dem in ihrem lebenden Zustande, in ihrer ungestörten
Beziehung zur übrigen Natur. Wenn manche
derselben der eingeführten Meinung -widersprechen
und Wahrnehmungen andeuien mögen, die
sich seit Mi c h e l i ’s Zeiten dem Auge der Forscher
entzogen, so hin ich dessen ungeachtet nicht
besorgt, dafs man ihre Richtigkeit verkennen -werde.
Blick und Beobachtungsgabe werden Ändern
meine Angaben bestätigen. Sie Werden Wiedersehen,
-was ich sah, und "was überall die Natur unserer
ErkenntniTs anbletet, -wenn wir unsern Sinn
nicht blofs der Auffassung der gewordenen starren
Form leihen, sondern das Werdende und Lebende
in dem Wechsel der Verhältnisse verfolgen wollen,
in denen Werden und Lehen begründet ist.
Ent s t ehung der Fl e cht en im al lgemeinen.
Der Meinung, dafs die Erzeugung neuer Individuen
von den Keimkörnern und Sporen der
Flechten ausgehe, waren, seit mau der Flechien-
hunde von Hof fmann’s Zeiten an mehr allgemeine
Aufmerksamkeit widmete, die mehrsten Lichenologen
zugethan, wohl mehr durch eine auf
Analogie gestützte Schlufsfolge geleitet, und von
dem Axiom ausgehend, dafs jede Erzeugung Existenz
von Samen voraussetze, als durch eigene
üeherzeugung bestimmt *). Männer von Gewicht
*) Man sagt M i c h e l i habe die Flechten keimen
sehen. Ich habe in seinem W erke keinen Be-weis
hierfür finden können. Die pag. 74. im Vorbey-
gehen geäufserten W o r te genuina semina a
nobis observata germinare et increnientum cahaben
dagegen anf der ändern Seite weder der Erzeugung
der Flechten aus Keimzellen oder Sporen
noch aus Keimkörnern Glauben heymessen mögen,
und noch neuerlich hat man den erstern diese Fähigkeit
absprechen -vv^olleu.
loh habe diesem Gegenstände seit einer Reihe
von Jahren,, in denen ich mich mit Lichenen beschäftigte,
einige Aufmerksamkeit gewidmet, und
auch rnancherley Versuche angestellt, um Aui-
schlufs über die Entstehung der Flechten nnd die
Veränderungen, denen sie unterworfen sind, zu erhalten
.D
ie Resultate dieser Untersuchungen theile ich
nachstehend zusammengezogen mit.
Die Entstehung der Flechten tritt — so wie
die einer grofsen Anzahl anderer a u f einer t ie fen
Stuf fe o r g ani sche r Bi ldung s tehend e r
Wesen — auf eine doppelte Weise ein, als eine
u r sp r ü n g l i c h e (elementarische Zeugung — generado
originaria — ) und als eine wi ede r z eugende
durch Ausbildung entwlckelungsiähiger Theile
der Mutier (fortpflanzende Zeugung —- geuerapessere
deprehendimu.s, ut ostendimus in tab. 41.
tum supra lapillum Q , tum in tubi dorso R —”
meines Wissens die einz igen , die hierüber in
seinem W^erke Vorkommen, scheinen mir eben
so wenig als die zitirte Abbildung, die gleichförmige
Stückchen des Lagers in zunehmender
Gröfse zuletzt mit einem kleinen Becher darstellen
, einen befriedigenden Beweis hierfür zu geben.
Aus der lelztern läfst sich wenigstens nur
Beobachtung des zunehmenden W^achsthums, aber
nicht W^ahrnehmung der Keimung folgern. Dessen
ungeachtet ist es möglich, dafs dieser grofse
Forscher auch die Keimung selbst beobachtete;
obgleich sein W e rk keine Darstellung derselben
enthält.
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