
der fleischigen Gewächse, das diesen als ein Behälter für das
Eingesogene dient. —
5* Die Narbe des Pistills ist dazu da, um den befruchtenden
Samenstaub aufzunehmen und zu dem Fruchtknoten
zu leiten. Sollten nun die Haare an der Oberfläche der Narbe
nicht wenigstens Theil an diesem Geschäfte nehmen? Sollten
sie daher nicht auch zur Einsaugung dienen? —
6- Viele junge Blätter z. B. der Buche, sind bey ihrem
Entstehen, und noch eine Zeitlang nachher haarig, und werden
dann glatt. Diess scheint nur desshalh so eingerichtet zu
seyn, weil sie erst aus der Luft trinken müssen, bis die durchwärmte
Erde ihnen durch die Gefässe mehr Nahrung zuschicken
kann.
7- Ueber die Art und Weise, wie diese Einsaugung von
Statten gehe, lässt sich nur wenig sagen. Dennoch wissen wir
durch eine genauere Einsicht in die Organisation der Haare,
dass die von ihnen angesogenen Dünste zuerst in das mit demselben
in Verbindung stehende Zellgewebe, und aus diesem
in die eigentlichen Gefässe kommen. Dieser Satz folgt zunächst
aus dem §. 2 näher bezeichneten Ursprung der Haare.
— Auch ist es höchst wahrscheinlich, dass die ebenfalls oberflächlich
liegenden, und innigst mit dem Zellgewebe der
Oberhaut verbundenen Hautdrüsen an diesem Geschäfte einigen
Antheil nehmen. —
8- Den so eben angeführten Thatsachen entsprechend,
glaubt De Can dol le (a.a. O.), dass die Haare der Verdünstung
ein natürliches Hinderniss entgegen setzen, indem sie die parenchymatösen
Theile gegen die Wirkung des Sonnenlichtes
schützen, welches doch das Hauptagens der Verdünstung ist.
Daher fehlen die Haare in der Regel auch allen Pflanzen,
welche wenig oder gar keine Spaltöffnung besitzen, wie den
Fett- und Wasserpflanzen und jenen schattiger Orte; wogegen
sie bey den, der Sonne ausgesetzten Pflanzen sehr häufig
sind.
) A n m e r k u n g . Nach L i n k lässt sich das Resultat v on S c h r a n k ’s
Versuchen ü b e r die wirkliche E insaugung de r Haare a u f die Kraft
de r C ap illa ritä t zurück führen* Auch fehlen den Haaren na ch sein
e r Meinung die Spaltöffnungen n ic h t, so n d ern sind n u r schwer zu
finden. Z. B. bei Salvia canariensis, officinalis, Phiomis fruticosa ,
Marubium c in e re um , Gistus ladaniferus , C ineraria m a ritim a ’
Arctotis calendulacca u. a. m. — Obschon übrigens L i n k mehr
für Excretion, als dem Hauptgeschäfte der Pflanzenhaare zu stimmen
geneigt is t, so spricht er ihnen dennoch das Vermögen einzusaugen
nicht ganz a b , und bezieht sich in dieser Hinsicht auf
die haarigen Papillen am Stigma der Pflanzen, die wie ein keulenförmiges
Haar gestaltet sin d , u n d u n stre itig zum Einsaugen dienen,
Auch in seinen Nachträgen zu den Grundlehren der Anatomie und
Physiologie der Pflanzen p. 37 behauptet er, dass die Narben- und
Wurzelhaare gewiss zur Einsaugung bestimmt sind.
§• 20.
b) Aus sonderung eigener, in der P f l an z e berei teter,
f lüs s ige r Stof fe .
Nichts desto weniger gibt es doch auch eine Menge
Thatsachen und Beobachtungen, welche dafür sprechen, dass
viele Pflanzenhaare zur Aussonderung bestimmt sind. Ich werde
hier die wichtigsten derselben zusammenstellen, so wie sie
von Sp r e ng e l , Kie.ser, L i n k , Duhame l , Mol d e u -
h awe r u n d S e n e b i e r vertheidigt werden:
1. Schon Ma l p i g h i war mit der blossen Einsaugung
der Haare nicht zufrieden, sondern hielt es *) für sehr wahrscheinlich,
dass sie als Fortsetzungen der Querschläuche des
Zellgewebes zur Absonderung gewisser Feuchtigkeiten bestimmt
sind. Er sagt dort: Tenellas igitur oegetanlium partes,
pilis hirtäs ita miraii sumus, ut adhuc nos latent, an plantas
tutelae gratia pilosas reddiderit natura, an vero iurgentis ah-
moniae incongrua portio sub harum forma erumpat et digera-
tur. Gemmarum itaque foliola ita mollibus pilis coopenuntur,
ut probabile sit, ipsorutn fqrmam defacili custodiri; dum au-
tem vegetando auctiora fiunt, pili quoque proceriores redditi ut
plurimum contabescunt, unde satius aidetur, plures hujusmodi
pilos foliorum vegetationi inseraire. Perdurant autem fortasse in
nonnullis planlis exarati pili ob materiae conditionem , qua ex-
citantur. Cum enim probabile sit, pilos esse appendices utricu-
lorum iransoersalium, cumque ipsorum quasi caiena videantur,
ideo contentus in iis humor aeri expositus, cum libere pateat,
si natura sua volalilis sit, oel aquosus f a ci l l ime ex hal a t
et digeritur, unde membranae utriculorum superstiles laxam et
möllern compagem relinguunt.
*) Opp. tom. II. p, 58,