
E r s t e r A b s c h n i t t .
Anatomi s che Bemerkungen.
V o n d e n P f l a n z e n h a a r e n ü b e r h a u p t .
§• 1.
P f l anzenhaare sind alle jene röhrenartige Verlängerungen,
welche auf der Oberfläche verschiedener Pflanzentheile aufsit-
zen, stets aus einer oder mehreren, aus dem allgemeinen Zellgewebe
hervorspringenden Zellen bestehen, und ihrer äusseren
Bildung nach den Haaren derThiere mehr oder weniger ähnlich
sind.
§■ 2. _
Jedes Pflanzenhaar ist als eine offenbare Verlängerung
des Zellgewebes anzusehen, ist an und für sich selbst nichts
anderes, als eine fortgesetzte Zelle. Diess scheint schon Mal-
p i g h i gewusst zu haben, indem er sagt *): „es ist wahrscheinlich,
dass die Haare Anhängsel, und die letzten Kettenzweige
des Zellgewebes seyen.“ —
Es ist aber nicht bloss die Epidermis, wie die meisten
Schriftsteller glauben, sondern der gesammte Rindenkörper,
der in die Bildung derjenigen zarten Organe eingeht, welche
wir an der Oberfläche des gesammten oberirdischen Pflanzenkörpers
wahrnehmen, und die wir Haare nennen. Damit soll
jedoch nicht behauptet werden, dass die Oberhaut aar keinen
Antheil an der Bildung der Haare nehme, sondern ich bin
vielmehr der Meinung, dass wenigstens die einfachen Formen
derselben aus ihr gebildet werden. Bei den mehr entwickelten
Formen dagegen bildet sie offenbar nur den Ueberzug
*) Opera posthuma, De pilis observationes p. 45.