
und unter den Sumpfvögeln ist das Weibchen der Beccassinen
viel heller und blasser gefärbt. Sehr auffallend zeigt sich dieser
Unterschied auch bey den Landvögeln, wie wir täglich an
unserm Haushahn und Pfauen, Fasan, Birkhahn, Rebhuhn u.
a.m. bemerken. Auch unter den Säugethieren erweist sich
dieses Gesetz, besonders bey den wildlebenden. Ueberdiess
spricht sich bey den Thieren wie beym Menschen die Regel
aus, dass sich das männliche Geschlecht durch reichlichem,
noch mehr aber durch einen starkem Haarwuchs vor dem
weiblichen Geschlechte auszeichnet.: so bat der Hengst eine
weit stärkere Mähne, als der Wallach und die Stute; Ochsen
, Widder und Schweine männlicher Art (Eber) sind mit
steifem, stärkern, und man kann wohl auch sagen, häufigem
Haaren versehen, als Kühe, Mutterschafe und Mutterschweine.
So sind viele männliche Vögel mit Federbüschen auf dem
Kopfe geziert, welche entweder dem Weibchen ganz fehlen,
oder wenigstens viel kleiner sind. Dasselbe zeigt sich auch
bey den Schwanzfedern, z. B. bey der Gans, Coracias garrula,
Phasianus argus u. a. m. Bekannt ist der längere und stärkere
Bart der Böcke.— Endlich zeichnen sich die männlichen Thiere
häufig durch ganz eigenthümliche, dem Weibchen ganz
mangelnde Haare aus. DerLöwinn so wie der weiblichen Phoca
jubata fehlt die Mähne des Männchens u. dgl. m. So hat auch
der Haushahn besondere lange Schwungfedern an der Seite
des Schwanzes; so ist die Zeichnung, der Glanz und das Vermögen
zur Aufrichtung der Schwanzfedern beym Truthahn
und Pfauhahn viel ausgezeichneter, zum Theil auch ganz ei-
genthümlich; beym Birkhahn sind diese Federn bogenförmig
gestellt, so dass sie dem Schwänze die Gestalt einer Lilie geben.
Columbus cristatus hat einen von der Wange und Kehle
herabhängenden Federkragen; Otis houbara einen Halskragen
von bunten Federn, nur der Truthahn am Halse ein Büschel
steifer Haare, so wie die männliche Trappe einen bartähnlichen
Streifen dünner Federn vom Schnabel bis unter die
Augen. Unter den Säugethieren hat endlich auch nur der
Steinbock (masc.) einen Bart.
Noch ungleich wichtiger und in die Augen fallender
sind die Veränderungen der Haare, welche sie durch das
A l t e r erleiden. Doch muss im Voraus bemerkt werden, dass
auch diese Veränderungen beym Menschen weit merkwürdiger
sind, als bey den Thieren. — Nach H e u s i n g e r ’s
Beobachtungen ist bey einem Kuh - Fötus über drey Monate
noch keine Spur von Haaren zu sehen; bey einem viermonatlichen
sah er kurze Barthaare, Augenbraunen und zwey
Haare unter dem Auge; sonst war alles nackt. An einem Kuh-
Fötus von 25 Wochen sind die Barthaare, Augenwimpern
und Augenbraunen lang und vollkommen ausgebildet; auch
sieht man an den Spitzen der Ohrmuscheln, oberhalb der
Klauenkränze, an der Schwanzspitze und in der Mitte der Hörnerstellen
kleine Haare; eben so fangen sie auch an, über dem
Kniegelenke hervorzubrechen. Oberhalb der bereits herausgetretenen
Haare finden sich Hautstellen, wo man sie unter der
Oberhaut liegen sieht; noch weiter nach dem Körper hin hat
die Haut das Ansehen, als wäre sie von Rauch schwarz gefärbt,
wogegen sie am Körper und an den obern Theilen der Extremitäten
und dem Schädel noch ganz glatt und ungefärbt ist.
Bey der Geburt der Thiere sind die Haare an einigen
Stellen des Körpers schon mehr oder weniger stark entwickelt,
an andern hingegen kommen sie entweder erst in einer spätem
Lebensperiode zum Vorschein, oder die bereits erschienenen
verlängern sich dann mit dem fortschreitenden Wachsthum.
Ersteres streitet mit der Angabe von Ar i s t o t e l e s :
dass nur der Mensch pilos postgenilos, alle Thiere dagegen nur
congenilos haben. Hiermit stimmt auch des trefflichen Gl is-
s on ’s Meinung * *)) ganz überein, nach welcher die ältern Böcke
einen stärkern Bart, und der indische Hahn bey seiner
Reife zur Zeugung um den vordem und hintern Theil des
Halses einen gewissen Cirrum erhalte. — Bey den Säugethieren
ist das erste Haar unvollkommen, und zum Theil von
kurzer Dauer; so hat z. B. der Igel bey der Geburt nur Spuren
von Stacheln, die überdiess weich und den gewöhnlichen
Haaren ähnlich sind. Auch der Seehund hat anfänglich bloss
ein langes, weiches und gelblichgraues Haar, und wagt sich
nicht eher, als bis er dieses abgeworfen hat, ins Wasser*).
Mit dem herannahenden Alter der Thiere gehen auch ihre
Haare jene eigenthümliche Metamorphose ein, die ich beym
Menschen ausführlicher beschreiben werde: sie werden grau.
Ar i s t o t e l e s sagt zwar, das sich diesg weit seltner bey den
Thieren, als beym Menschen ereigne, mit Ausnahme des Pfer*)
T rac ta l. de p a rtib u s co n tin en tib u s in genere Cap. 6 — 10.
**) B u r d a c l i ’j Physiologie als Erfahrnngswissensch. 3. Bd. p, 136 — 137.