
Epidermis überzogen sind, und dass sich inwendig eine weiche,
muskulöse Substanz befindet, auf der eine blauschwarze
Pigmentschichte liegt. Sie sind, wie gesagt, hornigt, gegliedert,
und an ihrem inneren Rande mit Haaren besetzt. In der
Anatifa laeeis sollen sich an dem äusseren Rande kurze, einzelne,
mit blossen Augen nicht sichtbare Haare, am innern
hingegen zwej Reihen von langem Haaren befinden. Heusinger
hält diese Haare für pyramidenförmige Fortsätze der
Epidermis, die hohle, glatte, an der Spitze geschlossene Canäle
darstellen, in welche letztere sich ein Faden der innern
weichen Substanz eine Strecke weit fortsetzt. Nach Andern befinden
sich Muskeln in ihren Höhlen.
§. 61.
IX. Haare der Insecten.
Bey den Insecten erreicht das Haa rgebi ld e schon
einen viel höhern, ja man kann sagen den höchsten Grad von
Ausbildung unter den wirbellosen Thieren, und zeichnet
sich vorzüglich in manchen Ordnungen dieser Klasse, und in
gewissen Lebensperioden jener Thiere um so mehr durch
XJeppigkeit auSj je weniger die äussere Haut ein Streben zur
Verhärtung zeigt. — Wir können dasselbe unter einer zweyfa-
chen Verschiedenheit betrachten, in so fern nämlich die haarförmigen
Fortsätze unmittelbar aus der Oberhaut entspringen,
aus der sie demnach auch zusammengesetzt sind, wie z. B.
bey den Raupen u. s. w. 5 oder in so fern sie, höher organi-
sirt, aus mehr Hornsubstanz und Pigment, ja sogar aus einem
Zellgewebe, dass die innere Höhlung ausfüllt, wie bey manchen
Käfern, z. B. Melolontha solstitialis, bestehen. Es ist wohl
der Bemerkung werth, dass die höhere Organisationsstufe der
Insectenhaare so zu sagen gleichen Schritt mit der Ausbildung
der Insecten selbst halte, und dass demnach die eigentlichen
Haare nur den vollkommnen, die aus blosser Epidermis
zusammengesetzten aber fast ausschliesslich den unvoll-
kommnen Insecten zukommen. Im Grunde sind aber die Haare
der meisten Insecten verzweigt, und nähern sich daher in
dieser Beziehung den Federn.
Es herrscht übrigens in Bezug auf das V o r kommen dieser
Gebilde eine ausserordentliche Verschiedenheit unter den
Insecten, so dass wir ganze Ordnungen in verschiedenen Abstufungen
bald mehr, bald weniger, bald ganz behaart, andere
wieder durchaus haarlos finden. Doch haben die Insecten
gewöhnlich nicht an allen Theilen des Körpers Haare 5
einige bloss am Kopfe, wo sie denselben Dienst leisten, wie
die Schleussen der Federn 5 bey andern ist das vordere Bruststück
ganz mit Haaren bedeckt; bey andern wieder nur der
hintere Theil ihres Rückens. Auch an den Beinen oder Schenkeln,
an den obern und untern Flügeln der Insecten entdeckt
man häufig viele Haare. —
Die äussere Gestalt derselben ist natürlich sehr manich-
faltig, wie uns der unermüdete Reaumur *), ferner L y o-
net **), De Geer ***) , Swamme r dam ****), Rössel f),
L a t r e i l l e f f ) u. a. m. grösstentheils durch getreue
Abbildungen gezeigt haben. In der Regel sind diese Haare
gerade, häufig ästig, oder mit zahlreichen Nebenhaaren versehen
— federartig. Uebrigens sind sie fast durchgehe nds
steif und brüchig, und dieser Umstand macht die Stiche mancher
Insecten, und namentlich mancher Raupen sehr lästig,
und ist die Ursache, warum man sie ehemals sogar für giftig
gehalten hat. Sie sind zwar gewöhnlich ausserordentlich fein,
doch gibt es auch viele von so beträchtlicher Dicke und Stärke,
dass man sie füglich Stacheln nennen könnte. Kl eemann f f f )
beschreibt eine westindische Raupe, deren Haare an Härte dem
Eisendraht nahe kommen ; ein jeder dieser Stacheln theilt
sich manchmal in mehrere Zweige, die so klein sind, dass man
sie mit blossen Augen gar nicht beobachtet. — Doch istdieThei-
lung verschiedener Zweige keineswegs gleich, sondern geschieht
manchmal in drey, manchmal in vier Aestchen. Auch ihre
Stellung ist häufig verschieden; denn bey einigen Insecten sind
*) Mémoires su r l’histoire n aturelle des Insectes. Vol. 1. p. 197 u. f.
**) T ra ité anatomique de la C h en ille , q ui ronge le bois de Saule etc.
p. 69. __ U n d dessen Remarques sur^la telologie des Inse cte s de M.
L e s s e r , Tom. 1. p. 108-
***) Abhandlungen zur Geschichte der Insecten. Uebersetzt von G ö tz e .
Leipzig 1776.
****) Biblia näturae,
+) H isto ire n a tu re lle generale et p à rtic u liè rë des Crustacées et des I n sectes.
Tom. 2. p. 60 — 67.
-ff) Inse ctenbelustigungen a. a. O.
f f f ) Beyträge zur Na tur- u nd Irisectengeschichte. ls te r T hl. p. 20.
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