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zeln der Stacheln liegen. Der Raum, den die Fettzellen und
die Hüllen der Haarwurzeln einnehmen, ist fast gleich gross.
Eine jede Hülle (Gaine), gleicht der Substanz, die innerhalb des
Balgs das Haar umgibt, enthält das untere Ende und die Wurzel
eines Haars, und ist in eine Spitze blind geendigt. Die Hüllen
der grössten Haare sind gewöhnlich 5 Linien lang, und haben
l'/a Linie im Durchmesser. Die Wurzel der grössten Stachel
liegt in der Mitte und am tiefsten, auf hejden Seiten nehmen
sie an Grösse ab, und liegen weniger tief. Eine jede Hülle
besteht aus einer perlmutterartig glänzenden, sehr glatten, mit
Kreisfasern umgebenen Haut; sie ist dann auf zwey Seiten von
der eigenthümlichen faserigen Substanz der Schilder umgeben.
Diese beyden Häute vereinigen sich an der Mündung der Hülle
in einen sehr festen Wulst. Zwischen diesen beyden Häuten,
und zwar an der, der Haut gegenüberliegenden Seite befinden
sich zwey kleine Höhlen neben einander; diejenige, welche der
Mündung der Hülle des Haars am nächsten liegt, ist voll Bälge
(Drüsen, Follicules), und die andere enthält eine kleine Menge
Fett; ich nenne die erste die Drüsenhöhle, die andere dieFett-
höhle. Die Drüsen nebst der Substanz, welche sie enthalten,
wiegen in den Höhlen der grössten Stacheln ungefähr einen
Gran, und das Fett ungefähr zwey Gran. Die Drüsen hängen
an einer Stelle der Wand ihrer Höhle fest; das Fett lässt sich
aus seiner Höhle leicht herausnehmen. Die Substanz der Drüsen
ist gelb, das Fett weisslich. Eine jede Drüsenhöhle hat
drey Oeffnungen, die eine steht durch einen, 1 bis 2 Linien
langen Ausführungsgang mit der Hülle der Wurzel des Stachels
in Verbindung; in diesen Ausführungsgang kann man
leicht eine Nadel einbringen; die zweyte Oeffnung führt in die
Fetthöhle; die dritte führt zu dem Faserngewebe, welches
einen Theil der kegelförmigen Wurzel des Stachels umgibt.
Die Hüllen der Wurzeln in einem Schilde liegen in einer Reihe;
unten an den Wurzeln der Stacheln sind sie durch ein
dichtes Fasergewebe mit einander verbunden, und durch Muskelfasern
oben an ihren Mündungen sind sie durch schlaffes
Zellgewebe mit einander vereinigt. Der Theil des Schildes,
welcher aus der Vereinigung dieser Hüllen entsteht, liegt gewöhnlich
zwischen zwey Lagen Muskelfasern. Die Fettzellen
liegen dicht an den Hüllen, und haben dieselbe Richtung. An
ihrem untern Ende bilden sie einen blinden Sack, an dem
obern aber zeigen sie einen Eindruck, in welchem die Wurzel
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des Stachels liegt, und sie sind durch einige Muskelfasern von *
der Hülle getrenut. Wenn man sie ganz ausleert, so erblickt
man in ihrer Mitte einen Strang, welcher sich zur Wurzel
des Stachels begibt. Die Fettzellen sind verschieden von den
oben erwähnten Fetthöhlen.« Dieses in Bezug auf die Befestigungsart
der genannten Stacheln. —.
Was nun die Textur des eigentlichen Schaftes betrifft,
so kommt sie grösstentheils mit jener des Igelstachels überein
, und da ich diese nicht allein ausführlich beschreiben,
sondern auch durch naturgetreue Zeichnungen versinnlichen
werde; so beschränke ich mich jetzt darauf, die etwaigen
kleinen Abweichungen des Baues bey dem Stachel des
Stachelschweins nachträglich anzuführen.
Sowohl das Männchen als auch das Weibchen des Igel s
ist vom Kopfe bis zum Schwänze gleich stark mit Stacheln besetzt
, und nur die Unterfläche des Leibes ist behaart. Diese
Haare sind aher nach Buf fon zweyfach: Einige haben dieFe-
stigkeit der Schweinsborsten, obgleich sie viel kürzer sind. Ihre
Farbe ist weisslich, gelb und roth durchscheinend. Die längsten
sind ±6 Linien lang. Zwischen diesen Borsten ist ein dichteres,
krauses und theils graues, theils braunes oder kastanienfarbiges
Haar. Auf den Füssen und dem Schwänze findet sich ein dünnes,
kurzes und glattes Haar, das mit jenen Borsten von einer Art zu
seyn scheint. — Ma l p i gh i * ) beschreibt die Stacheln dieses
Thieres schon sehr genau, indem er sagt: •»Spinae in erinaceis
praecipue, et consimilibus nil aliud sunt, quam duri et rigidi
pili, igitur eadem structura et compages in utrisque reperitur;
quae cum evidentissima sit, in confirmationem exaratorum ex-
ponenda venit. Spina Stylus est rotundus, acuminatus, ßstulis
in gyrum statutis compactus. Haec autem insecta transversaliter
erinacei spina patent; circum enim dura, compaclaque subslanlia
fistulas nectens occurrit; in centro vero veluti medulla concludi-
tur. Fistularum et medullaris ductus compages secta per longum
spina manifestatur ; exterius namque quasi cortex ambit, proxi-
mae lud succedunt fistulae, quae transversalibus valvulis muni-
untur. Et sicut in plantis subrotundis orbiculis invicem hianlibus
fistulae componuntur, ita in spinarum fibris intercepta spatia in-
dcem hiantia utriculorum ordihes aemulantur. Solent autem in
crassioribus spinis muliiplicari fistularum ordines, sese inoicem
*) A. a. O.