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lio propagaloria sive reproductiva). — Beide Ent-
stehungsweisen schreiten neben einander fort.
Dafs die letztere nicht der alleinige Weg sey,
auf dem der untern Schöpfung augehörige Bildungen
in das Daseyn treten, ergeben fortgesetzte Forschungen
über die Enlsteiiimg der Infusorien
uud mancher I n t e s t inalvt^ürmer im Thierreicbe
— der O s c i l l a t o r i e n , Ec to sp e rmen u. s. vv.
in der Ordnung der Algen •— der S t a u b - und
Eadenpi l z c in der Ordnung der Sch-wämrae auf
eine so überiühreude Weise, dafs der unbefangene
Forscher sich von dieser Wahrheit ergriffen fühlen
mufs, vvenn er nicht sein Wahrnehmungsvermögen
der Anhängigkeit an eine Lehre aufopfern
mag, die in frühem Zeiten, in denen sich die
Naturforschnng Aveuiger auf die Ordnungen der uu-
vollkommneru Bildungen ausdehnte, uud in der mau
überall bey Untersuchungen dieser Art mit vt^eni-
gerer philosophischer Tiefe zu Werke ging, ihre
Gültigkeit erhallen konnte, durch den jetzigen
Stand der Naturwissenschaft aber in das Dunkel
überlebter Irrthümer verAAÜesen wird. Auch die
Entstehung der Flechten, besonders solcher, die
sich unter der unverletzten Oberhaut der Bäume
bilden, hätte schon früher Beyträge zu dieser Er-
kenntnlfs liefern können, wenn mau sie aufmerksamer
verfolgt hätte.
Ur sprüng l i che Ent s t ehung der
Flechten.
Die ursprüngliche Flechtenbildung beginnt mit
dem Ansätze eines zarten Duftes oder Reifes, der
als die erste Sonderung oder als Nlederscblag zersetzter
in Flechtenbildung übergebender Substanz
erscheint. Unter einer starken Linse betrachtet, besteht
er AA'enn der Ansatz auf Stein, lodtem Holze
u. s. w. erfolgt, aus den feinsten staubarligen Thcll-
chen. Erfolgt die Entstehung unter der Epidermis
der Baumborke, oder zwischen den Lamellen
derselben, so nimmt man nur eine sanft verschmolzene
Färbung AA^ahr, die der überliegenden Epidermis
wegen haulartig zu seyn scheint und geAVÖhn-
lich dtirch diese glatt und glänzend ist. Bald nach
dem ersten Enlstehen ist man aber bey vorsichtiger
Behandlung im Slande Theilchen der Elechtensub-
stanz, gewöhnlich mit Siückchen der Epidermis
verbunden, abzusondern, wo man alsdanu ebenfalls
die staubartige Beschaffenheit derselben wahruehmen
kann. In ändern Fällen oder späterhin
verschmilzt aber auch die FlechtensuLstanz so innig
mit der Epidermis, dafs es nicht möglich ist, etwas
stauhartiges darzustellen. Unter dem Kompositum
untersucht, besteht dieser staubariige Duft,
der sich auf der Oberfläche des Flechtenbodens anlegt,
aus Atomen gleichen Körnchen von unbestimmt
sUimpfeckiger Gestalt, die hier und da in
zeUartige Bildung übergeht. Sie lagern sich häufig
conzentrisch aneinander, uud bilden so einen der
Zirkelgestalt sich mehr oder weniger nähernden
Fleck, dessen Saum stauhartig verschwindet. ln
ändern Fällen gehen sie durch linienlörinige Aneinanderreihung
in faserige Bildung über. Im Anfänge,
wenn sich die entstehende Flechte dem un-
bewaffneten Auge nur als ein Punkt zeigt, kann
mau bey sehr starker Vergröfserung die Sonderung
der die Fasern bildenden Atome gegen das Zentrum
wahrnehmen, gegen die Peripherie zu verschmelzen
sie zu wirklichem Zusammenhänge und
wachsen späterhin fadenförmig aus. Die Fasern