
nen dadurch geholfen würde.“ — Wenn wir nun gleich dem
Thiere die eigenthümliche Kraft, seine Stacheln abzuschiessen
oder auch nur loszulassen in dem angeführten Sinne nicht zuschreiben
wollen, so liegt doch in dem übrigen Theil der Angabe
dieses alten Gewehrsmanns viel Wahres, und verdient
daher nicht übergangen zu werden. — Cu vier*) sagt, dass
es ihm scheine, als könnte das Thier seinen Harn in die hintern
Stacheln lassen, um ihn nachher, wie mit einem Weihwedel
weit weg zu spritzen. Diess wäre doch gewiss etwas ganz
Besonderes! Fast möchte ich die Stacheln mancher Insecten,
namentlich der Bienen ebenfalls hierher rechnen, welche doch
am Ende auch nichts anders als steife Haare sind, die sich
nur durch ihren Sitz, und einen eigenen giftartigen Saft, der
in ihrer Höhle enthalten ist, von andern ähnlichen Stacheln
auszeichnen. —
Endlich beobachten wir'noc)t bey vielen andern Säuge-
thieren, dass sie, wenn sie gereitzt, oder in Wuth versetzt
werden, ihre Haare gleichsam aufrichten (was offenbar nur
durch krampfhafte Zusammenziehung ihres Hautmuskels vermittelt
wird); bey andern wieder, die eine Gefahr befürchten,
oder Schläge zu gewärtigen haben, sehen wir, dass sie
durch Runzelung ihrer Haut die Menge der, selbe bedeckenden
Haare gleichsam künstlich vermehren, und so die Gewalt
der äussern Einwirkung schwächen.
§. 10 2 -
c j Di e Th i e rha a r e di enen zur Schönhe i t
und Zi e rde des Körpers.
Ich bin überzeugt, dass die Natur, als sie den Thieren
die Haare gab, nebst den bereits angeführten allgemeinen Zwecken,
gewiss auch den zu erreichen strebte, die Form der Thiere
in Gefälligkeit und Anmuth zu erhöhen; ja es ist nicht zu verkennen,
dass die Vertheilung der Haare in Bezug auf Art und
Menge derselben selbst mit den besondern Form-Verhältnissen
der einzelnen Thiere in näherer Verbindung steht. Dass übrigens
die Haare ganz besonders geeignet sind, die äussere Form
der Thiere zu modificiren, daran wird wohl Niemand zweifeln;
*) Vorlesungen 2. B d , p. 568.
auch gibt uns die tägliche Erfahrung häufig genug Beyspiele
und Belege für diesen Satz. Man denke sich was immer für ein
Thier, das im Naturzustände stark behaart ist, dieser Zierde
auf einmal beraubt, wie hässlich stellt es sich unsern Blicken
dar?
Auch können wir kühn behaupten, die Natur hätte die
ausserordentliche Manichfaltigkeit in der äussern Form ihrer
Geschöpfe nicht wohl erreichen können, wenn sie sich nicht
gerade des Haarschmucks dazu hätte bedienen können. Ein nur
oberflächlicher Ueberblick in der Klasse der Säuge thiere gibt
uns davon den überzeugendsten Beweis; und hierin liegt auch
der Grund, warum die Naturforscher aller Zeiten bey Zusammenstellung
ihrer Systeme, namentlich aber bey Angabe der
unterscheidenden Merkmale der Geschlechter und Arten stets
auch ihre Zuflucht zu den Haaren genommen haben. — Es
würde mich übrigens zu weit führen, wenn ich alle die vielen
Beyspiele anführen wollte, wodurch erhellen würde, dass sich
die Natur gerade der Haare bediente, um einzelne Thierarten
nicht allein aufs deutlichste < sondern auch durch anmuthige
Form vor andern auszuzeichnen. Ein Rückblick auf die frühem
Paragraphe, wo ich bemüht war, die auffallendsten Zeichnungen
der Thiere einer jeden Klasse zusammenzustellen , und das
Allgemeine über die Richtung, Länge, Menge und das Vorkommen
der Haare überhaupt anzugeben, kann einen jeden
Leser davon überzeugen. — Wollen wir die Sache noch weiter
verfolgen, und von den Backenbärten, Schnauzbärten, Haarbüscheln,
Mützen, Zöpfen, Mähnen, Bändern, Ringen, Streifen,
Flecken, Schwänzen, Zotten u. s. w. der Säugethiere
abstrahirend, in die Klasse der Vö g e l übergehen, so werden
wir vollends von Bewunderung hingerissen. Der gütige Schöpfer,
der uns diese muntern Thiere gleichsam zum Vergnügen,
zur allgemeinen Freude seiner belebten Schöpfung gab, verlieh
der Annehmlichkeit und Schönheit ihres Körpers einen
neuen unvergleichlichen Reitz durch die herrlichsten Farbenzeichnungen,
die sich kaum ein Mensch denken kann, der sie
nicht in ihrer ganzen Pracht bewundert hat. — Wie abschreckend
sind dagegen die meisten Thiere, und namentlich die
Amphibien, deren Haut aller Haare beraubt, und um diesen
Mangel zu ersetzen, mit einer dicken knöchernen Schale bedeckt
ist. Selbst unter den Säugethieren stehen gewiss die wenig
oder gar nicht behaarten an Schönheit der Form allen