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Lichenologen halicn sich in sol< hen Fällen oft damit
geholfen, die abgestorbene oder auch durch
die Ansiedelung und den Lehensjuocefs des Parasiten
mifsfarbig gewordene Epidermis des Baums,
die verwitterte Oberfläche des Holzes u. s. w. als
ein hautartiges Lager anzusehen und zu beschreiben.
Trilt jene Stockung nicht sogleich ein, so
bildet sich etwas Lagermasse im Umfange der
Keimfrüchte, die nicht zu normaler Ausbildung gelangt,
und daher sowohl ln der Form als Farbe
von der Stammart abw'elcht. Gehört diese z. B.
zu den laubarligen Flechten, so erscheint dagegen
jene Anlage zum Lager unbestimmt krusienarlig,
hier und da mit Anneigung zur Lappenform. Indem
späterhin Keimfrüchte auf gewöhnliche Welse
in ihr entstehen, die gröfstentheils nicht zur Entwickelung
kommen, bilden sich viele gedrängt stehende
Knötchen, aus denen dann oft die ganze Lagermasse
bestehet. Die der Rindenschicht des
Siamralagers zukommende äufsere Färbung hleiht
anf einem solchen nicht zur Ausbildung gelangenden'
I.ager bald ganz zurück, bald entsteht nur ein
Hauch derselben, den man im Verfolg mehrerer
Individuen hier und da zur wahren Farbe übergehen
sieht. Der Einflufs der grüiikörnigen Schicht
vvlrd in Ermangelung der vollständigen äufsern Färbung
besonders in feuchter Lage dann um so gröfser
und verändert den Farhenton noch mehr.
Nie habe ich gesehen, dafs sich in solchen
Fällen das nicht zur Entwickelung gelangende Lager
des Fruchtkeimabflugs rindiger und laubartiger
Flechten geradezu wahrhaft pnlverartlg gebildet
hätte. Dagegen sieht man es oft schneller durch
Zerfallen in Keimkörner in pulverartigen Zustand
übergehen.
Die Keimfrüchte sind wie schon erwähnt und
wie aus dem obigen Hergange des Wachsthums erklärlich
ist, auf solchen nicht zur vollständigen Entwickelung
gekommenen Fiechtenindividuen gewöhnlich
in grofser Anzahl vorhanden, so dafs sie oft
die ganze Fläche bedecken. Sie sind in der Regel
kleiner, oft sehr viel kleiner, als die der Stammart.
Stammt die unentwickelte Form von einer Parme
lie mit laubarligem Lager, so ist die Scheibe
der Keimfrucht gewöhnlich w'eniger konkav und
der Lagerrand w'enlger vorgezogen, wovon der physiologische
Grund wie ich früher (pag. 116 u. 117)
nachgewiesen habe, ln dem nicht erfolgenden Ansätze
oder der beschränkten Vermehrung der dem
krustenartigen Lager gröfstentheils abgehenden lang-
zeiligen Schicht liegt. Bildet sich gar kein Lager
oder nur eine Spur, so ist der Rand der Parme-
llenfrucht sehr gering.
Die Farbe der Keimfrüchte ist zw'ar im allgemeinen
die der Stammart, doch weicht sie in
der Nüance des Tons in manchen Fällen von jener
ab. Diese Abweichung hängt von denselben Einflüssen
ab, die wie ich zu Anfänge erwähnt habe,
die Flechtenfärbung bestimmen. Die gelben und
dem rothen sich nähernden Keimfrüchte trifft mau
in der Regel höher gefiirht als auf der Stammart,
well Wärme und Trockenheit in höherm Grade
auf sie einwirken, als auf die Früchte des ausgehildeten
Lagers, die stets unter dem Einflüsse der
Feuchtigkeit stehen, welche die Lagermasse in gröfserer
Maafse aufnimmt und länger Iconservlrt als
die Rinde des Baums, die Fläche des bearbeiteten
Holzes, des Steins u. s. w. Am höchsten ist daher
der Ton jener Farben, unter gleichen Verhältnissen
des Substrats der Flechte, wenn sich gar
kein Lager bildet. Alsdpun verbreitet slcli häulig
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