IM völliger Zurückbleibung oder unter nicbt erfolgender
vollständiger Ausbildung des Lagers.
Die Lagerkeime oder Keimkörner dagegen
•wacbseu in der Regel bey vollendeter Entwickelung
zu Formen heran, die der in d iv id u e l l en
Gestallung entsprechen, von der sie ihren Ursprung
nahmen, häulig uur sparsam Keimfrüchte ansetzen,
oder ganz steril bleiben. Erfolgt keine vollständige
Erhebung zur Mutierforra, so welchen die entstehenden
Formen oft, dem mütterlichen Typus folgend,
durch mindere Gröfse, tiefere, mehrfachere
Theilungen, zartere Substanz uud dergl. von der
Mntterforrn ah. In ändern Fällen, iu denen die
Entwickelung überhaupt stockt, entfernen sie sich
aber auch dem äufseru Ansehen nach sehr von
ihr.
Dies führt zu dem zweyten die Fortpflanzung
der Flechten erläuternden Satz:
Daf s von einer F l e ch t e n a r t , vermö
g e der d oppe l s e i t ig en For tpf lanzung
dur ch Frucht - und Lagerkeime,
wenn auch beide zu v o l l s tän d ig e r Entwi
ck e lu ng ge langen, zwey v e r s c h i e dene
Formen ent s t ehen können, indem
jene ■— dem Samen analog — die
wahr e spe c l f i s ch e Form erzeugen;
d i e s e — d e n Kn o s p e n e n t s p r e c h e n d
— die Ge s tal t der Mut ter wi ed e r g e hen,
f o lg l i c h Var ie tät oder abnorme
Bi ldung _des Indiv id uums fortpf lanze
u.
Wie auf diese Welse zwey ganz verschiedenartige
Formen, die im äufsern Änselien kaum Aehn-
liehkelt verrathen, von einer Flechtenarl ihren Ursprung
nehmen können, wird im folgenden Abschnitte
deutlicher werden, der die Abweichungen
angiebt, denen die Flechtenspecies im abnormen
Wachsthumsgange unterworfen ist. Die späterhin
folgenden Beyspiele werden zuletzt beides hey einzelnen
bekannten Flechtenarlen nachweisen,
Dafs diese Erfahrungssätze nicht allein für die
Erkenutnifs der Elechteimalur von Wichtigkeit sind,
sondern überhaupt Lichtstrahlen ln das Dunkel der
cryptogamischen Pflanzenhlldung werfen, ist wohl
nicht zu verkennen. Ich werde zu einer ändern
Zelt Gelegenheit haben, auch in den verwandten
Familien der akotyledonlschen Gewächse diese Leiden
Wege, auf denen die Natur, ohne die ihr vor-
geworfeue Gesetzlosigkeit im Bildungsgänge, Mannigfaltigkeit
der Gestallung erreicht, an bestimmten
Organismen durchzuführen, und es auch hier zu
erweisen, dafs unter Zurücksetzung des physiologischen
Studiums von den Systematikern nur ins Auge
gefafster zeitlicher Zustand der Form zu manchen
Verstöfsen gegen die wahre Verwandtschaft Veranlassung
geworden ist.
Der Wachsthum der von der Mutterpflanze
getrennten Ke imz e l len der Frücht e beginnt
auf folgende Welse. Die Keimzellen dehnen sich
ohne Zerrelfsung bald nach einer bald nach zwey
entgegengesetzten Richtungen. Liegen die Keimzellen
dicht, so sind die gegen das gemeinschaftliche
Zentrum gewandten Verlängerungen oft kaum
merklich, im entgegengesetzten Falle länger. Wo
diese keimförmigen Verlängerungen sich berühren,
schmelzen sie hier und da zusammen, es entstehen
an den Vereinigungspunkien Knötchen, die, indem
sie anschwellen, eine andere Farbe annehmen und
zu kleinen Keimfrüchten heranwachsen. Der nicht
zum Knoten anschwellende l'heil der Keimverlängerung,
besonders die nach der Peiij.herie geil.!!
Etri'