
Raupen , bey deren blossen Berührung mit den Händen diese
entzündet werden. Da man diess insbesondere von der Fichten
und Processionsraupe sagt, so habe ich ihre Haare genau
untersucht und gefunden, dass der Grund jener Entzündung
offenbar darin liege, dass sich die feinen Haare dieser Raupe,
die alle mit einer unzählbaren Menge ausserordentlich kleiner
Seitenstacheln versehen sind, mittelst dieser letztem in der
Haut festsetzen, und so wahrscheinlich auf rein mechanische
Art jene Entzündung bewirken.— Réaumur*) hat die Jucken
und Brennen erregende Eigenschaft einiger Haarraupen umständlich
beschrieben. Dr. Banks undSolander beobachteten
auf einer Insel des Südmeeres auf den Mangroevebäumen
in morastigen Gegenden eine Menge kleiner grüner Raupen,
die sehr haarig waren,-und bey der Berührung wie Brennnesseln
stachen, ja einen noch durchdringendem, aber nicht so
anhaltenden Schmerz verursachten. — Mit Recht nennt man
also diese Haare p a s s i v e V e r t h e i d i g u n g smi t t e l der
Insecten.
Vergleiche Tab. VI. Fig. (jo— 6 l-
Es gehört überhaupt noch gar viel dazu, die eigen-
thümliche Stellung der manchmal so sonderbar gestalteten
Haare und Borsten hinlänglich zu erklären, ungeachtet wir an
einem dieser Stellung genau entsprechenden Zweck keinen
Augenblick zweifeln können. Die so saftreichen Haare der
Ar a c h n i d e n sind wohl vielleicht durch den enthaltenen
Saft schädlich; wenigstens lese ich in Rösel ’s Insectenbelu-
stigungen, dass Piso den Haaren einer grossen westindischen
Winkelspinne eine brennende Kraft zuschreibt, wenn sie auf
die Haut eines Menschen gebracht werden. Bey den F i s chen
ist gewiss der ausgezeichnete Bau der Stachelbäuche und Igelfische
ebenfalls auf die Vertheidigung berechnet. Denn diese
Thiere blasen sich, indem sie Luft verschlucken, und damit
ihren Kropf (Magen ?) anfüllen, wie ein Ball auf, spannen dar
durch ihre Haut, in welcher die Stacheln sitzen, und bilden
so auf dieselbe Art eine Stachelkugel, wie der Igel auf festem
Lande. — Dieser letztere ist es nun vorzüglich, an dem wir
denNutzen besagter Stacheln am besten zu beobachten Gelegenheit
haben. Schon Fa b r i z i u s ab A q u a p e n d e n t e **) hat
*) Mémoires des Insects, tom. i i . P. 1 . mem.
**) Opera orania anatom. et physiolog. anno 1565- p. 445. de pilis.
uns über den Zweck der Igelstacheln Folgendes berichtet: „Der
Igel bedarf solcher Stacheln, weil er stets zwischen Dornen,
Steinen, in Baumhöhlen und rauhen Gegenden herumzieht.
Zudem ist das Thier klein, hat kurze Beine, bewegt sich dess-
halb langsam und schwer. Diesen mangelhaften Bau musste
also die Natur durch eine stachliche Bedeckung ersetzen, damit
der Igel allen äussern Einflüssen mit seinen Stacheln begegne,
so wie er seine edlen Eingeweide im Fall der Noth unter
diese Schutzwehr zurückziehen kann.“ — Wirklich ist der
Igel im Stande, seinen ganzen Körper mit grosser Kraft kugelförmig
zusammenzuziehen, Kopf und Füsse ganz zu verstecken?
so dass der ganze Körper einer Stachelkugel gleicht, die schwer
anzugreifen ist. — Ueber das Stachelschwein sagt uns derselbe
Fabr i z iu s: „Dieses Thier hat gleiche Mängel in seinem Bau
wie der Igel, ist zum schnellen Laufen ungeschickt, und hat
eine Menge Fett unter der Haut. Es soll sich gegen die Angriffe
der Hunde durch Abschicken der Stacheln vertheidigen,
indem es nämlich auf ihre Mäuler zielt (?!), und zwar soll diess
mit solcher Gewalt geschehen, dass die weggeschleuderten Stacheln
sich im Holze fangen, und getroffene Hunde an der Wunde
sterben. — Diess wird zwar nicht von allen geglaubt, aber
wahr ist es, dass dieses Thier, sobald es von Hunden verfolgt
wird, keineswegs flieht, weil es sich untüchtig dazu fühlt,
sondern stille hält, und im Vertrauen auf seine Waffen zuerst
sich, wie zum Kampfe rüstend, am ganzen Körper auf blähet,
dann die Stacheln nach einer gewissen Richtung erhebt, und
zuletzt mit seltener Kunst bald sich zur Wehre setzt, bald die
Hunde angreift, so zwar, dass die meisten derselben gar nicht,
manche jedoch auf wiederholten Befehl ihrer Herren zum Angriffe
schreiten. Sobald sie nun das Stachelschwein nahe genug
glaubt, wendet es seinen Hinterleib bey günstiger Gelegenheit
gegen seine Verfolger; stets rückwärts gekehrt vorschreitend,
schleudert es zwar keine Stacheln weg, sondern vertheidigt sich
mit denselben gegen die Zähne der Hunde. Noch wunderbarer
aber ist es, dass, sobald dieses Thier einige Stacheln in dem
Körper der Hunde haften sieht, selbe alsbald abfallen, (daher
nannte sie Pl inius Spinae missiles), weil es sie eingesenkt zurücklässt,
indem es in seiner Wuth die Gabe hat, selbe loszulassen.
Zugleich schwillt es am ganz.en Körper auf. Die Jäger
aber halten eine solche Wunde für giftig, ziehen alsbald die
Stacheln heraus , und stecken sie unter die Erde , als wenn ih