logie sind dieser Gefahr natürlich noch mehr ausgesetzt; es
werden dadurch aber gerade diejenigen derselben, von denen
die Wissenschaft die erfreulichsten Früchte erwarten dürfte,
nämlich die sorgsamen und gewissenhaften Arbeiter, vom Pu-
bliziren ihrer Entdeckungen, mehr als gut ist, abgeschreckt,
oder wohl gar der Beschäftigung mit den Dipteren ganz entfremdet,
während von anderen minder gewissenhaften Arbeitern
längst beschriebene Arten als neue Entdeckungen publizirt
werden, wozu es ja an zahlreichen, vor aller Augen liegenden
Beispielen nicht fehlt.
Eine Abhülfe dieses Uebelstands wird von Jahr zu Jahr
dringender wünschenswerth. Die vollständigste Abhülfe würde
durch* das Erscheinen eines Werks gebracht werden, welches
für die jetzige Zeit das leistete, was M e ig en ’s Werk für seine
Zeit in glänzender Weise geleistet hat, welches also nicht nur
genaue Beschreibungen aller der bisher bekannt gewordenen
europäischen Arten enthielte, sondern auch eine dem jetzigen
Stande unseres Wissens entsprechende, durch' zahlreiche Abbildungen
erläuterte Darstellung der Systematik der europäischen
Dipteren gäbe.
Bei der seit Meig en’s Zeit gewaltig vermehrten Anzahl
der Gattungen, bei der wohl mehr als verdreifachten oder vervierfachten
Anzahl der bekannten Arten und bei den erhöhten
Ansprüchen, welchen Artbeschreibungen, wenn sie dauernden
Nutzen schaffen sollen, nach dem jetzigen Standpunkte der
Entomologie sowohl hinsichtlich ihrer Ausführlichkeit, als hinsichtlich
ihrer Genauigkeit genügen müssen, würde es kaum
möglich sein einem solchen Werke einen Umfang von weniger
als fünfundzwanzig bis dreissig Bänden mit etwa 250 bis 300
Kupfertafeln zu geben. Trotz seiner Ausführlichkeit und trotz
seinem Umfange würde dasselbe hinsichtlich seines- systematischen
Inhalts bald veralten, wie das M e ig en ’sehe Werk hinsichtlich
dieses Theils seines Inhalts veraltet ist, nur würde es
diesem Schicksale wegen der viel regeren Thätigkeit, welche
jetzt auf dem Gebiete der Dipterologie herrscht, in sehr viel
kürzerer Zeit verfallen, so dass die Systematik seiner ersten
Theile bei dem Erscheinen seines letzten Theils sicher von den
in der Zwischenzeit gemachten Fortschritten der Systematik
längst überholt sein würde. Andererseits würde es, wie
M e ig en ’s Werk, zu welchem jeder, der sich ernsthaft mit
dem Studium der europäischen Dipteren beschäftigt, wegen der
darin enthaltenen Artbeschreibungen immer wieder als zu dem
Fundamente seines Wissens zurückkehren muss, späteren Dipte-
rologen wegen seiner Artbeschreibungen unentbehrlich bleiben.
Diese Betrachtung lässt es räthlich erscheinen, bei einer
erneuten Bearbeitung der europäischen Dipteren auch äusserlich
den schneller veraltenden systematischen Theil von den dauernd
unentbehrlich bleibenden Artbeschreibungen zu trennen. Ich
denke demnach in einem besonderen, durch zahlreiche Abbildungen
erläuterten Werke die Systematik der europäischen
Dipteren zu geben, und die Artbeschreibungen in einem zweiten
Werke, dessen erster Band hier vörliegt, zu vereinigen.
Das erstere Werk, zu welchem ziemlich umfangreiche
Vorarbeiten fertig sind, soll in einer Einleitung das Nöthige
über die Terminologie und die Famiüeneintheilung der Dipteren
enthalten und dann die Eintheilung jeder einzelnen Familie
in ihre Gattungen in einem besonderen Hefte bringen.
An die Beihenfolge der Familien werde ich mich dabei nicht
binden, sondern zuei'st diejenigen geben, deren Systematik
bereits am klarsten liegt. Dass ich selbst die Bearbeitung
aller Familien werde beenden können, darf ich kaum hoffen;
dafür wird ein Anderer die Arbeit da, wo ich sie abzubrechen
genöthigt sein werde, leicht .weiter fortsetzen und ihrer Vollendung
zuführen können. Sehr gern bin ich bereit Diptero-
logen, welche einzelne Familien zu ihrem spezielleren Studium
gewählt haben, die Bearbeitung derselben zu überlassen, und
es soll mich wahrhaft, freuen, wenn von den altbewährten, oder
von den frisch aufstrebenden jungen Kräften, an denen es jetzt
ja der Dipterologie nicht fehlt, sich einige in dieser Weise an
der Arbeit betheiligen wollen, deren befriedigende Bewältigung
die Kraft eines Einzelnen in der That übersteigt. Die leichte
Möglichkeit der Vereinigung mehrerer Kräfte zur Vollendung