Es ist ulclu allein das Licht, welclxcs hier
durch höhere Oxydation des eigenthümlichen Fär-
hestoffs •wirksam wird; Trockenheit und Wärme
sind ebenfalls, wenn auch untergeordnet, von Ein-
flufs. Daher erhöhet sich unter gleicher Exposition
gegen das Licht das Gelb und Roth der ursprünglich
an lebenden jBaumslämmen vegellrenden Flechten,
•W'enn sie auf abgestorbenem Holze Vorkommen, und
erreicht den höchsten Grad der Sättigung auf Stein.
Die grünlich - grauen , gelblich - grauen und
bräunlich - grünen Farbentöne gehen ln den mehrsten
Fällen durch Einwirkung des Lichtstrahls In
das Olivenhraune, Hellbraune, Kastanienbraune, in
einigen Fällen auch w‘ohl bis in das Schwarzbraune
über, wie man dies bey den melirslen Becherflechten,
bey L. aculeatus Ehrh., L . islandicus L.
und mehreren ändern wahrnehnien kann. Die eigentlich
braunen Farbentöne sowohl als ihre Verbindung
mit mehrerem Gelb und Roth führt stärkere
Lichtwirkung stets zu höherer und gesättigterer
Färbung, wde sich an L. olivaceus L., L. omphalodes
L ., L . stygius L. und L. tristis L. iu
günstiger Lage verfolgen läfst.
In manchen ändern Fällen führen Licht und
Wärme die grauen Farben, besonders wenn Weifs
oder Blau als Grundton in ihnen vorherrscht, und
sie sich daher mehr zum reinen Grau neigen,
durch alle Abstuffiingen der Verblassung bis in das
blendendste Welfs über. Beyspiele hiervon geben
viele Flechten, z. E. L. pertusus L., L. scruposus
L., Verrucaria contorta Fl., TJrceolaria oceL
la ta Fl., L .c irc in a tu s Pers., L. aipolius Ehrh.,
L . caesius L. etc.
Schatten und Feuchtigkeit stehen Im allgemeinen
der Entwickelung der eigenlhündlcheu Pllan-
zeupigmeut« culgegen, besonders der Ausbildung
des Roth und Gelb. Daher gelangen L. parietinus
L. und L. murorum Hoffm. an stets schattigen
feuchten Orten oft gar nicht zu ihrer gewöhnlichen
Farbe, sondern bleiben grünlich - grau, w'le man
dies schon an den von der Sonne abgewandlen
Seiten der Aeste feucht stehender Sträuche beobachten
kann.
Direkt wirkt eintreiende Feuchtigkeit auf eine
Trühimg aller Flechtenfarbeu, durch die erw^ähnte
Klärung der Korükalsubstanz und die Belebung der
grünkörnigen Lage, -w^odurch die eigenthümliche
Färbung jener verdunkelt wdrd. Je weniger eigen-
thüraliche Färbung die Kordkallage hat, und je
stärker die grüne Schicht ist, um so mehr geht
durch diese doppelte Wirkung der Feuchtigkeit die
Farbe der Flechte in das Grüne über, wie z. E.
hey den mehrsten P e l t id e en vorzüglich L. aph-
thosus L., L. hoj'izontalis L. etc. wahrzunehmen
ist, die durch Nässe aus der grauen in die grasgrüne
Farbe übergeführt werden. Sehr bemerkbar
wird diese Veränderung auch alsdanu, wenn die
Oberfläche der Flechten mit einem Reif bedeckt ist,
den die Feuchtigkeit aufhebt, indem sie seinen zarten
Theilchen eben so als der Kortlkalsubslanz
selbst, aus dev sie sich absoudern, Durchscheinheit
giebt.
Daher verschmilzt eintretende Nässe die giellen
Farben der Flechten in ein gemeinschaftliches bald
mehr bald weniger vorlrelendes Grün, woduröh
es oft schwer wird, verw^andie Flechtenformen
nach elngetretenem Regen auf den ersten Blick zu
erkeuneu.
Diese Wirkung der Feuehtigkeit liegt der Erscheinung
zum Grunde, dafs sich die Farbe mancher
Flechten schon ändert, wenn das Lager an,längt,
sich von der lebenden Baumrinde zu lösen, wodurch
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