
was mehr als zwey Millimeter langes Haar in dem Balge,
dessen Zwiebel dicht auf dem Boden des Balges liegt. •
4) Nun dauerte es noch eine geraume Zeit, ehe das Haar auf
die Oberfläche des Körpers gelangte; war es aber einmal
ausgebrochen, so wuchs es schnell, und erreichte in drey
Wochen seine naturgemässe Grösse.
5) Aber auch in der Zwiebel des Haares ergaben sich während
dieses Processes eigentliümliche Veränderungen. Denn
wenn ein Haar durch ein anderes ersetzt werden soll, so
wird die Zwiebel ganz blass; bald darauf bildet sich neben
ihr ein schwarzes Kügelchen, welches kurze Zeit nachher
eine kleine Hervorragung zeigt, die sich sodann schnell in
den Haarcylinder verwandelt. Dieses neue Haar wächst
dicht auf dem alten liegend, kommt ganz dicht neben diesem
nach aussen zum Vorscheine ; aber man unterscheidet
es ganz leicht durch seine viel grössere Dünne, und dunklere
Farbe.
6) Die Zwiebel des alten Haares verschwindet während dem
ganz, und bald darauf auch der untere Theil des Haares
selbst immer mehr; ist es bis an die äussere Oeffnung des
Balges geschwunden, so fällt dann der äussere Rest des
Haares ab, doch erst, wenn das neue Haar seine gehörige
Länge und Stärke hat. —
Die Regeneration der übrigen Körperhaare geschieht
ganz auf dieselbe Art, wie ihre erste Bildung im Foetus, und
wie diess so eben von den Barthaaren des Hundes gezeigt
wurde. Man kann diess im Frühjahr bey jedem härenden
Thiere beobachten. Gerade die Stellen, an denen sich die
Haare im Foetus zuerst bilden, fangen in der Regel auch zuerst
an sich zu regeneriren: der Schwanz, das Kreuz, die Gegend
um den Mund und besonders die Stellen oberhalb der
Nägel. Sollen demnach an einer Stelle die Haare gewechselt
werden, so setzen sich nach H e u s inge r neben den ganz
blassen, fast verschwundenen Zwiebeln der alten Haare kleine
Pigmentkügelchen in der Lederhaut ab, bald darauf sieht man
diese aus einer äusseren und inneren Substanz gebildet, sie
werden grösser, und es verlängert sich die äussere Substanz
in den Haarcylinder, der unter die Oberhaut gelangt, hier
eine Zeitlang liegen bleibt, diese endlich durchbricht, und
nach aussen erscheint, während die alten Haare ausfallen. —
Uebrigens ist die Zwischenzeit von einer Härung auf die andere
nicht bey allen Thieren dieselbe. So ist z. B. das Kamehl
mit seinen feinen Haaren alle Jahr in weniger als drey Tagen
einer allgemeinen vollkommenen Härung unterworfen, so dass
es um diese Zeit ganz kahl aussieht, und mit einem Kleister
überschmiert werden muss, damit seine Haut gegen die Stiche
der Insecten geschützt werde. Bey andern Thieren geschieht
das Hären bald früher, bald später, und selten allgemein, sondern
nur stellenweise. —
Bey dem Mausern der Vögel löst sich die Oberhaut andeji
Füssen, dem Schnabel und an andern unbefiederten Stellen in
Form von Platten, an den befiederten Stellen aber unter der
Form von Kleye ab. Auch hier sind beym Abfallen der alten
meist schon die Keime der neuen Federn vorhanden. In beyden
Fällen aber, d. h. sowohl beym Hären als bey der Mause entsteht
ein Jucken in der Haut, wodurch das Thier aufgefordert
wird, dem Ausfallen der Haare und Federn in etwas nachzuhelfen.
Diess geschieht bey den Säugethieren durch Kratzen, Reiben
an Bäumen und andern festen Körpern, Walzen auf dem
Boden, Ablecken mit der eigenen Zunge, wo dann nicht selten
die Haare auch verschluckt werden u. s. w. Die Vögel kratzen
sich theils mit dem Schnabel und den Füssen, theils rütteln sie
mit dem Schnabel die Federn auf, indem sie damit in demselben
hin und her fahren. — Uebrigens ist während dieser
beydevseitigen wichtigen Veränderung nicht allein das Leben
überhaupt, sondern namentlich die animale Sphäre desselben
bedeutend alienirt und herabgesetzt. So bedarf das Hausvieh
bekanntlich während dieser Periode einer sorgsamem Pflege,
und bessern Fütterung; die Vögel, welche überhaupt in der
Mauser still und traurig werden, müssen wärmer gehalten,
und ebenfalls, vorzüglich gegen das Ende der Periode, reichlicher
gefüttert werden. Solche, bey denen die Mauser schnell
vorüber geht, wie z. B. wilde Gänse und Enten, können eine
Zeit lang gar nicht fliegen, was bey andern, die langsamer,
oder zweymal im Jahre mausern, darum nicht der Fall ist,
weil die Federn an verschiedenen Stellen nur nach und nach,
und die einander entsprechenden Federn beyder Seiten gleichzeitig
ausfallen*). Hieraus ergibt sich also, dass Bur dach den
*) B u r d a c h ’s Physiologie als E rfahrungswissenschaft 3 te r Bd. p. 52^1 —
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