
übrigen weit nach. Man vergleiche einmal die Pachydermata mit
den Sohlen- und Zehengängern, man stelle den Elephanten,
das Flusspferd, Nashorn den Arten des Hunde- und Katzengeschlechts:
dem Löwen, Tieger, Leoparden u. dgl. gegenüber!
wie abschreckend ist z. B. das Geschlecht der Schildkröten,
unsrer Kröten und Frösche gegen unsre Mäuse- und
Maulwurfsarten? Man wird vielleicht sagen: das liegt nicht in
den Haaren allein, sondern im ganzen Bau des Thieres. Wohl!
aber rasiere den genannten Thieren das Fell ab, und du wirst
dich überzeugen, dass sie nun eben so hässlich, als die Thiere
der andern Art sind. — Obgleich die Fi sche im gewöhnlichen
Sinne ohne Haare sind, so wird man doch eingestehen müssen,
dass ihre Bartfäden manchen von ihnen gar wohl anstehen.
Zudem hat die Natur den Abgang des Haarschmucks durch
eine oft recht schön gezeichnete Schuppenhaut zu ersetzen gesucht.
— Es ist unmöglich, all’ das Schöne zu beschreiben,
wodurch sich der Haarschmuck bey den Insecten auszeichnet.
Die Manichfaltigkeit geht hier wieder ins Unendliche, und muss
an den einzelnen Thierchen selbst bewundert werden. —
Wahr ist es aber, dass die Haare überall da, wo sie vorzüglich
zur Bewegung dienen, der Schönheit und Regelmässigkeit der
äussern Form der Thiere nicht so sehr zu entsprechen scheinen
, obgleich sich äuch hier Manches zu Gunsten des letztem
anführen Hesse.— Auch den Crustaceen geben die Randhaare
ein gefälliges Ansehen. Je weiter wir nun in dem Thierreich
hinabsteigen, und je kleiner die Thiere werden, desto weniger
scheint es in Bezug auf ihre Haare darauf abgesehen zu seyn,
die Schönheit des Körpers zu erhöhen. Nichts desto weniger
geben die ausgestreckten haarartigen Verlängerungen den
S tr a hl t hi er en, En t o z o e n , und besonders den Zoophy-
ten manchmal eine ganz eigenthümliche, oft bewunderungswürdige
Figur, die unsern erstaunten Blicken um so mehr auffällt,
je schneller sie sich verändert, verschwindet, und bald
eben so, bald etwas modificirt wiederkehrt. — Alles dieses
wird um so deutlicher werden, je fleissiger die bey den einzelnen
Thierklassen angegebenen Haarverschiedenheiten aul
diesen Gegenstand bezogen, und Vergleichungen zwischen
beyden angestellt werden.
A n m e r k u n g . 1. Es ist allerdings r ic h tig , dass wir bey manchen
T h ieren Haare finden , die zum A u f f a s s e n d e r N a h r u n g b e stimmt
sind. Man kann h ie rh e r z. B. die Stacheln des Igels z äh le
n , welcher sich dieses T h ie r offenbar b e d ie n t, um T rau b en , Kastan
ien , E ic h e ln , Maulbeeren, B irn e n u n d Aepfeln aufzuspiessen,
und seinen Ju n g en zu b rin g en . E b en so leben auch na ch C u -
v i e r ’s Angabe die sogenannten S ta ch e lh äu te u n te r den F isch en
v on h ie inen S c h a lth ie re n , d erer sic sich d u rch ih re Fiisse u nd
Sta che ln bemächtigen» Selbst bey den V o r t i c e l l e n und I n f u s
o r i e n ist es noch n ic h t ganz ausg em a ch t, ob die Kreisbewegungen
u n d das Z itte rn u n d Schwingen ih r e r Haare n ic h t doch mit
d e r Auffassung ih r e r N ah ru n g in u rsä chlichem Verhältnisse s te h e .—-
A n m e r k u n g , 2. Bey den Insecten is t wohl ke in Zw e ife l, dass sie
sich ih r e r Haare häufig auch dazu bedienen , um fremde K ö rp e r
v on ih rem eigenen ab zu h a lten , oder wenn selbe schon festsitzen,
sie wieder wegzubringen. TTm h ie r n u r ein Beyspiel anzuführen,
bemerke ic h , dass die aus den D o rn en rau p en hervorkomm enden
Schm e tte rlin g e s ta tt des d ritte n Paares Füsse ein P a a r kurze u n d
slurapfe , aber ganz m it H aaren überzogene P fo ten h a b e n , d e re r
sie sich als Hände bedienen , indem sie immer ih re n K o p f, die
Augen , den B a r t u. dgl. damit putzen.
A n m e r k u n g . 3« Dem Hasen gab die N a tu r nach C o l u m b u s eine
behaa rte F u s sso h le , um ih n als ein furchtsames T h ie r le ich ter
zur F lu c h t geschickt zu machen.
A n m e r k u n g . 4. Die Frage , warum die T h ie re eig en tlich keine Kopfhaare
(wie de r Mensch) h a b e , wurde schon in frü h en Zeiten ges
te l lt, u n d G l i s s o n ? ) gab folgende U rsach e als Antwort an:
»Die T h ie re sind ohne Vernunft u n d Hände , u n d geben m it gebeugtem
Kopfe ; h ä tten sie n u n auch , wie der Mensch lange Kopfh
a are, so würden selbe n ic h t allein den G ebrauch der Augen, so n d
e rn auch des Mundes grösstenlheils h in d e rn . Auch sind ih re
Schläfemuskeln stark g en u g , um sie vojr Kälte zu sch ü tz en .<c
A n m e r k u n g . 5- Ich k an n n ic h t e n tsch e id en , ob die Angabe rich tig
sey**), dass zwischen den Haaren einiger Insecten, die u n te r dem
Wasser leben , eine mit Luft gefüllte Blase eingeschlossen sey, die
ih n en (wie eine Schwimmblase;) zum le ich te rn Aufsteigen im Wasser
dienen kann. *—
§. 103-
clj Von clen Thi e rhaar en, als Organen des
G e f ü h l s .
Die Natur der Sache führt uns sogleich auf die sogenannten
Taslhaare der Thier^. Wir haben oben gesehen, wie
*) A. a. Q.
f t ) Encyclopedie on Qic tio n n a ire raisonne des scienccs, a rls et meticrs.
Art|c le Poils.