
Process der Häutung (wozu denn auch das Hären und Mausern
gehört), recht treffend eine wiederhohlte Enthüllung des
Thieres nennt, wo die Oberhaut sammt ihren Verlängerungen
mit den Eyhüllen, und das Thier mit einem Neugebornen;
die Frühlingsmauser der Vögel aber und die Erlangnng eines
neuen Geweihes mit einer neuen Pubertät zu vergleichen,
und die ganze periodische .Regeneration eine Verjüngung zu
nennen ist *).
Was nun noch die Zei t dieser Regeneration betrifft, so
beginnt letztere meist erst nach Vollziehung des Zeugungsgeschäftes.
So geschieht das Wechseln der Haare bey den Säuge-
thieren mehr oder weniger deutlich im Herbste, im Frühling
aber vor demselben, gleichsam als wenn dieser Process zur
neuen Vollziehung des Zeugungsgeschäftes vorbereiten sollte.
So bekommen die Hirsche nach der Brunst zuerst das Winterhaar,
dann wechseln sie das Geweih, welches sich jedoch
erst nach dem Erscheinen des Sommerhaars vollkommen ausbildet.
Alle Vögel mausern sich im Herbste nach vollendeter
Ausbrütung und Erziehung der Jungen, und zwar die meisten
im Julius und August, einige im September, und noch andere*
wie z. B. die Wildenten erst im December. — Indessen
haben die äussern Verhältnisse, namentlich die Domesticität
der Thiere auf diesen periodischen Haarwechsel grossen Einfluss.
So erscheint das Häreu bey unsern Hausthieren, sobald
sie durch mehrere Generationen ihrer ursprünglichen Verhältnisse
entwöhnt worden, nicht mehr so regelmässig; während
dagegen andere Thiere, die man gerade zu zähmen anfängt,
in der warmen Stube sich zu derselben Zeit hären, und ihre
Farbe wechseln, Avie wenn sie noch im Freyen lebten. Dasselbe
gilt auch rücksichtlich der Mauser bey Vögeln, die man
aus einer kalten oder warmen Zone zu uns bringt; so wie
auch nach Naumann’s Beobachtung männliche Singvögel,
die man vom Frühjahre an in einem dunkeln Orte hält, bey
der nächsten Mauser ihr volles Gefieder nicht wieder bekommen,
und späterhin ganz kahl werden.
A n m e r k u n g . E s is t bem e rk en sw e rtb , dass so wie bey dem Zabne die
K ro n e , beym Haare die Spitze zu erst, die Wurzel aber zuletzt geb
ild e t werde. D aher findet man oft n och n ic h t ganz ausgewachsene
Haare ohne Wurzel. Is t die Wurzel aber schon vom Anfänge
’) B u r d a c h ebendaselbst p. 528.
de r H a arb ild u n g seh r gross u n d b r e i t , d an n ist sie auch sehr
weich, u n d v e rlän g e rt sich in den Haarschaft.
(Vergleiche h iem it Tab. V. F ig , 42 — 45.)
§. 45.
Einf lus s des Kl ima und der Jahres zei t auf
die Haare der Thiere.
Auffallend ist der Einfluss, welchen das Kl im a auf die
Beschaffenheit der Haare in mehr als einer Hinsicht hat. Es
zeigt sich diess sowohl bey Thieren, die in einem gewissen Klima
geboren sind, und fortwährend in demselben leben, als
auch bey solchen, welche erst in dasselbe wenigstens durch
einige Zeit hindurch versetzt wurden. — So ist im kalten Norden
das Haar dick und rauh, im warmen Süden schöner und
seidenartiger; obgleich auch diess, wie wir gleich sehen werden,
seine Einschränkung leidet. Das nordische Schaf hat
spröde, und sehr grobe, das spanische und persische zwar
sehr spröde, aber zugleich ungemein feine Wolle. Bu f f on
sagt: „das wilde Schaf und jenes der sehr heissen und kalten
Länder hat keine Wolle, sondern Haare; das grosse Schaf am
Senegal und in Indien ist ohne Wolle, und hat ebenfalls nur
ein kürzeres oder längeres Haar, das nach Verhältniss der Hitze
des Klima’s mehr oder weniger spröde ist. Ein sehr heisser
Himmelsstrich scheint daher die Sprödigkeit der Haare zu befördern.
Es zeigt sich diess am besten dadurch, das die Wolle
der spanischen und persischen Schafe, wenn diese in sehr
heisse Länder versetzt werden, in eine ziemlich spröde verwandelt
wird.“ — Auch bey unsern Schafen ist die Wolle kein
wesentlicher Charakter, sondern hängt grösstentheils von dem
gemässigten Himmelsstriche ab, indem dieselben Schafe in
heissen Ländern nur Haare haben, obgleich ihre Wolle bey
uns nichts weniger als haarartig ist. Ueberhaupt zeigt sich die
Wirkung des Klima’s auf die Haare am auffallendsten bey den
Hausthieren. Im Norden werden ihre Haare lang und steif,
z. B. beym sibirischen Hunde; in dem spanischen und syrischen
Klima werden sie, wie schon gesagt fein, seidenähnlich, wie
A\ir diess bey den Merinos von Spanien, den Ziegen von Syrien
, den Katzen und Kaninchen von Angora, den Maltheser-
hiindchen u. a. m. sehen. In sehr warmen Ländern werden sie
dünne, oder gehen ganz in Verlust, wie diess der guineische