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Keimfrüchte.
B a u d e r s e l b e n .
Dieselbe unvollkommene Zellverbindung und
die doppelte Grundform der Zellen, die wir im
Flecbtenlager wahrnahmen, treffen wir auch in den
fruchtähnlichen Keimapparaten oder den Keimfrüchien
der Flechten. Doch tritt hier die Bildung
in doppelter Hinsicht auf eine höhere Stuffe, indem
sie eineslheils zu einer regelmäfsigern Gestaltung
der beiderseitigen Zellform, andererseits zur
Entstehung eingeschlossener Zellen führt.
Die irregulair rundlichen Zellen des Lagers erscheinen
hier iu ihrer höchsten Ausbildung als kugelige
oder häufiger ellipsoidlsche Keimzellen der
Elechtenfrucht, die gestreckten Lagerzellen als erweiterte
Schläuche, Schlauchz e l l en oder Spore
nschläuche — asci ■— welche die Keimzellen
einschllefsen. Diese letztem bilden, entweder unter
sich frey zu einem kugelförmigen Aggregat vereinigt
einen Fruchtkern •— nucleus prol igerus ,
der bald vom Lager, bald durch einen hesondern
Keirahehäl ter — sporangium — eingeschlossen
ist, oder treten unter dichterer Vereinigung zu
einer offenen produktiven Schicht — Schlauchs
ch i ch t — lamina prol igera •— zusammen, die
von einem Ke imboden — sporotamium *) —
*) Da das "Wort r e c e p t a c u l um schon in so manchem,
zum Theil verschiedenartigem, Sinne bey
den volikommnern Pflanzen im Gebrauche is t, so
scheint es m ir , so vielen Ueberflufs w ir auch
übrigens an neuen t e rmi n i s haben, doch in
diesem Falle rathsam, um den Begriff von r e c
e p t a c u l um nicht noch schwankender zu mach
e ii,/ für den , Fruchtboden “
der kryptogamischen
Gewächse einen
1 besondern Ausdruck zu wählen.
/ö
dem Reste des zu höherer Entwickelung üherge-
gangenen Keimbehäliers, aufgenommen wird, oder
Irey anf dem Lager liegt.
Im Fruchtke rne stehen die Schläuche in
gesonderter Stellung von der Innern Wand, besonders
deren unterm und seitlichem Theile, als ihrem
Befestignngspunkte, gegen den Mittelpunkt oder
mehr gegen den Scheitel des Kerns gerichtet neben
einander. Es sind cylindrlsche, oder elliptisch
cylindrlsche, nach oben abgerundete auch
wohl etwas verschmälerte, seltener keulenförmig
verdickte röhrige Zellen, von zarter gallertartiger
und farbenloser Substanz ohne weitere zellulöse
Struktur. Zwischen ihnen und im Umfange des
Kerns stehen in bald gröfserer bald geringerer Anzahl
gewöhnlich kürzere, seltener sie an Länge
übertreffende, der Substanz nach mit ihnen übereinkommende,
seltener schwach gefärbte Faserzellen,
die bald mehr bald weniger In Schleim zerfliefsen
und dadurch undeutlich werden, weshalb sie oft
als eine unbestimmt flockig - schleimige Masse erscheinen.
Der so beschaffene Fruchtkern Hegt im Lager
eingesenkt, und ist von einer dünnen, farbenlosen
oder wenig gefärbten zellulösen Membran — s p o—
rangium membra'naceum — umgehen, die
aus dem verdichteten übrigens unveränderten Zellstoff
des Lagers besieht. Der Kelmhehälter mündet
durch eine kleine halsförmige Verlängerung atff
der Oberfläche des Lagers, tritt auch wohl mit
seinem obern Theile über diese hervor und erscheint
alsdann, soweit er eniblöfst ist, etwas gefärbt.
Diese Bildung findet bey der Gallung Endocarpon
Hedw. und einigen verwandten Flechten
Statt. — Bey Lichen Icpadinus Ach. verdoppelt
sich die Umgebung des Kerns, indem die
Mi
I)