
Man findet diese Gattung von Haaren hauptsächlich bey
den Wiederkäuern, und zwar namentlich in dem Geschlecht
des Hirsches, der Ziege und des Bisamthiers. — Pal las*) verglich
diese Haare rücksichtlich ihres innern Baues mit den Binsen,
und nennt ihr Mark medullae scirpi simillima.
Ich wählte zur genauem microscopischen Untersuchung
ein Haar vom Halse des Behes. Da die Wurzel des Rehhaars
sehr klein ist, so muss es auch der sie umgebende Balgseyn,
der sich denn auch durch eine ausserordentliche Feinheit auszeichnet,
die so gross ist, dass man Mühe hat, den Balg selbst
zu unterscheiden. — Die Wurzel ist nebstdem oval, ausserordentlich
zart, weich und weiss. Ich zweifle wohl keinen Augenblick,
dass sie durchbohrt sey, aber ich konnte mich davon
nicht überzeugen. Auch sie besteht, gleichwie der Haarschaft,
aus einer zweyfachen Substanz — der Rinden - und Marksubstanz.
Letztere, die den sogenannten Canal bildet, beginnt zu
unterst, und läuft etwas wenig geschlängelt, und manchmal etwas
breiter werdend, in den Canal des Schaftes über, der hier
sehr schmal beginnt, und so zu sagen den Hals bildet. Bey
der Beleuchtung von oben zeigt sich sowohl in der Wurzel als
auch im Schafthalse der Canal als ein dunkler, wenig gewundener
Streifen von fast gleicher Breite, der da zu verschwinden
scheint, wo der Hals in den Körper übergeht. Hier nimmt nämlich
die Rindensubstanz so überhand, dass der Canal unsichtbar
wird. Der Schaft selbst, der anfangs nur ein paar Linien lang
gerade fortläuft, biegt sich nun bis zu seiner Spitze regelmässig
von der einen zur andern Seite. Heusinger **) hält diese
Biegung nur für scheinbar, und nach ihm rühren diese Bogen
nur daher, dass sich das Haar während seines Wachsens
regelmässig spiralförmig um seine Achse gedreht hat, wie viele
Pflanzen. Die Farbe des Schaftes ist verschieden, im Ganzen
aschgrau, das Ende schwarz, die erste Hälfte der Spitze gelb,
die letzte schwarz. Es ist mir sehr interessant, von Heu singer
die Bemerkung gemacht zu sehen, dass diese Fär bung
nur von der äus sern Subs tan z des Haares
h e r r ü h r e , und sich ni cht in das Innere erstrecke.
Ich werde mich hierüber bey den Menschenhaaren deutlicher
erklären. Einige Ansätze abgerechnet, erscheint das Haar
*) Spicilegia zoologica. fase. X III, p, 28.
**) A. a. O. p. 186,
durchaus glatt, unter dem Vergrösserungsglas aber fallen die
fast durchaus regelmässig aneinander gereiheten Z e l len (die
sich als eckige dunkle Flecken darstellen) sogleich ins Auge.
Die meisten dieser Zellen bilden Fünf-, manche auch bey-
nahe ganz regelmässige Vierecke. Man kann sie besser in der
Quere als der Länge nach aneinander gereiht betrachten. Ihr
Umfang ist verschieden, und scheint sich genau nach dem
Durchmesser des betreffenden Haartheiles zu richten; so dass
sie also in der Mitte des Schaftes, wo er am dicksten ist, ebenfalls
den grössten, und in dem sogenannten Halse den kleinsten
Umfang haben. — Der Que r du rc hs c hn i t t zeigt den
äussersten Rand ganz glatt, fein, und daher auch ohne Zellen,
gleich darauf folgen grosse, ziemlich gut ausgedrückte
eckige Zellen, dann kommen kleinere, nicht so genau be-
gränzte, und die Mitte füllt ein mehr blätteriges Gewebe aus,
das in undeutlichen Lagen, manchmal wie verworren aufgeschichtet
ist. Im L än g e n d u r c h s c h n i t t e erscheinen die
Zellen viel deutlicher, besonders wenn der Schnitt nur sehr
oberflächlich geführt wurde. Man unterscheidet ohne viele
Mühe die oberflächlichen von den tiefer liegenden durch ihre
dunklere Färbung. — Die Wände dieser Zellen bestehen aus
ganz weissen, trocknen, spröden Blättchen; diess macht dann
auch, dass die Rehhaare überhaupt spröde sind, und leicht
abbrechen , wie wir denn solche an der Spitze abgestossene
Haare unter dem Schwänze der Hirsche, am Moschusbeutel
u. s. w. häufig finden.
Beleuchtet man aber diese Haare von unten, und wählt
man hiezu den feinsten Theil, den Hals derselben, dann sehen
wir die Rindensubstanz dunkel gefärbt, den Canal aber
durchsichtig, und durch feine Querwände unregelmässig ab-
getheilt.
Die H aare der Ant i l o p e n unterscheiden sich von den
Rehhaaren, mit denen sie sonst sehr viel Aehnlichkeit haben,
durch kleinere Zellen, und ein feineres inneres Gewebe. Diess
gilt namentlich von der Antil. Dorcas, deren Kniehaare ich
untersuchte, und von der Rubicapra. Eben so verhält es sich
auch mit den Haaren der Ziegen.
A n m e r k u n g 1 . Das M o s c h u s t h i ' e r zeichnet sich in dieser Gat-
tu n g sehr durch die Manichfaltigkeit seiner Haare aus. Seine
K ö rp e rh a a re kommen im Ganzen mit den R eh h a a ren ü b e re in ,
und zeigen unzählige kleine, r u n d e Zellen, übrigens keinen Ca