
ten mit einer Reihe von Fäden besetzte Schaft in die Atmosphäre
erhebt.
So gross auch die Verschiedenheit der Federarten ist,
so kommt ihnen doch allen die (jrundstructur zu, indem sich
bey allen dieselben wesentlichen Theile einer Feder überhaupt
vorfinden. Um nun diese letzteren genau darzustellen,
nehmen wir eine Schwungfeder des Huhns zur Hand, um sie
anatomisch zu betrachten.
Eine solche Feder besteht aus folgenden Theilen:
1 . D e r Kiel , die Röhr e, auch die Spu le (Scapus,
calamus, tubus). Diess ist jener Theil der Feder, welcher in
der Haut verborgen steckt. Er bildet eine durchscheinende, mehr
oder weniger cylinderförmige hornige Röhre, von verschiedener
Länge. Man unterscheidet an ihm ein oberes und unteres
Ende, welche sich beyde in dem Mittelstück vereinigen. Das
untere Ende (nach Heusinger und Andern das Gr üb chen),
nach Fr. C u vier der u nt er e Nabel ), ist stumpf zugespitzt,
und hat an der etwas vertieften Stelle eine Oeffnung, an deren
Rand der Kiel eigentlich beginnt, und deren Mitte oder Boden
von einer dünnen, glatten, trockenen aber starken Haut verschlossen
ist, welche ihrerseits wieder mit dem Rande fest zusammenhängt
, und die man als den Anfang der nachher zu
beschreibenden Seele betrachten muss. — Da, wo sich der
Kiel an die innere Fläche des Schaftes anschliesst, und wo der
zu beyden Seiten des letztem stehende Bart zusammenläuft, befindet
sich eine zweyte, durch den äussern Ast der Seele verschlossene
Oeffnung, welche man die äussere Oe f f n un g
der S e e l e , oder den ober n Nabel zu nennen pflegt. —
Der Kiel selbst hat zwey Flächen, eine innere und eine äussere,
welche beyde mit einer hornartigen Substanz überzogen
sind, die man wenigstens Aussen die Sc he i de des Kiels genannt
hat. Im Innern zeigt der Kiel eine gleichförmige hornige
Substanz, die jedoch häufig Längefasern besitzt, wogegen die
Fasern der äussern Fläche quer und ringförmig sind. Schneidet
man den Kiel auf, so zeigt sich ein trockener, häutiger, aus
lauter übereinander liegenden Zellen bestehender Cylinder,
welcher die S e e l e , oder auch die innere Membran des Kiels
genannt wird. Die unterste dieser Zellen grenzt an den untern
Nabel, oder an das Grübchen, die darauf folgenden sind sehr
kurz, indem sich ihre obern und untern Wände nicht selten
berühren : zuletzt nach oben erweitern sich die Zellen wieder,
und werden länger. Alle Zellen sind mittelst durchlaufender Fäden
mit einander verbunden. — In der Gegend des obern Nabels
theilt sich die Seele in einen äussern und innern Ast, wovon
ersterer die äussere Oeffnung der Seele, oder den genannten
obern Nabel verschliesst, und auf der innern Fläche des
Schaftes in dessen Furche als ein bräunliches Fädchen erscheint.
Der innere Ast aber setzt sich in den Schaft fort, und endiget
sich in dessen Mark. — Endlich ist noch am Kiel der häut ige
Ring zu bemerken, worunter man jenen schmalen Hauttheil
versteht, der beym Ausrupfen der Feder am Kiel sitzen bleibt,
und die Grösse des in der Haut verborgenen Theils vom Kiel
anzeigt.
Fr. C u v i e r "') hat an den S chwungf e de r n, und an
den Federn überhaupt zwey Arten von Kielen bemerkt, wovon
die eine massiv, die andere bis in die Spitze hohl, oder mit
einem Canal versehen ist. Bey den Kielen der ersten Art hört
die Seele am obern Nabel auf, indem sie sich an denselben
heftet; bey den Kielen der zweyten Art ist sie gleichfalls an
diesen Nabel geheftet, setzt sich aber durch die ganze Länge
des Kieles fort. Diese Länge ist übrigens sehr verschieden, natürlich
grösser an den Schwung- und Schweiffedern, und kleiner
an den Körperfedern und Dunen. Bey manchen Federn,
z. B. bey denen am Hypochondrium des Paradiesvogels beträgt
die Länge des Kiels kaum ’/4o, bey andern z. B. bey den Flügeldeckfedern
des Flamingo über J& der ganzen Federlänge.
Im Allgemeinen gilt nach We n z e l w ) nur, dass der Kiel der
Schwanzfedern länger, als jener der Schwungfedern ist.
§. 73.
2 . Der S c h a f t , oder die Ruthe (Rhachis) ist der
zweyte Haupttheil der Feder , und als eine Fortsetzung des
Kiels anzusehen. Er fängt gewöhnlich mit zwey, beym Truthahn
mit drey spitzigen, oder abgerundeten weissen Schenkeln
an, und bildet einen mehr oder weniger länglichen Kegel,
dessen eine, die obere Fläche, convex, die andere, untere Flä- *)
*) Mémoires deMuseum d ’Histoire naturelle. 7ieme année, cah. 5. Auch
in F r o r i e p ’vS Notitz en aus dem Gebiet der Na tur- und Heilkunde,
15. Bd. p. 135.
**) W e n z e l C. u nd J. Bemerkungen über die S tru c tu r der ausgewachsenen
Schwung- u nd Schweiffedern, Tü b in g en 1807- 8.