
u n d u n te r de r L ed e rh au t en tsp rin g en , ebenfalls da u nd d o rt in
den allgemeinen Begriff von Haaren aufgenommen, allein gewiss
m it U n r e c h t: indem es, wie wir in d e r F olge sehen werden, viele
Haare g ib t , denen dieses Merkmal ganz a b g e h t, u n d die man
d o c h , wie gesagt zu allen Zeiten u n d an allen O rten u n te r die
Haare gezahlt h a t , u n d fortan zahlen wird,
A n m e r k u n g . 2. N a tu rp h ilo so p h isch h a t man das T h ie rh a a r ein Haarge-
fäss g e n a n n t, welches bloss Schleim f ü h r t, ab er sich einzeln ü b e r
das F e ll h in au s v e rlän g e rt. (O k e n ’s N a tu rp h . 2te r T h l. p. 89)»
§. 38-
Or g ani s a t i on, Form und Ges tal t der
Thi e r haare.
Die genauere anatomische Untersuchung der Haare unterliegt
bey denThieren im Allgemeinen weit weniger Schwierigkeiten
, als bey den Pflanzen, und selbst beym Menschen.
Am besten eignen sich zu solchen Untersuchungen die Stacheln
des Igels und Stachelschweins, die Borsten des Elens,
des Wildschweins, die Knebelbärte und Tasthaare der Seehunde,
Katzen und andrer Fleischfresser.
Um nun in der weitern Auseinandersetzung und Beschreibung
der Organisation der Thierhaare überhaupt ein
Schema zu haben, das, so wie es sich durch seine höchste
Vollkommenheit auszeichnet, zugleich auf alle ührigen mehr
oder weniger passt, selbe wenigstens immer unter sich begreift;
so handle ich zuerst von denjenigen Theilen, aus welchen
ein, auf der höchsten Stufe der relativen Vollkommenheit
stehendes Thierhaar zusammengesetzt ist; und da ich
aus Gründen, die ich weiter unten auseinandersetzen werde,
die eigentlichen Tasthaare der Säugthiere als die vollkommensten
betrachte, so ist meine erste Aufgabe, diese in ihre Theile
zu zerlegen, d. i. anatomisch zu beschreiben.
Man unterscheidet aber an jedem Tasthaar folgende Theile
: 1. den B a 1 g sammt der in ihr enthaltenen Wu r z e l oder
Zw i e b e l des Haares, 2• den S c h a f t , C y l i n d e r , oder
auch das Haar im engern Sinne.
• § • 39-
Be s c h r e ibung des Balges und Cyl inders.
Folgendes ist die genaue Beschreibung des Balges eines
Tasthaars aus der Schnauze eines Ochsen :
Ein solches grosses Tasthaar beginnt mit einem ovalen,
1 ’/ 2 Linie langen, und Linie breiten, weissen und festen
Körper, dem B a lg e , der mit seinem untern, stumpfzuge-
spitzten Ende in der Fetthaut wurzelt, von hier aus die Lederhaut
ganz durchdringt, und bis an die Oberhaut reicht. Dieser
Balg ist durch Zellgewebe an die Fetthaut, das Corion,
und an die Oberhaut befestiget, und zwar an letztere am
schwächsten. Rein präparirt, d. h. von allem umgebenden
Zellgewebe befreyt, erscheint er weiss und derb, am untern
Endlheil aber durch einige Fortsätze mit den vorbeystreifen-
den Nerven und Gefässen verbunden. — Schneidet man nun
den Balg ein, so kommt man zunächst auf die äusserste feste
Haut, von der so eben schon die Rede war; und hier entdeckt
man jetzt, dass diese Haut ein ungefähr ‘/4 Linie dickes, übrigens
aber gleichartiges, festes Gewebe* hat, das sie zu einer
Haut sui generis stempelt. Ganz mit Unrecht hält sie
Ga ul t ier für eine Fortsetzung der Lederhaut, indem er
glaubt, dass sie durch eine Einsackung dieser letztem entstanden
sey; in gleichem Sinne sucht er auch die einzelnen
Theile des Hautorgans in dem Haarbalge wieder zu finden.
Die beyden Flächen des letztem glänzen im frischen Zustande,
und geben ihm so die Aehnlichkeit mit einer fibrösen Membran.
Uebrigens ist diese Haut keineswegs ganz geschlossen;
sondern bildet eine Art von Säckchen, das jedoch oben eine
grössere, unten aber mehrere kleinere Oeffnungen hat. Erstere
wird ganz genau von dem aufwärts durchdringenden Haar, die
untern aber von den eintretenden Nerven und Gefässen
sammt ihrem Zellgewebe verschlossen. — Schneidet man
den Balg der Länge nach auf, so sieht man, -dass diese erste
Haut mit ihrer innern Oberfläche an einen etwas d u r c h s
i cht igen, s ul z a r t ig en, verschie denl l i ch r oth gefärbten
Körper stösst, mit dem sie durch sehr feine, unzählbare
Querfädchen zusammenhängt. Trennt man aber auch
diese Fäden, so quillt ein dünnflüssiges Blut heraus, nach dessen
Abfluss der ganze Theil ein weissgelbliches Ansehen bekommt.
Es scheint jedoch, als wenn diese blutige Flüssigkeit
sich nicht allein in den als Querfäden erscheinenden Haarge-
fassen, sondern auch in den Zwischenräumen derselben befinde,
und zwar so, dass ihre Menge nicht immer gleich gross,
und daher die Farbe des ganzen Theils bald mehr, bald weniger
roth, bald selbst gelblich sey. Sind alle jene Fäden ge-
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