
A n m e r k u n g . 1. Schon H o m e r legte denjenigen T h ie re n , welche eine
besonders schöne F a rb e h a tte n , den Namen KaAAirpi}^ bey, u nd
wir heissen h e u t zu Tag den Affen Mangahay wegen seines w e s sen
Haarkragens um den Hals S i m i a C a l l l t r l x .
A n m e r k u n g . 2. Man h a t v ie lfä ltig b e h a u p te t, die F a rb e d e r Haare
stü n d e m it jener d e r H au t ln geradem Verhältnlss. Indess iäugnet
schon A r i s t o t e l e s dieses Fa c tum bey T h le r e n , während e r es
bey’m Menschen zugibt. G l i s s o n *) sag t: die Haare haben d ie selbe
F a rb e , wie die H a u t; dless sieh t man bey gefleckten Schwein
e n , deren H a u t, sobald man die Haare mit siedendem Wasser
ü b e rb rü h t, u n d h e rabgeschabt h a t, ebenfalls so gefleckt erscheint,
wie die Haare es waren. C u v i e r le ite t desshalb die F a rb e der
Haare zum Th e il von de r des Schleimgewebes ab , well ln den
T h ie r e n m it v e rschiedenartigem Pelzwerk die d u rc h die Haare geb
ild e te n Flecken äh n lich e Flecken in der H au t a n d e u te n , welche
von den e rs tem bedeckt werden.
§• 48.
Uebe r die Be z e i chnung der v e r s chi edenen
Körperhaare.
Nur die Haare des Menschen haben nach ihrem verschiedenen
Standorte eigenthümliche und so manichfache Benennungen
erhalten, wie wir in der Folge sehen werden. Bey
den Thieren gibt es deren nur eine kleine Anzahl, z. B.Haupt-
haare (Coma), Wim p e r n (Cilia), Auge n b r a u n e n (Super-
cilia), Ba r t (Barba), K n e b e l b a r t (Mystax) etc., weil die Haare
ausser der Bedeckung ihrer Haut und des dadurch gegebenen
Schutzes gegen die Unbilden der Witterung u. s. w. lange
nicht jene besondern Nebenzwecke haben, wie beym Menschen.
— Ichweiss auch, die schon oben angeführten Benennungen
einzelner Haarfiguren, wie z. B. des Bartes, Scho p f e s ,
der Mähne, der Hal sbinde, der K opfh aube, der Haarkrone,
Haarzot te, und des Schwanzes ausgenommen, keine
andern aufzuweisen, ob ich gleich nicht zweifle, dass in der
Sprache der Thierheilwissenschaft, besonders bey unsern Haus-
säugethieren, und namentlich beym Pferde, noch viele solcher
Namen gang und gebe seyn werden, die uns hier nicht besonders
bekümmern können. Es versteht sich übrigens von selbst,
dass wir uns bey Bezeichnung der Haare immer dadurch am
verständlichsten machen werden, dass wir uns an die Theile
*) A. a. O.
halten, an denen sie Vorkommen; z. B. Kopf-, Hals-, Rük-
kenhaare u. dgl. —
Man könnte wohl hier die Frage aufwerfen, ob vielleicht
den Thieren an einigen Stellen Haare zukommen, wo sie den
Menschen mangeln, oder umgekehrt ? — Obgleich den Säuge-
thieren, als den behaartesten unter allen, mehr ein Ueber-
schuss als Mangel an Haaren in dieser Beziehung zugeschrieben
werden muss, so fehlen ihnen doch z. B. die Schamhaare,
die beym Menschen so bedeutend sind; denn wir finden
die Zeugungstheile dieser Thiere unter allen Theilen ihres
Körpers am nacktesten. Auch haben alle Thiere, einige wenige
ausgenommen, am Kopfe nur kurze, und daher eigentlich
keine Kopfhaare. Eben so fehlen ihnen zwar die Augenbraunen
und Wimpern nicht durchaus, sind jedoch bey weitem
nicht so hervorstehend, wie beym Menschen. Auch die Achseln
und Weichen, wo der Mensch vorzugsweise mehr und
grössere Haare, als an andern Stellen besitzt, sind bey den
Thieren im Allgemeinen nicht mehr als letztere behaart. Freylich
muss man bey allem diesem nicht vergessen, dass der Mensch
nicht durchaus so stark behaart ist, wie das Thier, wesshalb
bey ihm dann die mindeste starke Behaarung sogleich grell
in die Augen fällt. — Dennoch gilt auch der umgekehrte
F all, dass nämlich den Thieren Haare zukommen, die der
Mensch nicht besitzt; wir sehen diess an den Schwänzen:
und auch die sogenannten K n e b e l b ä r t e einiger Thiergattungen
lassen sich schwer mit den Barthaaren des Menschen
in einerley Verhältniss stellen, wie wir späterhin noch deutlicher
einsehen werden. Die Haare des äussern Gehörganges
sind bey ihnen gleichfalls viel zahlreicher als beym Menschen.
— Endlich habe ich zum Theile schon früher gesagt,
dass das Gürtelthier *) so wie der Vison und Pekou (Mustela
Vison et canadensis), ferner der Blaufuchs (Canis lagop.) Haare
unter den Zehen **), der Wallfisch aber statt der Zähne borstenähnliche
Haare im Munde habe.
*) E in e r genauen U n te rsu ch u n g de r erst n e u lic h aus B ra silien h ie r
angekommenen wohlerhaltenen G ü rte lth ie re zu fo lg e , besitzt keines
derselben eigentliche S o h len h a a re , so ndern es wachsen dieselben n u r
am Rande de r F u ssso h le , u n d beugen sich gegen letztere um , so
zwar, dass diese T h iere wirklich au f Ih ren H aaren gehen. Dasselbe
gilt auch von ih re n Haaren in n e rh a lb de r Backen.
**) C u v 1 e r ’s T h ie rre ich 1. T h ,