
jenigen Haarkrankheiten antreffen wird, die wir beym Menschen
genauer betrachten wollen, und er dürfte also nur das dort
aufgestellte Schema auf den fraglichen Gegenstand zweckge-
mäss anwenden. Was mich in dem gegenwärtigen Falle betrifft,
so kann ich leider nur etwas Weniges von den pathologischen
Verhältnissen der Thierhaare in so fern sagen, als, wie
gesagt, sich auch an ihnen manche allgemeine Krankheiten
deutlich offenbaren.
In dieser Hinsicht ist nun vor allem zu bemerken, dass das
Haar bey allen, vorzüglich aber in d e n fieberhaften Krankheiten
der Thiere immer in das Krankenexamen aufzunebmen
sey, wie diess denn auch wirklich von den besten Schriftstellern
anempfohlen und ausgeführt wird. Der das kranke Thier zu
untersuchende Arzt hat daher in dieser Hinsicht jederzeit sein
Augenmerk darauf zu richten, ob das Haar g l a t t anl iegend,
oder s t r uppi g , g l ä n z e n d o d e r g lanz l o s , elas
t i sch (wie die Wolle), oder w e i c h ist.
So finden wir bey den entzündl i chen F i e b e r n , so
wie auch bey Entzündu ng en , und zwar namentlich beym
Ausbruch derselben — imZeitraume desFrostes — dieHaare auf
der ganzen Oberfläche des Körpers struppig aufgerichtet, wo
sie dagegen im Zeitraum der Crise wieder glatt anliegend und
glänzend werden. — In den F a u l f i e b e rn sind die Haare gewöhnlich
glatt anliegend, und von der zähen Hautschmiere etwas
befeuchtet. Bey Schafen ist die Wolle schmierig und von geringer
Krimpekraft. Bey Thieren, die von der faul igen Brust-
entzündung, Brust- oder Lungenseuche befallen werden,
gehört der verminderte Glanz der Haare zu den Vorbothen, und
im weitern Verlaufe werden die Haare auch noch verworren.
Dasselbe glanzlose, oder weniger glänzende Haar findet man
auch in den catar rhös - l ymphat i s chen Fiebern des Pferdes,
namentlich bey dem Strengei, bey den gastrischen Fiebern
mit Erkrankung des Drüsensystemes, wo es sich zugleich sträubt;
vorzüglich und am ausgezeichnetsten aber in den Anthrax-Fie-
bern, besonders dem sogenanntenMilzbr andf ieber, wo die
Haare nebst dem, dass sie allen Glanz verlieren, auch noch struppig
und verworren sind. Im schleichenden Milzbrand richten
sich die Haare ganz borstig auf. Selbst bey der Rose der
Schweine sind die Borsten viel mehr aufgesträubt als im gesunden
Zustande. — In einem noch hohem Grade erkranken die Haare
beym Hornvieh, das von der typhösen Lungenseuche oder
L un g e n faule befallen wird. Denn da zeigt sich bey trock-
ner gespannter Haut das Haar glanzlos, struppig und rauh, und
gibt dem Thiere ein hässliches Ansehen. — Bey den von der
Ruh r ergriffenen Thieren ist das Besondere, dass das Haar vorzüglich
in der Gegend des letzten Rückenwirbelbeines struppig
wird, und in der beginnenden Rinderpes t erstreckt sich dieses
Sträuben längs des ganzen Rückens, obgleich es sich wieder
am letzten Brustwirbel am auffallendsten darstellt; später wird
das Haar am ganzen Körper davon ergriffen; und in der dritten
Periode der Krankheit erreicht die Aufsträubung des ganz
rauhen und glanzlosen Haares den höchsten Grad, und trägt
sehr viel zu dem abschreckenden Ansehen dieser Thiere bey.
Tritt im Verlauf der Krankheit ein dem Friesei ähnlicher Haut-
aussclilag hinzu, so fallen, wenn der Eiter zu Schorfen und
Schuppen vertrocknet ist, die Haare an solchen Stellen ganz
ab. — Unter den chronischen Krankheiten sind es nun vorzüglich
die Ca cl ie xi en, wo ebenfalls das Haar struppig und
verworren wird, so wie bey den lymphatischen, z. B. dem Rotz
und dem Hautwurm der Pferde, der Drüsen- oder Franzosen-
Krankheit des Hornviehes u. s. w. Wenn die Schafe an der
Fäule (Bleichsucht ) leiden, so lässt sich bey grosser
Aufgedunsenheit ihrer Haut, die ohnehin viel weniger gekräuselte
Wolle in ganzen Flocken mit leichter Mühe ausrupfen.
— Unter die wesentlichen Kennzeichen der F innenkrankhei
t gehört die sogenannte Bo r s t en f ä u l e , oder
das leichte Ausgehen der Borsten sammt ihren Wurzeln , die
wie blutig oder gelbroth erscheinen. — Die S c h a b e oder
Räude vertilgt die Haare desshalb, weil sich die ganze Epidermis
nach und nach abschuppt, und die Haare also mit aus-
fallen. Die nasse oder fette Räude (Regenfäule) der Schafe,
zerrüttet das Gewebe der Haut noch mehr, und man findet
längs des Rückens, besonders oberhalb der Bug- und Hüftge-
gend, dann an der Vorderbrust, am Halse, Schweife, manchmal
auch zwischen den Hinterschenkeln kahle, oder mit verworrener,
knotig verfilzter, bleicher und rauher Wolle besetzte
Stellen, wo die Haut zugleich beträchtlich verdickt und
hart, oder geschwürig entartet ist.
Ich habe dieses Wenige nur angeführt, um einerseits zu
zeigen, dass auch bey den Thieren die Haare an vielen Krankheiten,
welche tiefer in die Organisation, und namentlich in
die reproductive Sphäre des Körpers eingreifen, auffallenden