
Wesenheit passen beyde Gebilde gut zu einander; desshalb
will ich auch das Nöthigste hierüber anführen.
B l a i n v i l l e * ) sagt über die Stacheln der Tetraodonten
und Diodonten Folgendes: »Die Lederhaut ist in diesen Fischen
gewöhnlich dick, und wie es scheint, sehr ausdehnbar; sie ist
sehr faserig, und ihre Fasern kreuzen sich nach allen Richtungen.
In dieser Lederhaut sind die Stacheln, womit die Haut
bewaffnet ist, befestigt, sie sind kalkig-hornartig, sehr hart,
dreyseitig, und ihre Basis ist durch drey Apophysen vergrös-
sert, von denen die vorderste die grösste ist, und mit einigen
Muskelfasern in Verbindung steht. Ueber der Lederhaut befindet
sich ein perlmutterartig glänzendes Pigment, und eine sehr
feine Oberhaut. Im Zustand der Ruhe liegen die Stacheln wie
Haare, und sie sind fast verborgen in einer Scheide, die die
Haut um sie bildet, und nur durch die Auftreibung des Körpers
und den kleinen Muskel, der sich an sie heftet, werden
sie aufgerichtet.«
Bey den Se la chi er n findet man diese Stacheln zuweilen
von solcher Feinheit, dass man sie nur durch Streichen bemerkt.
In der Regel sind sie spitzig. Die Stacheln der Raja
clavata sind durchscheinend, und entstehen aus nach innen
ausgehöhlten Buckeln oder rundlichen Erhabenheiten, die nach
B a s te r ’s **) Untersuchungen einen Kern (Zwiebel?) in ihren
Höhlen enthalten. — Im Diodon Atinga und maculatus sah
Heusinger deutlich die Oberhaut über die Stachel fortgesetzt.
— Noch gibt es bey den Fischen sägeförmig gezähnte Stacheln,
wie z. B. im Schwänze des Trygon Adanson und anderen
Rochen. Auch in dem Geschlechte der Rotz f ische fand
B a s l e r bey zwey Arten borstenähnliche Haare, nämlich bey
Blennius cristatus zwischen den Augen einen Kamm von feinen
schwarzen Haaren, und bey Blenn. maxilla superiore longiore
unter den Nasenlöchern kleine Borsten. — Wenn wir also das
Ganze kritisch betrachten, so werden wir finden, dass das Sta-
chclgebilde der Fische viele Aehnlichkeit mit den Haaren, noch
besser aber mit den Stacheln der andern Thiere habe. — Die
*) A. a. O. P . 148.
J o b B a s t e r ó v e r d e B e k l e d s e l e n v a n de H u i d d e r
D i e r e n . V erhandlingen v«an de Holländische Maatschappye te
Harlem Bd. VI, Tab, XV. F ig . II . — u n d B a s t e r de squamis
piscium Opusculavsubseciva Vol. I.
angegebene Einpflanzungsart, die mitunter gegebene, und offenbar
durch lockeres Zellgewebe vermittelte Durchsichtigkeit,
und ihr Zusammenhang mit Muskeln entschuldigen es hinlänglich,
wenn man sie in die Reihe der beweglichen Haare stellt.
A n m e r k u n g . Ic h trage selbst kein B ed en k en , au ch die B arth a a re
u n d F ü h lfäd e n de r Fisch e fü r modificirte Haare zu h a lten. E r-
stfere befinden sich in de r Gegend des M u n d e s , u n d heissen
C i r r h i ; letztere findet man oben u n d an den Seiten des Kopfes,
u n d heisst sie T e n t a c u l a . D e n e n , die von den S e iten th e ilen
des Körpers kommen, h a t man sogar den Namen der F in g e r (Di g
i t i ) gegeben. — Die Zahl de r B a rtfä d e n , welche weich sin d ,
ist n ic h t ü b e ra ll gleich. C u v i e r gibt vom Stockfisch u n d den
ü b rig e n Gad u sa rten n u r ein P a a r , bey der Seebarbe zw ey , im
Karpfen v ie r seh r k u r z e , eben so viel in de r B a rb e , 6 — 8 in
den Schlammpeizgern u n d mehreren Welsarten an. De r Seeteufel
, de r Krötenfisch u. a. m. h aben eine grosse Menge solch
e r Bartfäd en im Umfange der Lippen. — Die F ü h ifäd en der
F isch e sin d v on verschiedener Gestalt. Im gefleckten Froschfisch
( L o p h i u s h i s t r i o ) ist d e r ’ obere Bartfad en Y g e th e ilt, u nd
seine Aeste werden d u rch eine Fleischmasse zusammengehalten*
die ü b rig en sind lang und kegelförmig. — In dem Geschlechte
L o p h i u s sollen diese Organe willk ü h rlich en Bewegungen fähig
seyn. — Bey den Arten v o n ' B l e n n i u s und S c o r p a e n a
sitzen die F ü h lfäd en ü b e r den Augbraunen. — Die sogenannten
F in g e r machen schon den Uebergang zu den Flossen. —
§. 69.
XI. H a a r e d e r A m p h i b i e n .
Dieses ist die einzige Klasse der Thiere, in welcher sich
gär nichts findet, was mit einem Haar, grosse Aehnlichkeit
hätte. Denn wenn uns auch Cuvi e r *) sagt: dass man die
meisten S c h u p p en sehr p l a t t e H a a r e nennen könnte,
und Heus i nger diese Schuppen auch für plattgedrückte,
in der Entwickelung gehinderte, oder ganz unter der Oberhaut
liegen gebliebene Haare erklärt; so soll diess wohl nur
darauf hinweisen, dass beyde Theile, Haare und Schuppen
in Bezug auf ihre Lage, ihren Nutzen und ihre chemischen
Bestandtheile viel Analoges haben, ohne dass ich mich desshalb
bewogen finden konnte, die letztem in diese Abhandlung
auljzünehmen.