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Keine Flecliie hat iliren nalürhchen Standort
im Wasser. Weil die Flechten aber Feuchllgkeil
liehen, -vrachsen sie gern in der Nähe desselben*),
und vverden durch Zunahme des Wasserstandes,
durch Anschwellen der Waldhäche, die im Sommer
versiegt w aren, etc. oft auf längere Zeit unter
Wasser gesetzt. In der Regel setzt sich alsdanu
dieser grüne Anflug, den man besonders hier, als
erstes vegetabilisches Produkt eines elemenlarischen
Zeugungsakts, Prlestleysche Materie nennen mag,
auf ihnen ab, bald allgemeiner, bald nur ln den
A^ertlefungeii des rissigen Lagers, anf den eingedrückten
Scheiben der parinelienartigen Keimfrüchte
u. s. w‘. Tritt Zersetzung des Lagers ein, so wdrd
es oft dicht von dieser grünen schleimigen Masse
*) Recht charakteristisch malt bisweilen die Flech-
teiiveo-etation das Bild ihres Verhältnisses zum
Wa sse r an alten Planken oder bretternen Beklei-
dunffen, die anf nassem Boden stehen. Unmittelbar
an der Erde färbt das Grün der ersten Sonderung
vegetabilischer Substanz aus dem W a sse r
durch Oscillatorieii und niedere Confervenbildung,
besonders C. muralis D i 11 w. die Bretterfläche,
dann folgt ein dichter grau -grü ne r Anflug nicht
zur Entwickelung kommender Flechleiikeirne.
W o eine quer laufende Zickzacklinie die obere
Grenze von unten her vordringender Nässe bezeichnet,
zieht sich, an jenen Anflug gelagert, eine
breite dicht bewachsene Flechtenzone durch, die
parallel mit jener Linie sich endigt, wo der Zustand
mittlerer Feuchtigkeit des Holzes in den der
Trocknifs übergeht. Der Fufs alter Bäume auf
feuchtem Boden giebt dasselbe Bild, dem nur die
im Baume überall verbreitete gemäfsigte Feuchtigkeit
die obere bestimmte Begrenzung der Flech-
tenverbreitung nimmt. Gegen die grüngefärbte
Basis des Stamms herrscht Keimkörnersonderung
vor, höher hinauf, unter Zurücktritt jener, Fruchtbildung.
überzogen, und man findet alsdann gewöhnlich ganz
verschieden gefärbte bestimmt begrenzte Kreisflächen,
die jüngern Individuen angebören, auf dem dunkelgrünen
Grunde der ältern. So kommt häufig Endocarpon
viridulum Schrad. Spie, auf ßasak-
stücken in unsern Waldhächen vor. Die eigendiche
Farbe des Lagers ist hellleberhraiin; in diesem Zustande
nennt es Herr Acharius Pyrenula tessella-
ta Syn. Auf dieselbe Weise erhalten Verrucaria
gelatinosa Ach., V. ceuthocarpa Ach. und V.
miicosa Ach. einen ihrem normalen Zustande
fremden Ueherzug. Die letztere gehört, wie schon
Herr Prof. Flörke (Nro. 131 seiner Sammlung)
erinnert hat, zu V.umhi'ina. Dafs auch V. mau-
ra Ach., V. stria tu la Ach. durch Einflufs des
Wassers aus ihr hervorgehende Zustände sind, davon
habe ich mich noch kürzlich an den Gianit-
blöcken der Elhdämme und unserer Nordseeküsten
überzeugt.
Die schwarze oder ans dem Grauen bald
mehr bald w'eniger schwärzliche Färbung des Flech-
lenlagers endlich entsteht durch Zersetzung und
Verwitterung vegetabilischer Stoffe, insbesondere
der Flechtensnbstanz seihst, und durch die, oft damit
iu Verbindung stehende, Erzeugung des Byssus
a n tiqu ita tis L. (nicht Hof fm. Eunm. t.,3. f. 5,
der zu V. umbrina gehört). Wofür ich diesen
B. antiqu ita tis halte, werde ich hey der Fortpflanzung
der Licheneu erwähnen.
Diese schwarze Färbung hat unter ändern zur
Aufstellung der Lecidea irrubata Ach. Syn., die
zu L, rupestris \h\A. gehört, Veranlassung gegeben.
Auf dieselbe Weise sind ierwer Lecidea Turneria-
na Ach. Syn., L. a tro fla va Ach. Syn., V e rruc.
byssina Hoffm. n. s. w^ entstanden, von denen
ich weiter hinten nachweisen w'erde, wohin sie
gehören. 5
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