
liecht behaupten, dass sie, in Bezug auf ihre Vitahtätsverhält-
nisse, ungefähr in demselben Bezüge zur ganzen Pflanze sind,
wie das Thierhaar zum thierischen Organismus. Endlich muss
ihre so grell in die Augen fallende Verschiedenheit in der eben
angegebenen dreyfachen Beziehung jederzeit festgehalten werden,
sobald von ihren verschiedenen Verrichtungen die Rede
ist. Auch ist es nicht unwahrscheinlich, dass die Zwiebel-
und Warzenhaare, so wie jene , welche in auffallendem Grade
einer Secretion vorstehen, rücksichtlick ihrer Organisation, den
Thierhaaren am nächsten kommen.
§. 17-
Wir können mit voller Gewissheit annehmen, dass die
Pflanzenhaare vom Grunde gegen die Spitze av achs en, und
wenn uns auch Du Hame l ’s Versuche dieses nicht so anschaulich
machten , so spricht doch alle Analogie dafür.
Dass übrigens ihr Wachsthum nothwendig an das Alter ge-
bnnden sey, ist ebenfalls eine ausgemachte Sache} daher erreichen
die Haare nicht allein im Allgemeinen eine verschiedenartige
Grösse , sondern diese selbst ist während den einzelnen
Lebens-Perioden der Pflanze öfters Veränderungen unterworfen.
Im Durchschnitte wachsen sie schnell zu ihrer höchsten
Grösse und Ausbildung heran, auf der sie dann einen
scheinbaren Stillstand machen, und endlich in die regressive
Metamorphose eintreten, d. i. nach und nach immer spröder,
saftloser werden, vertrocknen und endlich ganz abfallen. Ue-
brigens hängt die Entwicklung der Haare nothwendig mit jener
der Pflanzenorgane zusammen, an denen sie hervorwachsen,
denn die Haare erscheinen nicht eher, als die Entwick-
lung ihres mütterlichen Bodens bis auf einen gewissen Grad
gediehen ist. — Im Winter und unter allen jenen Verhältnissen,
die den Tod der Pflanzen, vorzüglich aber auch die Verr
nichtung des Oberhäutchens nach sich ziehen, gehen auch
die Haare zu Grunde, die demnach wegen ihres viel zär-
tern Baues nicht so unverweslich, als die Thierhaare sind.
— Merkwürdig bleibt noch die Veränderung mancher
zarter. Pflanzenhaare, vermög welcher sie offenbar in Borsten
und Stacheln übergehen. Man bemerkt nämlich an
einigen Fackeldisteln (Cactus Peirescia), an den Zweigen und
in den Blattachseln büschelförmige Haare, die mit der Zeit
immer stärker werden, mehr einzeln stehen, nnd die Natur
der Borsten, und endlich selbst der Stacheln annehmen. Dasselbe
zeigt sich bey den Acacien. — Vom Grau- und Bl e i chwe
r d en der Pflanzenhaare schweigen die Autoren ganz, und
ich muss gestehen, dass ich ebenfalls nichts Aehnliches beobachtet
habe; welches übrigens hier um so weniger auffallen
kann, da bekanntlich die meisten Pflanzenhaare ohnehin schon
von weisser Farbe sind.
§. 18-
Um nun zunächst zu den Functionen, der Pflanzenhaare
überzugehen, theileich jene zuerst in Haupt - und Nebenver r
ic htungen ein, und verstehe unter den ersten alle jene Verrichtungen,
die auf die ganze Oekonomie der Pflanze einen
wesentlichen Einfluss haben, wogegen die Nebenverrichtun-
gen den manichfach gestalteten, zufälligen Nutzen bezwecken.
A. Haupt ve r r i chtungen.
§. 19.
a) E ins au gun g gewi s se r in der L u f t , E r d e und
dem Wa s s e r enthal tene r Flüs s igke i t en.
Hauptvertheidiger dieser Idee sind: Ma l p i g h i ,
S c h r a n k , Bonnet , Rud o l p h i und zum Theil auch De
C and ol le. Die Gründe dafür sind:
1. Es leitet uns zuvörderst die nähere Betrachtung der
Wurzelhaare auf den Gedanken hin, dass selbe als treue Begleiter,
ja als wesentliche Bestandtheile der zarten Wurzeln
wohl auch an dem Hauptgeschäfte der letzten, nämlich der
Einsaugung, Theil nehmen werden. — Diese Meiuung ist keineswegs
neu, denn schon der grosse Mal p i g h i , der die
Haare an den Wurzelfasern sehr gut beobachtete, und auch
abbildete hat darauf hingezielt. Er äussert sich hierüber
fol^endermassen *): Quaenam sint portae, seu haniia orificia,
quae propulsum fluidum cribrent et determinata admittant, ad-
huc dubium. Circa t enel las radi ces pi l i copiose luxur
i a nt hinc inde: sunt autem pili candidae fistulae et gra-
cillimae, minimis orbiculis invicem hiantibus coagmentalae,
unde horum orificiis determinatae figurae anologam ßuidi par-
tem, ambientium vi expressam, admittunt, et ligneis fistulis
reddunt. Ubicunque radices a proxima terra per spatium
aliquod distanl, pili hujusmodi in rete complicantur, et circa
*) Opp, II . p. 84. de pilis.
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