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 haben,  oder  in  manchen  ändern  Fällen  well  
 Abortion  eintrllt.  Nicht  seilen  nehmen  die  Keimfrüchte  
 nachher  noch  um  das  mehrfache  ihrer  
 Gröfse  zu,  bald  mit  fortwährender  Entwickelung  
 von  Sporen,  bald  ohne  diese. 
 Den  Gang,  den  die  Individualislrnng  der  Spor 
 idien  nimmt,  läfst  sich  mit  der  mehrsten  Bestimmtheit  
 in  der  Gattung  Conioloma,  so  wie  in  
 den  verwandten  höhern  Elechtengattungen  verfolgen, 
   bey  denen  sie  im  abweichenden  Bildungsgänge  
 der  Keimfrucht  elntritt.  Es  zeigt  sich  hier  deutlich, 
   dafs  der  Akt  ihrer  Entstehung  das  Zerfallen  
 des  karbonlsirten  oder  oxydlrten  Eruchtparenchyms  
 ist.  Die  Scheibe  von  Conioloma  coccineum  ist  
 gesättigt  dunkelröth,  das Lager  Hegt  unter  der Epidermis, 
   ist  stauhartig  und  weifs.  Nachdem  die  
 Früchte  hervorgetreten  sind,  zerfällt  das  Parenchym  
 •—  hier  im  normalen  Bildungsgänge  —  in  zinober-  
 rothe  Sporidien,  die  ihre  höhere  Färbung  nur  der  
 mit  elntretender  Sonderung  vermehrten  Lichtbrechung  
 verdanken.  Bey  ändern  hierher  gehörigen  
 Flechten  ist  die  Scheibe  wirklich  schwarz  und  zerfällt  
 ln  schwarze  Sporidien.  Bey  den  Gattungen  
 Coniocybe3   Calicium  und  Sphaerophoron  tritt  
 diese  Entwlckeluugsw^else  der  produktiven  Schicht,  
 wie  ich  bey  der  Bildung  ihrer  Keimfrüchte  erwähnt  
 habe,  frühzeitiger  ein,  und  entzieht  sich  
 mehr  der  Beobachtung.  Man  trilft  iu  den  erstem  
 Gattungen  hier  und  da  Sporidien,  die  sich  der  unvollkommenen  
 Schlauchform  nähern,  auch  sieht  
 man  bisweilen  (hey  C.  xidspersum  Pers.)  die  abweichend  
 gefärbten  Sporen  aus  den  erweiterten  
 Sporidien  hervorgehen. 
 Die  Ausscheidung  der Sporidien  erfolgt,  indem  
 die  mit  der  Sonderung  der Zellen  verbundene Ausdehnung  
 einen  gröfsern  Raum  in  Anspruch  nimmt.  
 Sie  verstäuben  dann  gewöhnlich  bald  unter  dem  
 Einflüsse  der  Witterung. 
 Die  ln  den  eigenthümllch  gefärbten  Sporen  
 und  Sporidien  enlhakene  Substanz  hat  eine  dem  
 Pollen  ähnliche,  anscheinend  etwas  Öhlig -  wachsartige, 
   Beschaffeuheit.  Sie  löset  sich  im  Wasser  
 nicht  gern  auf,  geht  indessen  zuletzt  unter  äufserer  
 mechanischer  Beyhülfe  wie  es  scheint  in  eine  äufserst  
 feine  Suspension  über,  und  färbt  alsdann  das  
 Wasser.  Unter  einigen  Umständen  vermag  auch  
 das  atmosphärische  Wasser  dies  zu  bewirken,  wie  
 man  bey  uns  besonders  au  Conioloma  coccineum  
 wahrnehmen  kann,  deren  durch  Regen  zersetzte  
 Sporidien  bisweilen  die  Baumrinde  zart  rölhlich  
 färben. 
 Rückbl i ck  auf  die  Natur  der  
 Flechten, 
 Es  geht  aus  dieser  übersichtlichen  Betrachtung  
 des  Flechtenkörpers  unläugbar  hervor,  dafs  sein  
 innerer  Bau,  aller  Gefäfse,  auch  des  volikommnern  
 Zellgewebes  entbehrend,  höchst  einfach  und  gleichförmig  
 sey,  dafs  seine  äufsere  Gestaltung,  ohne  
 Knoten,  ohne  Gliederung,  gröfstentheils  von  unbestimmter  
 Expansion  und  radienförmig  fortschreitender  
 Spaltung  abhängig,  dieser  Innern  Einfachheit  
 entspreche.  Sie  ergieht  es,  dafs  die  Flechten  weder  
 wahre  Samen  noch  der  Knospe  der  höhern  
 Pflanzen  gleich  zu  setzende  Foripflanzungstheile,  
 hervorzubringen  im  Stande  sind,  sondern  einfache  
 entwickelungsfähige  Zellen,  ohne  Anheftung  und  
 innere  Organe,  deren  Stelle  vertreten.  Wenn  diese