Loxia oryx in der Brunst hochroth und
am Bauch und Kehle glänzend schwarz, während es nach derselben
wie das Weibchen eine graulichbraune Farbe hat; die
Ohrfedern des Fasans werden grün, und der Kampfhahn bekommt
einen Federbusch am Hinterhaupt und Halse, den er
nachher wieder verliert. — Auch die Farbe der Haare wird
durch die in dieser Periode verstärkte Absonderung an denZeu-
gungstheilen bey manchen Thieren verändert; so färbt sich
der Hirsch und Behbock am Bauche schwarz, und die Haare
am Zeugungsgliede des Damhirsches werden nicht allein immer
schwärzer, sondern auch grösser, je weiter die Brunstzeit
vorrückt, so dass sie endlich eine Quaste bilden. Beym
Fuchse färbt die zähe, angenehm riechende Feuchtigkeit,
welche von einer Drüse am Zeugungsgliede ausgeschwitzt
wird, die umstehenden Haare gelb u. dgl. m. _
■ ^a?e£en nehmen weibliche Thiere im höhern Alter nicht
selten einen männlichen Typus an, der sich auch in den
Haaren ausspricht. So bekommen weibliche Giraffen im Alter
die männliche Farbe der Haare, Pferde die männliche
Mähne, Enten die kurzen Schwungfedern des Männchens,
Fasane den Glanz und die Lebhaftigkeit der Farbe ihrer
Männchen.
Eine der wichtigsten Erscheinungen an den Haaren der
Thiere ist jene diesen eigene Metamorphose, 'vermög welcher
sie gewissermassen auf dieselbe Art eine ganz neue Haardecke
für den Körper, wie die Schlangen und andere Amphibien eine
neue Haut erhalten. Man nennt diese Erscheinung bey den
Säugethieren das Hä r en , bey den Vögeln aber insbesondere
die Ma u s e r .—
Ueber den eigentümlichen Process, welcher zur Zeit des
Härens in den zum Haar gehörigen Theilen vor sich geht, hat
uns noch Niemand so klaren Aufschluss gegeben, als Herr Professor
Heus i nger *). Es ist zwar leicht möglich, dass meinen
Nachforschungen über diesen Gegenstand in den ältern Schriften
etwas entgangen ist; allein ich zweifle selbst in diesem Falle
keineswegs, dass die uns von Heu singer kund gegebenen Erfahrungen
immer das grösste Interesse und Lob verdienen, und
da sie so ganz dem Gange der Natur gemäss zusammengestellt
sind, so nehme ich keinen Anstand, das Wichtigste davon hier
mitzutheilen. — Nachdem Herr Prof. Heus i n g e r die anatomische
Beschreibung aller zum Haar gehörigen Theile geendet
hat, kommt er zur eigentlichen Entwickelungsgeschichte derselben.
Um zu dem gewünschten Resultat zu gelangen, rupfte
er einem Hunde täglich einige Tasthaare aus, und tödtete denselben
nach dem Ausrupfen der letzten. Die Ergebnisse seiner
alsdann gemachten Beobachtungen stellte er unter folgende
sechs Punkte zusammen:
1) Gleich nach dem Ausrupfen zeigt sich ein Blutstropfen in
der obern Oeffnung des Balges; öffnet man diesen letzteren
io — 12 Stunden nach dem Ausrupfen der Haare, so
findet man die fleischige Substanz am Haare angeschwollen
und blutreich. —
2) Drey Tage nach dem Ausrupfen findet man diese Substanz
wieder ziemlich in ihrem gewöhnlichen Zustande (doch
ist diese Zeit nicht immer gleich). In der Mitte derselben
findet sich eine schwärzliche bröckliche Masse, die von
dem Boden des Balges bis zur Mitte der fleischigen Substanz
in die Höhe reicht.
3) Fünf Tage nach dem Ausrupfen zeigt sich bereits ein et-
* ) Me c k e l s Archiv fü r Physiologie 7- Bd. 4tes Heft. p. 555.
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