66 —
¥i i f ■!:
I’- ^ r'
t i i ‘ I
l i .
P
}'•' ^
S?.
Zu den wdcluigern unorg.mischen Färbungen
gehören diejenigen, die durch Zersetzung mineralischer
Substanzen und eintretende Entstehung
neuer Verbindungen, namentlich durch Melalloxyde
und Metallsalze, bewirkt werden. Sie kommen uur
bey den auf Stein vegetirenden Lichenen des rindigen
Lagers vor, welches stets in einem höhern Grade
unter dem Einflüsse seines Substrats stehet, als
die übrigen Lagerformen.
Das in der Natur so allgemein verbreitete Eisen
spielt auch hier die bedeutendste Rolle. Es
färbt das Lager mancher Flechten, mehrentheils
in seiner chemischen Verbindung mit Wasser als
Eisenoxydhydrat, zum Theil aber auch als Eisen-
oxydsalz, vom Dunkelröthelrothen, durch das Rothe,
und Gelbrothe bis zum Hellockergelben. In unsern
mehrsten Gebirgsarten ist bekanntlich Eisen enthalten,
bald in seiner Verbindung mit Sauerstoff, und
zwar häufig alsdann als Oxydul, oft als kohlensaures
Oxydul; bald mit Schwefel zu Kies verbunden.
In beiden Fällen ist es in einem bald mehr bald
minder hohen Grade der Zersetzung durch Bildung
von Hydraten und Eisensalzen unterworfen,
deren Oxydul unter Ahsorbtlon des Sauerstoffs der
Atmosphäre in rothes Oxyd übergeht. Hierdurch
erfolgt auf eine doppelte Welse die Färbung der
Flechten.
Das Elsenoxydul wird vom Flechtenkörper selbst,
der unter Beyhülfe seines Gehaltes an zurückblei-
hendem atmosphärischem Wasser auf die Zersetzung
des Gesteins einwirkt, durch den vegetativen
Lehensprocefs aufgenommen, und geht gegen dessen
Oberfläche zu unter dem Einflüsse der Atmosphäre
in färbendes Eisenoxydhydrat über; oder es
v/ird, vom Wasser absorbirt, von oben her auf
das Flechtenlager abgesetzt, sey es nun im Wasser
— 67 —
im aufgelösten Zustande enthalten, welches besonders
da der Fall ist, wo Eisenoxydulsalze — besonders
kohlensaures Eisenoxydul — Vorkommen,
oder nach bereits eingetretener höherer Oxydation
nur mechanisch in feiner Suspension befindlich.
Wenn das Oxydul der Flechtensubstanz selbst
angeeignet wird, zeigt sich die Färbung in einem
bestimmten Verhältnisse zur Verbreitung der Flechte.
Oft geht die Färbung vom Mittelpunkte aus,
und nimmt gegen den Saum, der späterer Bildung
ist, ab, well hier die Oxydation erst im mindern
Grade eingetreten ist; oft erscheinen einzelne Stellen
der Flechtenverbreitung, nach dem abwechselnden
Eisengehalte des Gesteins und dem verschiedenen
Grade der eingetretenen Zersetzung seiner Oberfläche,
bald mehr bald weniger gefärbt u. s. w.
Wird das Eisen dagegen mechanisch abgesetzt, so
erfolgt die Färbung häufig unvollsländig, indem
das Wasser den aufgenommenen Färbestoff nur
über einen Theil der Flechte verbreitet, während
der andere völlig frey bleibt, und daher seine natürliche
Farbe behalt ; oft trifft man den Fär-
hestoff dann zum Theil auch über das Gestein verbreitet;
bisweilen ist das Oxyd zugleich in den Vertiefungen
auf deu Keimfrüchten abgesetzt, die,
wenn die Färbung des Flechteiilagers von innen
erfolgte, stets ungefärbt erscheinen, w'ell ihre hornartige
Substanz der Aufnahme des Oxyduls entgegensteht.
Nicht selten wirkt das Oxyd, wenn sein Ein-
Hufs früh und im höhern Grade eintrllt, beschränkend
auf die normale Ausbildung der Keimfrüchte.
Sie bleiben oft kleiner, gelangen nicht zur voll-
sländigeu Ausbildung ihres Randes, oder erhallen
sonst eine unregelmäfsige und unter sich nicht übereinstimmende
Form. Nicht alle Flechten zeigen
5 *
l'l'!
I y
itJ
5^*
’' l iü
’ i
Ol
' f l