
struppichste Fell bekam, das ich je an einem solchen Thiere
bemerkt habe, und warum? weil dieser Hund mit Hintansetzung
aller Leckerbissen der feinem Lebensart unserer Stubenhunde,
sein einziges Vergnügen in der freyen Natur fand, manchmal
ganze Wochen nicht zu Hause kam, und um nur seinen Hang-
nach Freyheit und Begattung nach Wunsch zu befriedigen,
allem Ungestüm der Witterung, ja manchmal dem nagendsten
Hunger trotzte, und jede noch so gut zubereitete Speise verachtete
, wenn sie seiner nur an rohe Fleischnahrung gewöhnten
Nase durch fremdartige Zusätze nicht zusagte. _
Gewiss ist auch die Nahr ungswei se der verschiedenen
Thiere zu berücksichtigen, wenn von der verschiedenen Beschaffenheit
der Haare die Rede ist. Der vortreffliche Gl i s son*
*) gibt unter den Ursachen des Abfallens der Haare unter
andern auch den Mangel an Nahrung an, indem er sagt: Diess
tritt besonders bey den Thieren im \Vinter ein, und ist wahrscheinlich
eine Hauptursache, dass die Haare am kommenden
Frühjahre, wo alles neu gestärkt ist, ausfallen. Ar i s t o t e l e s
sagt schon, dass eine reichliche Nahrung das zartere Haar
stärkt, und das steife erweicht. — Aus demselben Grunde
mag es zum Theil herrühren, dass die wilden- vor allem aber
die Raubthiere, die doch manchmal Mangel an Nahrung
leiden, auch steifere Haare bekommen. — Wirklich scheint
auch bey den Thieren die Qualität der Speisen die Eigenschaften
ihrer Haare zu modificiren. So mögen gerade die wilden
Thiere, da sie von einer viel roheren Nahrung leben, eben
desshalb auch gröbere, steifere Haare bekommen, als unsere
Hausthiere, die wir nach und nach durch Verzärtelung unserem
verfeinerten Geschmack in Auswahl der Speisen nichts
nachgeben sehen. — Von der wirklich sonderbaren Wirkung
des Wassers auf die Haare der Thiere fand ich nur bey Ar i s
t o t e l e s einige Bemerkungen: »Das Wasser, so sagt er,
hat Einfluss auf die Farbe der Haare einiger Thiere. So nannte
man den Fluss Scamander gotvSog d. i. roth; weil er die Schaf-
heerden roth färbte. Vorzüglich soll sich diess bey bunten
Farben gezeigt haben. — Ja selbst die Temperatur des Wassers
macht hierin eine verschiedene Wirkung: heisses Wasser
*) A. a. O.
**) Hist. Iib, I I I . Cap. 12.
macht weisse, kaltes schwarze Haare. An einem andern Orte*)
sagt er hierüber: »Der Einfluss des Wassers auf die Farbe der
Haare erstreckt sich sogar auf die Kleinen. Ich habe beobachtet
dass manchmal schwarze Jungen von weissen Heerden gezeugt
werden, wenn diese von jenem Wasser getrunken hatten.
Das Wasser des Psjchrus in Assyrien, in der Umgegend von
Antandros, bildet zwey Flüsse, wovon der eine die Heerden
weiss, der andere schwarz, macht. Der Scamander macht sie
roth, daher nannte ihn Homer —
§. 47-
Farbe der Thierhaare.
Was die F a r b e der Thierhaare betrifft, so will ich hier
gleichfalls nur einige allgemeine naturhistorische Bemerkungen
machen, indem ich in jeder übrigen Beziehung auf jenen
Paragraph verweise, wo ich ausführlich von der Farbe der
Menschenhaare handle.
Unter allen Thieren stehen in Bezug auf Schönheit,
Manichfaltigkeit und Zartheit des Colorits ihrer äussern Bedeckungen
unstreitig die Vögel oben an. Einen prachtvollem
Schmuck konnte ihnen der Schöpfer nicht geben. Nichtsdestoweniger
biethet uns auch das übrige Thierreich noch eine
grosse Manichfaltigkeit der Haarfarben dar. —| Ueberhaupt
scheint der Satz richtig zu seyn, dass die Farbe der Haare um
so bunter und lebhafter sey, je näher die Thiere der heissen
Zone leben, und je mehr sie schon zu Hausthieren umgeschaffen
worden sind. Denn wenn gleich der heisse Süden nicht
vorzugsweise schwarzgefärbte Thiere hervorbringt, so findet
doch bey den Thieren etwas Aehnliches, wie beym Menschen
statt: dem Norden gehören die einfach weissen und lichten
Haare; dem Süden die braunen und dunkelgefärbten zu, wie
ich diess beym Einfluss des Klima’s auf die Beschaffenheit der
Haare schon angezeigt habe. — In Bezug auf den Unterschied
zwischen wilden und zahmen Thieren sagt Buf fon, dass die
Lage, Grösse und Figur der Flecken sowohl, als die Farben
bey jedem Hausthier insbesondere mehr oder weniger manich-
faltig sind. — Uebrigens lassen sich die verschiedenartigen Far-
) Gen. Iib. V. Cap, 6.