
muthigen Baues wesentlich beytrage, so wie die silberweis-
sen oder goldgelben Härchen die Pracht so vieler rachenförmigen
, zweylippigen und glockenartigen Corollen ungemein
steigern.
D r i t t e r A b s c h n i t t .
Etwas über das krankhafte Verhalten der Pflanzenhaare.
I. Uebe r krankhaf te Ausartung der Pf lanzen
haar e überhaupt»
§. 22-
Wie der ganze Organismus, jedes seiner Systeme und
Organe in seinen normalen Verrichtungen gestört, und der
Entwickelung der Krankheitserscheinungen einen fruchtbaren
Grund und Boden abzugeben vermag, so wird es uns nicht
wundern, wenn selbst jene zarten Gebilde, die wir eben ihrem
manichfaltigen Baue und ihren Verrichtungen nach in Betrachtung
gezogen haben, ebenfalls krankhaften Veränderungen unterworfen
seyn können. Nicht weniger die Zartheit ihrer Struktur,
als ihr physiologischer Einfluss auf die Oekonomie des
pflanzlichen Lebensprozesses lassen erwarten, dass ihre pathologischen
Zustände ungeachtet der Kleinheit ihres Wesens
nicht unbedeutend seyn können, und allerdings in die Erscheinung
fallen müssen.
Wir wollen hier nicht die sämmtlichen krankhaften Zustände,
denen die Pflanzenhaare während ihrer Entwickelung,
und dem allmähligen Auf hören ihrer Functionen unterworfen,
und wozu wir in den bewährtesten pflanzenphysiologischen
und pathologischen Schriften kaum leise Andeutungen
zu finden im Stande sind, in Erwägung ziehen; sondern uns
lediglich auf ein einziges Geschlecht von Haarkrankheiten
der Vegetabiliën beschränken, das wir in den Pflanzensystemen
unter dem Namen Erineum (Phyllerium) aufgeführt
finden.
§. 23-
Bevor wir in die weitere Erörterung dieser krankhaften
Erscheinung eingehen, glauben wir folgende Bemerkungen
vbraus schicken zu müssen:
Es ist bekannt, dass der pflanzliche Organismus von dem
thierischen potentiell verschieden ist, dass, so wie in jenem
Plasticität herrscht, dieser seine höhere Stellung durch Bewegungsfähigkeit
offenbart. Diesem Grundverhältnisse folgt auch
die Krankheitserscheinung in beyden Organismen. Diese als
einen eigenartigen, niederen Organismus mit Lebenskraft begabt
erkennend, können wir demnach in der Pflanzenwelt
nur unter der plastischen Form als Af t e r Organi sat ion
(Krankheitsorganismus) erscheinen sehen, wahrend sie in der
Thierwelt mehr in bewegter Gestalt als Krankheitsprozess zur
Entwickelung gelangt. Dadurch nun, dass die Krankheit der
Vegetation sich vorzugsweise in der Form als ein geschlossener
Organismus, welcher, obgleich niederer Art, dennoch das
Wesen mit jedem andern Organismus gemein hat, darstellt,
ist es gekommen, dass viele Krankheiten der Gewächse in
den Pflanzensystemen Eingang fanden. So finden wir z. B.
die Exantheme als niedere Krankheitsorganismen in den Systemen
der Pilze abgehandelt, und ein gleiches gilt von der
eben zu erörternden Krankheit. Es fehlt nicht an Schriftstellern,
welche in klareren oder dunkleren Andeutungen dieHy-
podermien und Phylleriaceen für Krankheiten der Gewächse
oder für krankhafte Produkte derselben erklären. So findet
sich in den Schriften von Persoon, Strauss, Nees v. Esen-
beck, Link u. m. a. mehrere Stellen, die wir als Belege hiezu
anführen könnten. Am deutlichsten hierüber spricht sich
F r i e s * ) in der Einleitung zu seinem vortrefflichen mycolo-
gischen Werke aus, wo es unter andern heisst: „Infimae quo-
que formae {fangorum) oix nisi exanthemata et partes planlarum
in functionibus turbatae et libertate in pegetatione compotes factae
p. gr. P h j l le r ia — dann „Infimae formae (fungorum) sunt: Exanthemata
et partes planlarum in statu morboso p . gr. Phylleria,
Sclerotium, Clapus e. s. p . f weiter heisst es: »Fidimus eademra-
tione in plantis vegetis cellulas discretas elongari, et hoc modo
oriuntur pili planlarum. Infimae quoque Mucedineae sunt iantum
*) Systema mycologicum, Vol. I, 1821 p. XXI et. seq,
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