
selbst auf die Farbe Einfluss zu haben; wogegen der Glanz
derselben theils von der relativen Stellung der gefärbten Theile,
tlieils von der färbenden Substanz selbst abhängt.
§• 76.
Entstehungsweise und Befes t igung der Feder.
Die genaue Untersuchung über die Art und Weise, wie
die Feder entsteht, gehört desshalb zu den schwierigsten, weil
sich die hieher gehörenden Organe dem Beobachter nie in ihrer
Vollständigkeit darstellen; indem sie selbst in ihrer Entwickelung
so aufeinander folgen, dass das eine schon abstirbt,
während das andere entsteht. Diese Schwierigkeit, verbunden
mit dem Mangel an guter Gelegenheit haben mich bisher abgehalten,
diesen Gegenstand durch eigene Beobachtungen zu erläutern,
und so bin ich also genöthigt, in Kürze nur das mitzulhei-
len, was andere Autoren und namentlich A l b er t Meckel*), und
Fr. Cuvier**) in der neuesten Zeit hierüber erfahren haben.
Ersterer gründete die Geschichte der Entwickelung der
Federn auf Beobachtungen an der jährlichen Mauser, und beschreibt
sie also: «Auf dem Boden einer röhrenartigen Grube
der Haut, in welcher die Feder wurzeln soll, schwellen die
Hautgefässe an, und ergiessen eine seröse Feuchtigkeit unter
der Epidermis. Der peripherische Theil dieser Feuchtigkeit
gerinnt zu einer Membran, d e r S c he i d e , welche ein mit
Flüssigkeit gefülltes Bläschen darstellt, und an seinem Boden
eine Oeffnung, das Gefässloch, hat, durch welches Verlängerungen
der Hautgefässe eindringen. Indem diess Gebilde wächst,
und gegen die Oberfläche sich verlängert, wird es oval: der
nach der Oberfläche zu liegende Theil spitzt sich zu, der Boden
bleibt das breitere Ende, und die Scheide bekommt die
Form einer Walze mit kegelförmigem Ende. Die eingetretenen
Gefässe bilden mit einer gallertartigen Walze, an deren
Oberfläche sie sich netzartig ausbreiten, den Kern der Fe-
der (die Zwi e b e l nach Dut rochet ) . An seiner Oberfläche
ist der Kern mit eyweissstoffiger Flüssigkeit bedeckt, welche
*) In dem Archiv für die Physiologie von I. Ch, Re i l XII. Bd.
[>. 37 — 96.
* 0 A. a. 0 . e
als Bildungsstoff der Feder dient. Zwischen Kern und Scheide
bildet sich nun dicht am Gefässloch eine Schichte halbdurchsichtiger
Kügelchen, die sich in Reihen ordnen: je zwey
solcher Reihen werden durch eine dazwischen sich bildende
Masse vereint, und stellen eine Faser der Fahne dar. An den
Seitenrändern jeder Fahne setzen sich einfache, kurze Reihen
von Kügelchen ab, welche die Zweige der Fahne, oder die
Fäserchen bilden. Alle Fasern sind mit dem freien Ende gegen
die Spitze, mit dem angehefteten gegen die Wurzel gelichtet.
An der inner.n Oeffnung des Gefässloches verdichtet
sich die körnige Masse zu einem ovalen Streifen, an dessen
Seitenrändern die Fasern der Fahne sich ansetzen; dieser Streifen
verlängert sich bald zu einer Platte, welche aus Längefasern
bestehend, hornartig, nach der Spitze der Scheide zu
schmäler wird, gegen das Gefässloch aber mit einem Ringe
sich endet: es ist der Kiel, und zwar ist die Platte sein Fahnenstiel,
der Ring aber das Rudiment seines röhrigen Theiles.
An der entgegengesetzten Fläche bildet sich der Schaft als
ein lockeres Gewebe, von den Seitenrändern der Kielplatte in
zwey Leisten hervorwachsend, welche sich verdicken, in der
Mittellinie Zusammentreffen, und so mit der Kielplatte eine geschlossene
Höhle bilden, in welcher der Endtheil des gallertartigen
Kernes enthalten ist. Nachdem die Fahne sich entwickelt
hat, wächst der Ring des Kiels zu einer Röhre aus, welche
an der Wurzel nur eine Oeffnung zum Eintritte der Gefässe
hat. Die zwey Leisten des Schaftes wachsen ein Stück in den
Ring oder den Anfang der Kielröhre hinein, jedoch so, dass
zwischen ihnen eine Oeflnung, das Luftloch bleibt, zum Eintritt
der Luft, die sich im Gewebe des Schaftes und in der Kielröhre
verbreiten soll. Die Fahne hat sich zuerst von der Spitze
aus entwickelt. So stirbt denn auch der Kern mit seinen Gelassen
von der Spitze aus gegen die Wurzel ab, und verwandelt
sich in einen Schlauch; ein Stück nach dem andern trocknet
und schrumpft zu einem Trichter ein , so dass der Kern nun
als Federseele wie eine Kette in einander gesetzter Trichter
erscheint. Die Scheide wächst anfangs gleichförmig mit ihrem
Inhalte, und tritt aus der Hautgrube hervor, erreicht dann
oben das Ziel ihres Wachsthumes, berstet an ihrer Spitze, und
lässt nun die Fahne austreten. Diese, vorher von der Rückenseite
her gegen die Bauchseite zusammengerollt, entfaltet sich
nun. Die Scheide aber bleibt am Kiele als ein membranöser