
Gefässen und Nerven versehenen Körper in sich, den man den
Haarkern, Haarkeim zu nennen pflegt.
Das Haar im enger n Sinne, oder der Haarschaft,
Haarcylinder, steigt als eine mehr oder weniger runde Röhre
gerade nach aufwärts, durchbohrt zuerst den Balg, dann die
Leder- und endlich die Oberhaut, unter welcher letztereres
eine sehr kleine Strecke schief fortläuft, und kommt jetzt
an der äusseren Oberfläche des Körpers zum Vorscheine, wo
es nach Verschiedenheit der Umstände eine verschiedene Gestalt,
Richtung und Farbe u. s. w. erhält.
Der S c h a f t eines ausgebildeten vollkommenen Haares
besteht aus einer doppelten Substanz 5 nämlich einer äussern,
hornartigen, meist festen, und einer innern, gewöhnlich zelli-
gen oder blätterigen Substanz. Erstere wird die Horn- oder
Rinde n -, letztere, die (weil sie durchsichtig ist), auch den
sogenannten Canal bildet, die Mark s u b s t a n z genannt. Wir
werden später auf die mancherley Verschiedenheiten sowohl
der einen, als auch der anderen Substanz zurückkommen. Vergleiche
Tab. V. Fig. 36—“4L
A n m e r k u n g . 1. Die E p id erm is gibt bestimmt dem Haar ke in en Ueber-
z u g , so n d ern heftet sieb n u r an dasselbe a n , wenn es aus dem
C orion h e ra u s tr itt, wie ich diess bey den Menschenhaaren ausfü
h r lic h beweisen werde.
A n m e r k u n g . 2. Die g enannten T h e ile ,a u s welcher das ganze Haargeb
ild e zusammen gesetzt i s t , b ie th e n n a tü rlic h in den ve rsch ie d
en en T h ie rg a ttu n g e n au ch grosse Verschiedenheiten d a r , welche
sich ü b rig en s e rst aus de r sp ä tem B e tra ch tu n g u n d E in th e ilu n g
d e r m ancherley H a a ra rten ergeben werden. H ie r sey n u r im Allgemeinen
n och bem e rk t, dass das, was ich oben m it dem N am en :
Haarbalg belegte , u n d fo rtan belegen werde, n ic h t a lle in an
Grösse u n d G e sta lt, so n d ern auch an Consistenz seine r Substanz
u. s. w. mä chtig differire, u n d ü b e rh a u p t na ch dem Grade der nö-
th ig en F e in h e it v o n de r derb en Beschaffenheit des Horns bis zu
de r eines zarten serösen Säckchens vorkomme. — Was fe rn e r die
gelatinöse, pulpöse Masse, den sogenannten konischen K ö rp e r betr
if f t, so würde man sich seh r tä u s c h e n , wenn man ih n bey allen
H a a r e n , noch m eh r a b e r , wenn man ih n ü b e ra ll so ausgebildet
zu finden glaubte , als bey dem eben b e schriebenen T a sth a ar des
O ch sen ; indem es sogar F ä lle g ib t , wo er so zu sagen ganz zu
fehlen s c h e in t, wie z. B. in den S ta ch e lh a a ren ; geschweige der
m an c h e rley V e rschiedenheiten an M en g e , F a r b e , D u rc h sich tig ke
it u. s, w. die sich in dieser H in sich t bey verschiedenen Thieren
ausspre chen. I n Bezug au f den Haarschaft wird aus dem Nachfolgenden
zur Genüge ein leu ch ten , dass gerade dieser T h e il des
Haars die meisten Abweichungen in Rücksicht auf G e sta lt, R ic h tu
n g , W e ic h h e it, H ä r te , F a rb e u. s. w. d a rb ie th e ; u n d da ich
in de r u n te n folgenden IIau p te )n th e ilu n g des Haargebildes o h n
e h in wieder in die genauere Auseinandersetzung de r an atom ischen
Beschaffenheit eines jeden einzelnen Ha arth eiles also auch
nothwendig des u n te r allen am meisten verschiedenen Haarschaftes
— eingehen m u s s, so verspare ich m ir h ie r jede genauere
B es c h re ib u n g , als welche gewiss zu a llg em e in , u n d daher für
specielle F ä lle n ic h t wohl anwendbar ausfallen müsste.
§• 4o.
Ge s t al t der Thierhaare.
Die grosse Manichfaltigkeit, welche wir in allen Thei-
len der unendlichen Natur bewundern, spricht sich auch
bey den Thierhaaren in Bezug auf ihre Ge s t a l t deutlich
aus. Dennoch finden wir, wenn wir das Ganze in seinen Thei-
len vergleichen, den Satz durch die Erfahrung bewährt, dass
die runde Ges tal t als allgemeiner Typus, als Normgestalt
für das Haar angenommen werden müsse, an welche sich sodann
die übrigen nach Massgabe der grossem oder geringem
Aehnlichkeit anreihen lassen. So finden wir, um hier nur einige
Beyspiele zu gehen, rücksichtlich welcher wir übrigens
auf die Abhandlung über die Haare der einzelnen Thierklassen
verweissen, bey den Robben Borstenhaare, welche von
zwey Seiten zusammengedrückt und platt sind, daher zwey
Flächen und zwey Ränder haben, wovon der vordere dadurch,
dass sich das Haar halb um seine Achse gedreht hat, in gleichen
Entfernungen eingedrückt ist. Auch unterscheiden sich
hier die kleinen, mehr nach hinten stehenden Borsten von den
grösseren dadurch, dass sie ganz regelmässig spiralförmig gedreht,
und also nicht, wie die grösseren, abgeplattet sind. —
Bey den Stachelhaaren, die im Ganzen allerdings, vorzüglich
bey einer nur oberflächlichen Ansicht die runde Normgestalt
haben, finden wir dennoch den Haarschaft oberflächlich durchaus
fein gerieft, oder mit nach der Länge hinlaufenden Rinnen,
welchen dann wieder eben so viele parallel laufendeLei-
sten entsprechen, auf eine überraschend nette Art versehen,
Häufig ist die Gestalt der Körperhaare eyrund, oft cylindrisch,