
in dieser. Unser tägliches Leben mit seinen gewöhnlichen Bedürfnissen
erinnert uns zu oft daran, Klima und Jahreszeit
halten uns denselben so grell vor Augen, dass man sich nicht
wundern darf, wenn unter dem Kapitel, welches vom Nutzen
der Haare handelt, die Bedeckung des thierischen Körpers,
und der dadurch bewirkte Schutz desselben vor äussern Unbilden
jeglicher Art obenan steht. — Im Allgemeinen sehen
w'ir wirklich gerade jene Thiere am haarigsten, welche dem
feindseligen Einfluss des Klima und der Jahrszeit am meisten
ausgesetzt sind. Desshalb hat die Natur alle Thiere im wilden
Zustande mit einem stärkern Haarwuchs begabt, als die zahmen;
desshalb verlieren manche Thiere, wenn sie ihr kaltes
Klima, oder ihre rauhe Lebensweise mit einem wärmern Himmelsstriche
und dem gemächlichen Zustande der Hausthiere
vertauschen, ihre Haare in einem wirklich auffallenden Grade,
wie uns das guineische Schaf, das nur Haare, statt Wolle, und
der guineische Hund, der gar keine Haare hat, zur Genüge
beweist. Ich müsste mich selbst wiederholen, wenn ich alle
die Thatsachen hier anführen wollte, welche das Gesagte bekräftigen,
und ich verweise demnach auf die §§. 45, 46? wo
von dem Einflüsse des Klima, der Jahrszeit und der Lebensart
auf die Haare gehandelt wurde. — Dass die Thiere gerade
an ihrer sogenannten Lichtseite, also jener, die den äussern
Einflüssen zunächst ausgesetzt ist, behaarter sind, als an der
Erdseile — also im Allgemeinen am Bücken mehr und stärker,
als am Bauche — spricht ebenfalls zu Gunsten des zu beweisenden
Satzes. Wollten wir übrigens die Naturgeschichte der
behaarten Thiere; ihre Lebensart u. s. w. genauer durchgehen,
so würden wir jeden Augenblick auf Thatsachen stossen, die
diesen Gegenstand ausser allem Zweifel setzen, und nach allen
Seiten bekräftigen. — Am allermeisten spricht wohl der aus
unserm täglichen Lehen genommene Umstand dafür, dass wir
uns selbst in der rauhen Jahrszeit, oder im kalten Klima durch
die behaarten Felle der Thiere — das sogenannte Pelzwerk —
vor den Unbilden derselben zu schützen wissen.
Auch das wechselseitige Yerhältniss, in welchem die
Menge, oder auch nur das Vorhandenseyn, und die geringe Anzahl
oder der gänzliche Abgang der Haare mit der derbem —
schaligen d. i. kalkartigen, und schuppigen Haut, und auf der
andern Seite mit dem feinen Fell stehen, führt uns auf die
Richtigkeit der angeführten Behauptung; und dass diejenigen
Thiere, welche im Wasser leben müssen, gewöhnlich haarlos
sind, lässt sich am besten dadurch erklären, dass sie ihrer
nicht bedurften, weil sie, deren Körper ohnehin mit dem Wasser
fast gleiche Temperatur hält, in diesem Medium gleich-
massig fortleben, und von allen anderartigen Einflüssen, denen
die Landthiere unaufhörlich ausgesetzt sind, wenig oder
gar nichts zu leiden haben. — Uebrigens ist es immer eine be-
merkenswerthe Sache, dass (mit Ausnahme der Fische und
Amphibien) im Allgemeinen gerade die Klassen der höhern
Thiere einen stärkern Haarwuchs von der Natur erhielten, als
die der niedern, und dass wir unsern Satz: »Die Haare dienten
zur Bedeckung« gerade bei den niedersten Thierklassen
fast gar nicht anwenden können; obwohl auch hier die
Natur, wie überall, ihre oft unerklärlichen Ausnahmen macht,
so dass wir Thiere, die in den meisten Beziehungen einander
ähnlich sind, oft in Bezug auf ihre Hautbedeckung ganz abweichend
finden. —
Interessant war mir die von Rösel gemachte Bemerkung,
dass der Nutzen der grauen Wollhaare, welche die Phalaena
bomb, laneslris L. als Schmetterling und Weibchen an den
letzten Gliedern ihres Hinterleibs in einem starken Büschel
beysammen hat, darin bestehe: dass das Thier die von ihm
nach der Paarung gelegten Eyer damit überziehe, nach dem es
sich dieselben mit dem zangenförmigen Ende seines Eyergan-
ges ausgerissen hat. So bedeckt auch Phalaena dispar. ihre in
ovalen Massen an Baumstämme gelegten Eyer mit ihren Haaren;
und Phalaena processionea überzieht eine Stelle mit
Schleim, streut die Hälfte ihres Haarbüschels darauf, legt dann
reihenweise ihre Eyer darein, und bedeckt sie endlich mit dem
Reste ihres Büschels, und zwar so, dass alle Haare eine gleiche
Richtung haben, nämlich mit ihrem Wurzelende auf den Eyern
stehen, mit dem andern Ende aber nach Aussen gerichtet sind.
Auf gleiche Art reissen sich Pelikane, Seetaucher, Enten,
Rebhühner und andere Vögel selbst die feinsten Federn aus
der Brust, und bereiten damit eine wärmere und weichere Unterlage
für ihre Eyer. So dient überhaupt die oft auffallende
Menge feiner Haare, welche man in der Larve vieler Schmetterlinge
findet, nebst dem daselbst liegenden Gespinnste zum
Schutze des in der Metamorphose begriffenen Thierchens; auch
schützt der starke Haarwuchs mancher Insecten ihre zarte Haut
vor einer ihnen nachtheiligen Reibung, und wohl zu berück-
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