
n a l ; dagegen sah ich an den flach anliegenden Schwanzhaaren,
welche d u rc h sich tig s in d , den schönsten Doppelcanal. E n d lich
trä g t das T h ie r in de r Geg en d , wo de r Schwanz m it dem Rumpfe
zusammenhä'ngt, eine feine Wolle, die sehr der Merinoswolle ähnelt*'
1 A n m e r k u n g 2. So fand ich die Tex tu r der R e h h a a r e , u n d b in
also m it der Ansicht von H e u s i n g e r ü b e r diesen Gegenstand
ü b e re in stim m en d . Wenn e r ab e r b e h au p te t , dass alle e ig en tlichen
Haare , u n d selbst die Menschenhaare, in den m ehrsten S tü ck
en m it den eben b e schriebenen Übereinkommen, so sche int die •
ser Ausspruch wohl eine Berich tig u n g zu v e rd ien en . Zu v ö rd erst
müssen wir wissen, was man u n te r e igentlichen H aaren zu v e rste hen
h a b e , u n d diese D e finition ist gewiss n ic h t so le ic h t zu geb
en , als es Manchem scheinen möchte. W en n H e u s i n g e r (wie
man wohl zunächst glauben muss), d a ru n te r alle jene Haare z ah lt,
die n ic h t zu den Ta st-, schuppenförmigen, Borsten- , Woll- u n d
S e ideha aren gehören , so möchte er wohl noch bey den H a aren
m an ch er de r ü b rig en T h iere a u f T e x tu rv ersch ied en h e iten kommen,
die sich n ic h t so ganz an die beschriebene der Rehhaare an-
re ih e n lassen. — E s ist ü b e rh a u p t eine seh r schwierige Sache, die
Haare nach ih r e r T e x tu r streng zu classificiren , weil die Manich-
fa ltigke it derselben zu gross ist. W e ld i’ grosser U n te rsch ied is t
vollends n ic h t zwischen einem Reh- u n d einem M enschenha a r!
F rey licb finden wir in den meisten , oder wohl gar in a llen Haaren
Z e lle n , ab er gerade ih re Gestalt u n d sonstige Beschaffenheit
ist so v e rschieden , dass n ic h t das H a ar einer Species dem einer
an d ern , ihm sonst noch so seh r verwandten , ganz gleich kommt.
— Auch g ib t es noch eine Menge Haare , die in Bezug au f ih re
T e x tu r zwischen den p la tte n u n d fleckigen H a aren gleichsem in
der M itte stehen , wie man diess schon in den H a aren der H y -
s t n x d o r s a t a ausgesprochen findet. F e rn e r trifft man öfters
H a a r e , deren Oberfläche gleichsam wie aus feinen Sch ü p p ch en
besetzt zu seyn sch e in t} u n d noch andere T h ie rh a a re äh n eln
wieder sehr den M en sch en h a a ren , wie z. B. die e in ig e r Affen,
n am en tlich des C e r c o p i t h e c u s r u f u s , I n u u s a e t h i o p s ,
P a p i o a r a a t u s etc«, fe rn e r der U n z e, des Wasch b ärn , des S tin k th
i e r s , des Bibers u. m. a. So b le ib t also dem F o rsch e r noch ein
reiches Feld zu fe rn em B eobachtungen , denn wer ist im Stande,
alle Haare genau zu u n te rsu ch en ? —
Vergleiche Tab. XI. Fig. H 4-— jgffl.
§• 95-
Von den Tas thaaren,
Mit diesen Namen belegt man alle jene Haare, welche
auf beyden Seiten um den Mund der Säugethiere, und zwar
) A. a. O, p. 186.
auf ihrer Oberlippe stehen, und sich einerseits durch ihre vorzügliche
Länge, andrerseits durch ihre physiologische Bestimmung
— als Gefühlsorgan— auszeichnen. Sie entsprechen also
in Bezug auf ihre Lage dem Schnauzbar t e des Menschen,
und heissen daher auch Schnauz - oder Kne bel b ä rt e ,
(Moustaches) der Thiere. Im gewöhnlichen Sinne spricht man
nur den Säugethieren diese Haare zu; es Kessen sich aber nach
meiner Meinung die um den Mund gelagerten Fühlfäden der
wirbellosen Thiere, namentlich der Zoophyten und Würmer,
ferner die Bartfäden der Fische wohl zu den Tasthaaren zählen.
Ueber den Bau dieser letztem wurde schon früher (§. 68)
das Nöthige angeführt, und was ihre Function betrifft, so soll
sie in den physiologischen Bemerkungen über die Thierhaare
weiter besprochen werden. Ich beschränke mich daher jetzt
bloss auf die Tasthaare der Säugethiere. Ihre Verbreitung in
dieser Thierklasse ist, wo nicht allgemein, doch ausserordentlich
gross , und ihr entspricht auch eine grosse Manichfaltigkeit
in der einzelnen Anordnung, Lage, Menge, ja sogar in dem
anatomischen Baue dieser Haare. So sind sie in manchen Thie-
ren — namentlich den kleinern, zartem — ebenfalls feiner or-
ganisirt, als in andern, die sich überhaupt durch einen starken,
torosen Körperhau auszeichnen. Man darf ja nur das Tasthaar
einer Maus mit dem eines Ochsen vergleichen. — Was
nun ihre innere Textur betrifft, so weichen sie nicht allein von
den sogenannten eigentlichen Haaren nicht sonderlich ab , sondern
man kann sie mit allem Recht als die Normhaare des ganzen
Thierreichs betrachten, und Jedermann wird zugehen
müssen, dass das Tasthaar in jeder Hinsicht das vollkommenste
unter allen Haaren ist. — Demnach bestehen sie l) aus dem
Balg und der in ihm enthaltenen Zwiebel, und 2 ) aus dem
Haarschafte. — Was die erstem anbelangt, so habe ich selbe
im §. 3<j ausführlich und genau so beschrieben, wie ich sie
nach wiederholten Versuchen in der Natur, und zwar in der
Schnauze eines Ochsen fand. — Mit dem dort angegebenen
Baue stimmen auch die Barthaare der übrigen Säugethiere in
der Hauptsache durchaus überein, wesshalb es überflüssig ist,
ihrer weiter zu erwähnen. — Der Haarschaft selbst fängt auf
dem Boden des Zwiebelbalgs mit einer Anschwellung an, die
man Wurzel — nach andern auch Zwiebel — nennt. Sie ist
in den verschiedenen Thieren ebenfalls von sehr verschiedener,
wahrscheinlich bey jedem Individuum von eigener Gestalt,