Anthrax fenestralus ist, wie es scheint, nur über das mittle und nördliche
Europa und über das nördliche Asien verbreitet. Ein sicheres Vorkommen
desselben im südlichen Europa ist mir unbekannt, so dass ich an-
nelunen muss, dass alle Angaben darüber lediglich auf der Verwechselung
mit anderen ihm ähnlichen Arten beruhen. Ich kenne ausser zwei nordafrikanischen
vier der europäischen Fauna angehörige, ihm sehr ähnliche Arten;
die erste derselben ist gegenwärtige Art. Sie ist die dem Anthrax fencslra-
tus ähnlichste, unterscheidet sich aber von ihm beim ersten Blicke durch
die in Folge der grösseren Länge des zweiten Hinte'rleibsabschniits etwas
schlankere Statur und durch die erheblich abweichende Flügelzeichuung. Die
allgemeine Anlage der letzteren ist zwar wie bei Anthrax fencstralus, namentlich
hat sie dieselben Fensterflecke, aber ihre Färbung ist schwärzer und
ihre Begrenzung minder Scharfpatreh verläuft letztere von der Mündung der
Hülfsader bis zur vierten Längsader in einer schrägen aber geraden Linie,
während sie bei Anthrax feneslratus stets zwei Stufen bildet; der von der
dunkelu Färbung ausgeschlossene Spitzentheil des Flügels ist erheblich grauer,
als bei allen anderen mir bekannten Arten dieses Verwandtschaftskreises und
alle Fensterflecke der schwarzen Flügelzeichnung haben vollkommen dieselbe
graulich glasartige Beschaffenheit, während die beieinander liegenden beiden
hintersten bei Anthrax fenestralus stets gebräunt sind und gewöhnlich auch
in dem die kleine Querader einschliessenden Fleckchen eine solche Trübung
zu bemerken ist; in der Nahe der Flügelbasis ist die schwarze Färbung ausgedehnter,
so dass die daselbst befindliche bindenartige Fleckenreihe, schmäler
ist und viel weniger in die Augen fällt, als es bei Anthrax fenestralus der
Fall ist. In der Färbung des Körpers findet kaum ein anderer Unterschied
statt, als dass die Beine ganz schwarz sind; darauf, dass bei den beiden
Exemplaren meiner Sammlung der dritte und vierte Bauchabschnitt heller,
die anderen aber erheblich dunkler als bei Anthrax fenestralus gefärbt sind,
ist vielleicht kein Gewicht zu legen. In der Körperbedeckung zeigen sich
folgende Verschiedenheiten: die fast filzartige Behaarung am seitlichen Mund-
lande ist viel weisser; die w-cisse Behaarung an den Brustseiten, welche bei
Anthrax fenestralus stets nur ^iuf eine Stelle unmittelbar unter der Flügelwurzel
beschränkt ist, bildet eine schöne, von da bis zwischen die vorderen
Hüften hinablaufende Binde; Behaarung und Befilzung der Oberseite des
Hinterleibs sind der von Anthrax feneslratus sehr ähnlich; der Unterschied
besteht darin, dass sich bei Anthrax gallus auf dem ersten Abschnitte und
am Hinterrande des vierten kein zimmtbraunes Toment findet, auch die Spuren
desselben, welche Anthrax fenestralus auf dem zweiten und. auf dem
schwarzen Theile des dritten Abschnitts stets zeigt, ganz fehlen; der Hinterland
der weissen Binden des dritten und vierten Abschnitts zeigt nur die ‘
Spur einer Einfassung von zimmtbräunlichen Schuppenhärchen; der weiss-
liche Fleck des sechsten Abschnitts dehnt sich am Hinterrande mehr aus
und hat deshalb eine dreieckigere Cestalt. Gleicht so die Oberseite des
Hinterleibs derjenigen von Anthrax feneslratus sehr, so ist dies hinsichtlich
der Unterseite, welche fast wie bei Anthrax perspicillaris beschaffen ist, desto
weniger der Fall. Der1 erste Bauchabschnitt ist braun, der zweite schwärzlich,
beide ohne alles dichte Toment; der dritte und vierte Abschnitt sind
licht isabellgelb, dicht mit schneeweissem Tomente bedeckt; die folgenden
Abschnitte sind braun, am Hinterrande mit tombackgelbem, weiter vorn dunklerem
und weniger dichtem Tomente; die Behaarung des Bauchs ist bis zum
vierten Abschnitte einschliesslich weiss, auf dem folgenden schwärzlich, doch
in der Aflergegend wieder fahl.
Vat er l and: Bordeaux.
91. A n th ra x p e r sp ic i l la r i s , nov. sp. cf u.
Dem Anthrax feneslratus äusserst ähnlich ; die Brustseiten mit
weissbehaarter Binde; der Hinterleib nirgends mit zimmtfar-
bigem Tomente; der dritte und vierte Abschnitt des Bauchs
mit weissem Tomente.
Anthraci fenestrato simillimus, pleuris vittd albo-pilosd orna-
tis, tomenlo cinnomomeo in abdominis dorso omnino nullo,
segmentis ventralibus terlio et quarto albo-tomentosis.
Long. corp. 3 |—6J- lin. — long. al. 3§—6^ lin.
Er unterscheidet sich von Anthrax feneslratus durch den Mangel alles
zimmtbraunen Toments auf der Oberseite des Hinterleibs, durch die abweichende
Beschaffenheit der Bedeckung des Bauchs und durch das viel stumpfere
Aussehen der weniger intensiven, minder scharf begrenzten und an
ihrem Ende weniger stufenförmig abgeschnittenen Flügelzeichnuug. Das
gelbe Gesicht hat gewöhnlich keine, odef doch nur eine schmale schwarze
Mittelstrieme, welche überdiess gewöhnlich den Mundrand nicht erreicht.
Statt des weissen Haarbüschels, den Anthrax fencstralus unmittelbar an der
Flügelwurzel hat, findet sich eine ansehnliche aus weisser, zuweilen etwas
gelblichweisser Behaarung gebildete Binde, welche von da bis zwischeu die
vorderen Hüften läuft. Die weisse Behaarung des sechsten Hinterleibsabschnitts
breitet sich am Hinterrande desselben bis nahe zu dem Seitenrande
aus. Färbung, Befilzung und Behaarung des Bauchs wie bei Anthrax gallus,
nur ist die Behaarung auf den hintersten Segmenten desselben nirgends
schwarz, sondern überall gelbbräunlich. Grundfarbe der Beine schwarz, nur
die Wurzel der vorderen Schienen gewöhnlich braun. Die Fensterflecke der
Flügel haben nie die scharfe Begrenzung wie bei Anthrax feneslratus und
sind grösstentheils bräunlich getrübt; an der Flügelbasis zeigt sich hinter
der ersten Längsader stets erheblich hellere Färbung als bei Anthrax fene-
slralusl Bei einzelnen besonders hell gefärbten Exemplaren zeigen sich am
Ilinterrande des vorletzten Hinterleibsabschnitts etliche helle Schuppenhär