
2. Duhame l *) hält es für unläugbar, dass eigenthüm-
liche Flüssigkeiten durch die Haare ausgeschieden werden.
Er machte an einer Martinia aus Louisiana, deren Blätter, Blü-
then und Früchte mit sehr feinen Haaren besetzt sind, die Beobachtung,
dass an den Endspitzen dieser letztem einige Tropfen
eines durchsichtigen, riechenden und schmierigen Saftes hängen,
der nicht aus der Pflanze selbst ausschwitzt. _
Auch aus Bonn e t ’s Versuchen erhellet, dass die Einsaugung
vorzüglich in dem Parenchym z w i s c hen den Rippen
und Adern des Blattes vor sich gehe. Nun aber befinden sich bekanntlich
die meisten Haare a u f den Blattrippen, also scheint
es, dass selbe nicht besonders zur Einsaugung bestimmt sind.
3- Den sprechendsten Beweis für die Ausdünstung der
Pflanzenhaare liefert aber das unläugbare Factum, dass man
an den Haaren mancher Pflanzen Tröpfchen eines eigenthüm-
lichen Saftes findet. So behauptet S p r e n g e l , und vor ihm
schon S c h r a n k , dass die Haare der weiblichen Narbe offenbar
das Oel absondern, das zur Aufnahme des Samenstaubes
bestimmt ist, und El. Bj er k and er **) hat deutlich bemerkt,
dass bey behaarten Blättern am Morgen jedes Haar
vom Grunde bis an die Spitze mit grossem und kleinern feinen
Tropfen bekleidet ist, und dass Pflanzen, die unter Glasglocken
gehalten werden, aus ihren Haaren die Safttröpfchen
ausscheiden, z. B. Fragaria vescaundEquisetum fluviatile. Diess
kann man bey jedem Steckling beobachten. — Es handelt
sich also hier hauptsächlich um die physiologische Bestimmung
der sogenannten Drüsenhaare, deren z. B. die Passiflora
foetida eine grosse Menge an verschiedenen Theilen hat, und
die beständig einen klebrigen Saft, an welchem kleine Insec-
ten hängen bleiben, ausschwitzen. Dieser Saft ist im Wasser
auflöslich, und färbt die Auflösung weingelb. — Die Kölbchen
auf den Haaren oder kegelförmigen Randborsten bey Rhododendron
Chamaecistus enthalten alle ein Gummiharz, das sich
zum fheil in Wasser, zum Theil in Weingeist auflöst. _
An der Nicotiana rustica fand ich jedes Haar an der Spitze mit
einem ovalen, helldurchsichtigen, grünen Köpfchen versehen.
Ein ausserordentlich feines Häutchen schloss einen Tropfen
üssigkeit in sich, der sich bey dem geringsten Drucke aus
*) PHysique des arbres. Vol. I. p, 183,
**) Schwedische Abhandlungen, 1773. p, ßß.
demselben entleerte. Als ich die Pflanze dann über Nacht ins
Wasser brachte, hatten sich die Köpfchen ganz entleert, und
waren, so zu sagen, verschwunden, indem sich der enthaltene
Saft mit dem Wasser vermischte. — Rud o l p hi hält jedoch
diese Drüsenhaare nicht für Haare, sondern für gestielte Drüsen,
welche die Feuchtigkeit absondern. Gleicher Meinung
mit ihm ist auch S ch rank und selbst Link*) . Ich meinerseits
finde zwischen einer sogenannten gestielten Drüse und einem
kopfförmigen Haare keinen wesentlichen Unterschied;
so wie ein Haar, welches, wie Li nk sagt, an seiner Spitze
bloss ein Tröpfchen Feuchtigkeit trägt, in diesem Augenblicke
wohl schwerlich von einer gestielten Drüse unterschieden werden
kann. — Was aber die von B j e r kan d e r und Sp r e n g
el angegebene Tropfensammlung der unter Glasglocken stehenden
Erdbeerstauden oder Melonenranken betrifft, so kommt
selbe nach R u d o l p h i auch nicht von einer aus den Haaren
abgeschiedenen Flüssigkeit, sondern kann theils ein aufsteigender
Thau seyn, der sich an die Pflanzenhaare hängt, theils
nach S c h r a n k ein wirkliches Thränen; die Pflanze dünstet
nämlich auf der Oberfläche aus, und die Materie sammelt
sich an den Haaren. Ich kann diesen Streit nicht entscheiden.
A nme r k u n g . B a s t e r glaubt , dass aus diesen durch die Haare ausgesonderten
Feuchtigkeiten die Bienen jenes unvollkommene Wachs
verfertigen, womit sie die überflüssigen OefFnungen an ihren Körben
verkleben.
4. Viele kegelförmige Haare führen einen mehr oder we-
wiger klebrigen, schmierigen, riechenden oder geruchlosen
Saft aus. Streicht man z. B. die Blätter des gelben Tabacks
gelinde mit der Hand, so wird sie davon etwas schmierig und
stark riechend. Dasselbe kann man auch bey hoher Temperatur
bey den kegelförmigen Zwischenwandhaaren des Geranium
inquinans beobachten; die Finger werden davon schmut-
zig, pomeranzengelb und fettig.
5. Selbst L i n k **) gibt zu, dass sehr viele Haare, ohne
Glandeln zu tragen, oder ohne kopfförinig zu seyn, einen klebrigen
Saft ausschwitzen, der an vielen Salbeyarten, dem An-
tirrhinum maj. u. a. als ein Tröpfchen auf der Spitze hervor-
J. 4. Anmerkung zu Nr. 3.
**) A. a. 0 . p. 121.