
selbst das Blattparenchym in den Bereich dieser Krankheitserscheinung
zu ziehen.
§. 26.
Um endlich auf den Grund dieser krankhaften Veränderung
oder auf den Krankheitsprozess selbst zu gelangen, dürfen
wir einen Umstand nicht übersehen. Es wurde bereits bemerkt
, dass nur die Blätter und zwar fast ausschliesslich von
dicotyledonischen Bäumen vom Erineum befallen werden; es
ist aber eben so merkwürdig, dass nur die Unterseite derselben
die Grundlage ihrer Erzeugung bildet.
Da aber vorzugsweise nur die Unterseite der Blätter mit
Poren versehen ist, und, wie ich an einem andern Orte erweisen
werde, diese nichts anders als die Stomata der Ath-
mungshöhlen der Pflanzen sind, so scheint sich wohl ungezwungen
zu ergeben, dass die fragliche Krankheit mit der
Athmungsfunction der Vegetabiliën im Causalnexus stehe.
Dass dieses der Fall auch bey den Hypodermi en sey,
will ich hier nur beyläufig erwähnen, ohne den Unterschied
beyder Krankheiten in Erwägung zu ziehen.
Auf jeden Fall liegen der Hypodermien- , Xylomen-
und Er ine um - Bi l du ng specifisch verschiedene Krankheitsprozesse
zum Grunde, deren Erforschung ich schon seit mehreren
Jahren meine Aufmerksamkeit schenke. Die Resultate
derselben werden sich aber für eine besondere Schrift eignen.
II. U e b e r d i e B i l d u n g d e r H a a r e an d e r
O b e r f l ä c h e p f l a n z l i c h e r A f t e r O r g a n i s
a t i o n e n .
§• 27-
Es ist bereits erwähnt, wie das mehr oder minder Be-
haartseyn von Pflanzen, denen ursprünglich entweder gar
keine Haare zukommen, oder die zu den behaarten gezählt
werden, von äusseren Einflüssen, insonderheit von der Beschaffenheit
des Bodens und dem Feuchtigkeitsgrade der Atmosphäre
abhänge, und wie diese allerdings pathologischen Zustände
der Pflanzen aus den gestörten Functionen- einzelner
Organe erklärt werden können.
Nicht minder wichtig, und die Bedeutung der Haare
nicht weniger erhellend, scheint mir noch die Betrachtung,
welche wir der Bildung der Haare an d e r O b e r f l ä c h e
p f l a n z l i c h e r A f t e r o r g a n i s a t i o nen schenken wollen.
Der Leser wird darin wenigstens die hauptsächlichsten Punkte
angegeben finden, die ihm für weitere Untersuchungen über
diesen bisher so wenig beachteten Gegenstand von einigem
Nutzen seyn dürften.
§. 28.
Ich theile die Aftergebilde der Pflanzen in zwey Ordnungen,
wovon die erste die Au swü c h s e (Excrescentiae plan-
tarum), die zweite die Mi s s s t a l t un g e n ([Deformitates plant.)
in sich fasst. Beyde Ordnungen in mehrere Gattungen zerfallend,
begreifen unzählige Arten in sich, deren hauptsächlichste
wir nun in Kurzem durchgehen wollen, um am Ende einige
allgemeine Resultate beyfügen zu können.
§ - 29-
Die unterste Form der Pflanzenauswüchse ist jene, die
von der ursprünglichen, den verschiedenen Pflanzenarten ei-
genthümlichen Form am wenigsten ab weicht. Wir nennen sie
Za p f e n r o s e , Sqamniatio. Da sich diese krankhafte Metamorphose
nur entweder an den Spitzen oder Seiten mit Blätter
versehener Zweige, oder an den Kätzchen oder Traubenblü-r
then einiger Pflanzen ausbildet, folglich nur in einer niedern
Umstaltung genannter Organe besteht; so ist begreiflich, wie
die normale Behaarung dieser Theile auch in der krankhaften-
Umänderung derselben sich so Viel als möglich gleich bleibt.
So sehen wir z. B. die Zapfenrosen der Buchweide, Squam-
matio Salicis helicis, der Stieleiche Squammatio Quercus pe-
dunc. unbehaart, während jene der weissen Weide Squammatio
Salicis albae, des deutschen Ginster Squammatio Genistae ger-
manicae, der Natterwurz Squammatio'Echii vulgaris u. dgl. behaart
sind. Indess findet diess nicht überall statt; denn es gibt
Zapfenrosen, welche mit Haaren versehen werden, obgleich
den normal gebildeten Pflanzentheilen der Art, worauf sich
dieser Auswuchs bildet, keine zukommen. Beyspiele dieser Art
geben die Zapfenrosen an den Blüthenkätzchen der Salix tri-
anda, wo die verdickten Staubfäden ringsherum mit einem
dichten Filz von Haaren bedeckt sind; dann die den Erdbee