
VIII V o r r e d e ,
und Naturforschern gehegt, und in ihren Schriften
niedergelegt wurden. Diess mag nebstbey auch noch
das Gute haben, dass dadurch das Eigenthum eines
Jeden vor fremdem Eingriffe gesichert wird. Natürlich
stiess ich aber dabey häufig auf grosse Irrtbü-
mer, namentlich in anatomischer Hinsicht, wo theils
nur auf leere Hypothesen gebaut, theils vom Mi-
croscop verführt, der Einbildungskraft ein zu weites
Feld gelassen, theils endlich ohne die nöthige Beschränkung
Beobachtungen aus dem Thierreich entlehnt,
und auf den Menschen geradezu angewendet
wurden.
Es war mein Plan, sowohl die Pflanzen - als
auch die Thier- und Menschenhaare nach einer drey-
fachen, nämlich in naturhistorisch-anatomischer, physiologischer
und pathologischer Rücksicht abzuhandeln.
Allein bey der niedrigen Organisationsstufe,
auf welcher die Haare der Pflanzen, und mitunter
auch die derThiere stehen, treten einerseits die vitalen
Erscheinungen nicht so klar vor die Sinne, andererseits
lassen sich ihre krankhaften Processe kaum ahnen.
So kam es, dass eigentlich nur bey den Haaren
des Menschen, als den vollkommensten, auch
die pathologischen Verhältnisse zweckmässig durchge-
fiihrt werden konnten.
V o r r e d e . IX
Die beygefügten zahlreichen Abbildungen sind,
mit Ausnahme von sechs, alle der Natur möglichst treu
abgenommen worden, und ich schmeichle mir, hierin
alle meine Vorgänger übertroffen zu haben.
Ich habe zwar in der medicinisch-chirurgischen
Zeitung (Februar 1828) einen Aufruf an die Naturforscher
und Aerzte ergehen lassen, und sie darin
um Mittheilung interessanter, auf die Haare sich beziehender
Beobachtungen ersucht; allein, so sehr ich
von dem freundschaftlichen Wohlwollen wenigstens
einer grossen Anzahl derselben für mich überzeugt
bin, so ist mein Aufruf doch so zu sagen vergebens
geschehen. — Doch kann ich nicht umhin, die besonders
gütige Belehrung zu rühmen, mit welcher
Herr Hofrath und Professor Dr. Oken mich beehrte;
so wie ich andererseits die höchste Bereitwilligkeit
mit gebührendem Danke erkenne, die ich jederzeit
bey Herrn Regierungsrath und Director Ritter von
Schr e ibe r s , Herrn F reyherrn von J a c q u i n, dann
bey dem Herrn Gustos Nat t erer und Inspector K o 11 a r
am hiesigen Naturalien - Cabinette fand; nicht zu gedenken
des edlen Eifers, mit welchem mir die Herren
Professoren unserer Akademie selbst an die Hand
gingen. Insbesondere aber danke ich meinem sachkundigen
Freunde Dr. Ung e r eine grosse Anzahl