
linge sind, so verschieden sind auch die Gestalten ihrer Barte.
Bey einigen sind sie kurz und dick, bey andern länger und
dünner. Einige sind gerade, andere bogenförmig, und sehen
wie zwey Hörner aus. Reaumu r hat viele Verschiedenheiten
beschrieben. De Geer selbst beschreibt die merkwürdigsten
Bärte dieser Art an der Phalaena pyralis lentacularis Lin-
nei. — Fast bey allen P h a l a e n e n sitzen am Halskragen
zwey glatte, sehr haarige Theile, die gleichsam wie zwey Ohren
aussehen, und an den Seiten flach anliegen.
Die Ra u p e n bieten in jeder Hinsicht die grösste Ma-
nichfaltigkeit der Haare dar; denn der grösste und auffallendste
Unterschied ist bey ihnen unstreitig der, dass einige glatt
und ohne Haare, andere hingegen rauh, und mit vielen an
Länge, Zahl und Stellung verschiedenen Haaren bewachsen
sind. — Einige Haare sitzen auf den halbkugelförmigen Erhabenheiten,
und bilden auf jeder derselben eine Art von Büschel,
bey andern kommen sie unmittelbar aus der glatten Oberhaut
hervor. — Wenn sie recht dickhaarige Büschel bilden, so
heisst man die Raupen vorzugsweise: Bürstenraupen. Diese
Bürsten sind entweder oben abgestumpft und viereckig, wie
bey der Phal. bomb, fascilina und pudibunda (welche letztere
auch einen merkwürdigen rosenrothen Haarschweif am letzten
Gelenke hat) ; oder abgestumpft und cylinderförmig, wie bey
der Antigua und Gonstigma; endlich trifft man sie entweder,
wie bey den meisten Bürstenraupen, auf dem Rücken, oder
auch zugleich am Bauche, wie bey der Antigua. Einige solcher
Raupen haben nur wenige Haare an sich, und der grösste
Theil der Haut ist glatt; man nennt sie halbb ehaa rt e .
Andere Verschiedenheiten hat Herr v. Reaumur angeführt. —
De Gee r beschränkt sich bloss auf die Haarraupen, welche
auf gewissen, insgemein halbrunden Buckeln dicke Haarbüschel
haben. Von diesen Buckeln, und folglich auch von den
darauf sitzenden Haarbüscheln hat Reaumur sogar behauptet,
dass sie ein generisches Kennzeichen abgeben könnten.
Denn man findet Haarraupen, die einander an Farbe und Gestalt
sehr ähnlich sind, und die man kaum für andere Arten
halten würde, wenn man sich nicht die Mühe nähme, die
insgemein ungleiche Zahl der behaarten Buckeln zu berechnen.
— De Geer kennt übrigens keine Haarraupen mit Buckeln
und Haarbüscheln, die sich in T a g v ö g e l verwandeln,
sondern es waren lauter Nacht v ö g e l .
A n m e r k u n g . Was den U rsp ru n g dieser B ü r s t e n h a a r e b e trif ft,
so habe ich m ir Mühe gegeben, der Sache genauer au f die S p u r zu
kommen. Zwar hat schon L y o n e t * ) die Haare der Weidenraupe
diessfalls sorgfältiger u n te rs u c h t, u n d äh n lich e Resultate, wie ich
gefunden u n d ab g eb ild et; denn es heisst d o rt ü b e r den U rsp ru n g
jener Haare : -„Les p o i l s sont enchâssés dans u n anneau ou cyl
i n d r e trè s c o u r t, ecailleux et b r u n , q u i s’élève u n peu au dess
u s de la p e a u , et en perce les deux membranes ou tu n iq u e s ;
„le p o il passe pa r cet anneau, et m’a p a ru communiquer p a r la
„ra cin e avec u n tég um en t mola sse , qui tapisse la peau en ded
a n s , et sur lequel les nerfs forment u n tissu ré tic u la ire . J ’ai
„ cru même v o ire plus d ’une fois des petits nerfs de ce tissu s’in t
r o d u i r e dans la ra c in e d’u n p o il.? Auch h a t er die h o h le n ,
m eh r stachelartigen Haare mit einer 2,7W000 maligen Vergrös-
s e ru n g , die W urz eln selbst a b e r , von denen e r sp ric h t, n ic h t
deutlich abgebildet. — In der n eu ern Zeit finde ich ebenfalls in
H e r o 1 d’s Entwicklungsgeschichte der S chm e tte rlin g e **) H ä rchen
an d e r R au p en h au t ab g e z e ich n e t, die m it d eu tlich en kugeligen
W u rz eln aus jen e r Haut en tsp rin g en , ohne dass sich jedoch
der Verfasser d a rü b e r auch n u r im geringsten ausgesprochen h ä tte .
— Allein m it allem diesem is t die Sache n ic h t allein an u nd für
sich n ic h t e rschöpft, so ndern auch fü r viele Leser u n v e rs tän d lich .
; Ich wählte m ir daher die P h a l a e n a b o m b y x C a j a , die
sich v on allen äh n lich en d u rch S ch ö n h e it u n d U ep p ig k eit ihres
Haarwuchses au sz e ich n et, zur U n te rsu ch u n g , u n d fa n d , dass die
Anzahl der einzelnen ^Haare (im Büschel) ganz genau der Menge
von kleinen Wärzchen entspreche , welche sich an der äussern
Oberfläche jener früher, g enannten ha lbkugeligen E rh ab e n h e ite n
befinden , u n d dass die Haare selbst u nm itte lb a r aus diesen Wärzchen
e ntspringen , jedoch so, dass man erstere ahstreifen u nd her-
ausreissen k a n n , ohne dass d ad u rch die Warze etwas an Umfang
v e rlö re , oder ü b e rh a u p t z e rstö rt würde; — U m n u n auf die in nere
S tru c tu r u n d Org an isatio n dieser Wärzchen zu k om m en ,
war ich b em ü h t, die H aut der Raupe um z u k e h re n , um die in nere
Oberfläche jener warzigen E rh ab e n h e ite n genauer sehen zu
k önnen. Aber h ie r war m ir die dunkelblaue F a rb e dieser s ch ille
rn d en Oberfläche sehr h in d e rlic h . Nichts desto weniger fand
ich eine dem Umfang der halbkugelförmigen E rh a b e n h e it ganz
angemessene, ja man k an n sagen, genau en tsp rech en d e , ovale G ru be
m it einer Menge von ru n d lich e n Vertiefungen wie p u n lc tir t,
welche n a tü rlic h n ich ts anderes, als jene Wärzchen waren. Gegen
das L ich t gehalten waren jene S tellen, die ich bereits ih re r Haare
be raubt h a tte , in Bezug auf die an d e rn , die noch m it Haaren
*) A. a. 0 , p. 69.
**) Cassel und Marburg 1815, und zwar auf der 6. —12. Tafel.