
§. 82-
Vierte Ordnung. Z a hn l o s e (Edentata).
Die hieher gehörigen haben im Vergleiche zu den übrigen
Säugethieren im Allgemeinen nur wenig Haare, obwohl
wir sogleich auf Ausnahmen von dieser Regel stossen werden.
Nichts desto weniger bieten uns auch diese Haare eine grosse
Verschiedenheit dar. So ist das Haar des dreyzehigen Faulthie-
res (Bradypus tridactylus) auf dem Scheitel, dem Rücken und
an den Extremitäten lang, grob und schlaff, nach Cu vier wie
dürres Gras, und gibt dem Thier ein trauriges Ansehen.— Die
Gürtelthiere (Dasypus) haben ausser den Schuppen, zwischen
diesen am Kopfe und Rücken noch dünne, kurze und steife
Haare, welche den Elephantenhaaren ähnlich sind, aber mit
dem Alter ausfallen. Nach. A r i s t o t e l e s findet man beym
Dasypus selbst unter den Füssen und innerhalb der Backen
Haare, w’ovon schon früher die Rede war. Der sammthaa-
rige Tatu ('Dasypus villosus) hat weiche, sammtartige braune Haare.
— Der grosse Ameisenfresser (Myrmecophaga jubata') trägt
lange, breite, geradestehende Haare, der zweyzehige (M. didac-
lyla) nur eine feine Wolle. — Selbst die Scliuppenthiere sind
niclit ganz haarlos, denn zwischen ihren Schuppen stehen feine
Borsten. — Hieher gehört auch der Ameisenigel (Echidna), welcher
gleich dem Igel stachlich, an dem untern Theile jedoch
auch borstig und haarig ist. — Auch zwischen den Schuppen
des Schnabelthieres (Ornithorhynchus) stehen, sonderbar genug,
winkelartig gebogene, kurze, am Ursprung plattgedrückte, borstenartige,
und auf seinen Zehen breite, zweyschneidige Haare;
so dass wir also behaupten können, dass auch in dieser Ordnung,
gegen die Aussprache mancher Naturforscher, keine ganz
haarlosen Thiere Vorkommen.
§• 83-
F ünf t e Ordnung. Di c khäut e r (Pachyderma).
Die V i e l h u f e r sind im Allgemeinen nur mit wenig Haaren
versehen; so z. B. der Elephant, der nur wenige steife,
borstenartige Haare auf seinem Körper hat. Man triflt sie
manchmal nur auf dem Rüssel, an den Augenliedern und an
dem Schwänze. Dieser Haarquaste am Schwänze bedienen sich
die vornehmsten Indianer, und insbesondere die Frauenzimmer
als eines besondern Zierrathes; von einem lebenden Thiere
abgeschnitten, ist sie ein Werkzeug vielfachen Aberglaubens---
Bey jenem Elephanten, der in der Menagerie zu Schönbrunn lebt,
t r a f ich dreyerley Haare: dielängsten und dicksten an der untern
Fläche des Rüssels nahe amMunde, etwas feinere, aber fast eben
so lange da und dort am Körper, Rücken u. s. w., und wirklich
haarförmige oder gewöhnliche Haare an der Ohrgegend,
wo sie büschelartig standen; am Schwänze waren gar keine
vorhanden. So verhält es sich auch mit dem Exemplar, das
im hiesigen Museum steht. Diese Borsten sind gewöhnlich
schwarz, und in ihrer ganzen Länge gleich dielt, weil ihnen die
Spitzen fehlen. Die längsten fand ich vier Zoll lang. Eben so
lang sollen auch jene seyn, welche am Ende des Schwanzes
einen Schopf machen. Es gibt übrigens Elephanten, welche
nur sehr dünne und wenig sichtbare Borsten auf dem ganzen
Leibe haben. — Die Haut des Flusspferdes ist keineswegs
ohne Haar, sondern mit wenig schwarzen Borsten besetzt. —
Im Ganzen sind unter den Pachydermen die Schweine am meisten
behaart. Man nennt ihre Haare vorzugsweise Borsten.
Sie sind alle an ihrem freyen Ende gespalten. Beym Wildschwein
ist das Haar struppig und schwarz, übrigens steifer,
dicker und härter als beym zahmen, wo es verschiedene Farben
hat, und meist gerade ist. — Das guineische Schwein
hat nur am Rückgrath Borsten, denn das übrige Haar ist
weich. — Das Nashorn (Rhinoceros) ist, nach der Angabe der
Autoren, am ganzen Körper haarlos. Ich fand aber in
dem Exemplare zu Wien am Hinterhaupt doch einige kleine
Borsten von zwey Linien Länge, die sich in eine zwiebelartige
Anschwellung endigten. Die zwischen den beyden Hörnern
und der Schnauze waren nochmal so lang. Sein Horn sieht
gerade so aus, als ob es aus zusammengebackenen Haaren bestünde.
Nebstdem bemerkt man an der Grundfläche dieser
Hörner äusserlich eine Menge steifer Haare, die von der ganzen
Masse abzuhängen scheinen, und diese Oberfläche rauh,
wie eine Bürste machen. — Dem Tapir sprechen Cu vier
und viele andere Naturforscher alle Haare ab; dennoch hat
der im hiesigen Museum nicht nur sehr kurze Körperhaare,
sondern überdiess zolllange Mähnenhaare. — Unter den Ein