
auf eine kleine Strecke durch die einwärts laufende Bindenoder
Hornsubstanz von einander getrennt sind, und dadurch
eigentlich deutlich begränzt sichtbar werden. Das Centrum dieser
Scheibe ist ebenfalls mit einem feinblätterigen Zellgewebe
angefüllt, und zeigt keine regelmässige, beständige Figur. Ue-
brigens scheinen sich die Radii der Scheibe gegen diesen Mit-
telpunct zu öffnen.
D e r L ä n g e d u r c h s c h n i t t des S t a c h e l s gibt
zwar ganz andere, aber doch mit den angegebenen vollkommen
übereinstimmende Resultate: es zeigt sich nämlich hier
eine drejfache Substanz. Den äussersten Ueberzug macht natürlich
die Hornschichte, die ich auch hier aus einfachem,
gleichartigem Gewebe, und nicht aus Zellen gebildet glaube;
darauf folgt einwärts ein aus feinen Zellen gebildetes Gewebe,
deren einzelne Blätterchen fast treppenartig über einander in
beynahe gleichen Entfernungen liegen. Die Breite derselben
nimmt fast */3 des ganzen Stachels ein. Der innerste Raum,
der gleichfalls '/ 3 des Ganzen beträgt, ist mit einer ähnlichen
lamellösen Substanz angefüllt, deren Zellen aber aus viel
gröbern Wandungen gebildet, und überhaupt nicht so regelmässig
gebaut sind. Sämmtliche drey Substanzen nehmen so
zu sagen aus dem Wurzelknötchen ihren Ursprung, gleichsam
in verjüngtem Massstab, indem sie den sogenannten Hals so
durchziehen, dass man sie hier nur mit der grössten Mühe von
einander unterscheiden kann. — Die äusserste Spitze besteht
jedoch nur aus Hornsubstanz, indem das blätterige innere Gefüge
nicht so weit hinauf reicht.
Die oben kurz berührten kleinen Abweichungen der Textur
des Igelstachels von jenem des Stachelschweines beruht
erstens darauf, dass man hier im schmalen unteren Ende,
das dem sogenannten Halse des Igelstachels entspricht, einen
beynahe ganz leeren Raum antrifft, dessen Wandungen bloss
von der ebenfalls deutlich gerieften Horn-Rindensubstanz gebildet
werden, und an dessen oberem Ende sodaun erst das
blätterige Gewebe — die sogenannte Markmas se — des
Schaftes beginnt; und zweytens, dass die mittelste der drey
Substanzen, welche beym Längendurchschnitt zum Vorschein
kommen, verhältnissmässig viel häufiger ist, also auch einen
weit grossem Raum, etwa y 3 des ganzen Schaftes einnimmt. —
Auch ist der Stachel des Stachelschweines nicht so rund, wie
der des Igels. — Ob übrigens, wie Heusinger sagt, die
Zellen, welche aus einer harten, ganz gefässlosen, weissen,
einer trockenen, serösen Haut gleichenden Haut bestehen sollen,
im Innern mit Luft gefüllt sind, lasse ich dahin gestellt
seyn. —
A n m e r k u n g 1 . Es gibt viele T h i e r e , deren Haare so zu sagen, eine
M ilteigattung zwischen den Borsten u n d Sta che ln bilden. H ieh er
gehören die H aare des Elen n s, des Moschusthiers (a b e r n u r an gewissen
Gegenden des K ö rp e rs ), des Tanrecks, die steifem Borsten
des Igels u n d des Stachelschweines se lb st; fe rne r die Borsten des
P e c a r i und der E c h i d n a , die fe in em Stacheln der ü brigen
S ta c h e lth ie ra rte n , n am en tlich de r H y s t r i x s u b s.p i n o s a , i n-
s i d i o s a , n y c h t e m e r a , m a c r o u r a (welche zugleich k n otig
s in d ), f a s c i c u l a t a , b r a s i l i e n s i s , d o r s a t a , (d ie feine Wi ■
d e rh äk ch e n h aben), p r e h e n s i l i s und p a r a g u a y e n s i s.
A n m e r k u n g 2. Nach S a r r a s i n *) zeichnen sich die Stacheln des
canadischen Stachelschweines d u rch eine ganz eigene B ild u n g ih r
e r Spitze aus. Diese ist n äm lich ganz allein schwarz , de r übrige
T h e il der Sta che ln durchaus weiss. U n te r dem Microscop soll
man d an n einige um die Spitze schraubenförmig laufende Streifen,
( f i l e t s ) u n d einen aus k le inen Z äh n en be stehenden Rand bemerken
, deren Spitzen gegen die Basis g e rich te t sind , u n d die also
gleich Widerhaken Wid e rstan d leisten können.
A n m e r k u n g 3. Bey einigen Stachelschweinen findet man n ic h t n u r
wie wir bald sehen w e rd en , p la tte H a a r e , so ndern auch breite
S ta ch e ln , u n d so bild en eigentlich diese le tz tem den n a tü rlic h e n
Uebergang zu denjenigen Haaren , die wir jetzt genauer b e tra ch ten
werden.
Vergleiche Tab. IX. Fig. 100 — 10 1 und Tab. X. Fig. 102 — 108.
§. 93.
Von den plat t en Haaren.
Ich habe schon oben in der allgemeinen Uebersicht der
Säugethierhaare angeführt, dass die Stachelratten (Loncheres)
rauhe, platte, breite Haare haben, welche sich mit einer harten
Spitze endigen , und so eigentlich platte Stacheln bilden.
L i c ht ens t e i n* **) beschreibt die schuppenförmigen Stacheln
dieser Thiere genau, indem er sagt: «Sie tragen nebst dem
feinen, weissen Haar auf dem Rücken und an der äussern Seite
) Mém. de l ’Academie des Sciences, de P a ris 1727.
**) Ueber die Ratten mit platten Stacheln. In den Schriften der phys.
Classe der Akademie d. Wissenschaften zu Berlin. 1819* Tab. 1. p. 187.
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