
glacialis fein, aber stark zottig. Die drey ersten trifft man nur
feuchten Orten im Gegensatz zu den zwey letzten, welche
mehr trockenen, hungrigen Boden lieben. — Uebrigens finden
sich dennoch nicht allein auch an Sumpf- und Wasserpflanzen
mitunter viele Haare, sondern diese fallen auch ab,
sobald man ihren eigentlichen Standort mit einem entgegengesetzten,
also mit einem trocknen, dürren Erdreich vertauscht.
Wenn wir die am Meerstrand wachsenden Pflanzen
bey uns in Töpfen halten, und diese im Winter in das Glashaus
setzen, so behalten sie ihren filzigen, weissen Ueberzug;
wenn sie aber Sommer und Winter über im freyen Lande
stehen, werden sie ihn nach und nach absetzen, und endlich
eine grüne Oberfläche erhalten. So fand Wa h l e n b e r g * )
Lathyrus pratensis, Risum maritimum, Ribes rubrum, Salix
fusca und trifolium pratense an der Nordsee theils filzig,
theils zottig, was in andern Gegenden nicht der Fall ist.
§• 14-
Die F a r b e der Haareist gewöhnlich weiss, selten rostfarben
(wie beym Ledum pallustre), noch seltner blau (bey Solanum
sanctum), oder grün (bey Delphinium elatum). Violet
zeigt sie uns die schöne Blume der Tradescantia virginiana.
— Die ganz einförmig gebauten Haare des Stengels von Pa-
paver rhoeas sind oben in der Nähe der Blume selbst fast
ganz violet, und nur an ihrer Ursprungsstelle weiss; je weiter
sie sich aber von der Blume entfernen, desto mehr verliert
sich diese schöne Farbe, und die Haare sind schon zwey Zoll
unter der Blume fast ganz weiss. Man kann demnach wohl
auch behaupten, dass die Haare einer und derselben Pflanze
an den verschiedenen Theilen derselben eine Verschiedenheit
von Farbe zeigen. — Uebrigens stehen die obigen Benennungen
von Sammt, Seide, Wolle etc. mit der Farbe der Haare
wohl auch in einiger Beziehung, so wie natürlich die feinsten
Haare immer auch den feinsten Farbenstrich an sich haben.
A n m e r k u n g . In Bezug a u f die G rö s se , d. i. Länge u n d Dicke der
P flan z e n h a a re , lässt sich im Allgemeinen n ic h t viel sag en , indem
die V e rsch ied en h eit ins U n en d lich e geht. Auch ist m ir n u r ein
e inziger F a ll b e k a n n t, wo ein N a tu rfo rsch e r ein Pflanzenhoar gemessen,
u nd den Befund zur öffentlichen Kenntniss g eb ra ch t hat.
H o fra th u n d Profess. R itte r v, M a r t i u ’s **) legte ein Haar von der
*) F lo ra Gothoburgensis. Pars L Upsala 1820.
**) Nova acta acadera, caes. Leopold. Carol, n. e. Vol. 13. p. 265.
Gomphrena officinalis u n te r das Microscop, u n d mass es mit dem
Micrometer ; ob e rh a lb seiner am G ru n d e etwas v e rdickten Wurzel
mass es 0,0030 , an de r Spitze 0,00067. Das Haar von de r Gomp
h re n a globosa aber h atte 0,00039 P a rise r Zoll im Durchmesser.
Zw e y t e r Ab s c h n i t t .
Phy s i o l o g i s che Beme rkung en über die
Pf l anz enhaar e .
§• 14-
E i n l e i t u n g .
Wenn, wie ich später zu erweisen gedenke, der physiologische
Zweck der Haare selbst bey den Thieren und dem
Menschen so zu sagen noch ganz im Dunkeln steht, und die
Function und der Nutzen dieser Gebilde immer nur mit allgemeinen,
unsichern und unzulänglichen Umrissen bezeichnet
wurde, so herrscht über diesen Punkt in der Pflanzenwelt
nach dem einstimmigen Urtheile aller Sachverständigen noch
weit grössere Dunkelheit, ja ich möchte sagen, wahre Finsterniss.
— Diess vorausgesetzt, wird der geneigte Leser leicht
einsehen, dass ich mich keineswegs berufen fühlen kann, in
diese Nacht das gewünschte Licht und die willkommne Aufklärung
zu bringen, um so mehr, als ja bekanntlich unsere
besten Pflanzenphysiologen hierin bis jetzt vergeblich nach
einem richtigen und sichern Standpunkt gezielt haben, von wo
aus sie, mit sprechenden Thatsaclien und Versuchen unterstützt,
das eigenthümliche Leben der Pflanzenhaare überhaupt,
und ihre physiologische Bedeutung für das besondere Leben
der Pflanze selbst mit jener erfreulichen Wahrheit und Gründlichkeit
beleuchten und erklären konnten, die wenig oder gar
nichts zu wünschen übrig lässt. — Bey diesem niederschlagen-
den Geständniss kann ich, so zu sagen, ein Neuling in dieser
Sache, wohl wenig Neues von Beleg hinzufügen, und bin
in so fern darauf beschränkt, den wissbegierigen Leser einerseits
mit allem dem in gedrängter Kürze vertraut zu machen,
was uns die vorzüglichsten Naturforscher über diesen