der untern Lagerfonnen, besonders des krustenar-
ligen Lagers *), w-enn auch ‘ vielleicht nur für wenigere
Arten Bedingung ihrer Existenz, doch für
viele andere auf ihr Gedeihen und ihre VeiLreitung
in einem hohen Grade wirksam sey. Mein Raum
gestattet es mir nicht, diese Meinung unter Nach-
W'elsuug der bestimmten Beziehung mancher Flechten
dieser Ahtheilung zu gewissen Gesteinen, weiter
auszuführen. Man wird aber nicht abgeneigt
seyn, ihr beyzustimmen, w'enn man diese Verwandtschaft
der Flechten zu ihrem Substrat ln der
Natur verfolgt. Mau darf sie nur nicht in Beziehung
zu den GcLlrgsniasseu und Gesteinen im allgemeinen
suchen wollen, sie folgt vielmehr deii
einfachen Substanzen, die oft in mannigfacher und
zum Theil inniger Mengung die mehrsten der verbreitetem
Gebirgsarten konslltuiren, und verlangt
In manchen Fällen Berücksichtigung des Grades
der Auilösllchkeit, in der die Substanzen ln den
Mengungen Vorkommen. Deshalb kann man auf
dieser Sandsteinverbreitung dem Kalke eigenthümliche
Flechten — auf jener den Kiesel charakterl-
slrende Arien finden, je nachdem der Kalk ln der
Mengung des Sandsteins vorwallet, oder sehr zu-
rücklrlit.
In dieser Verwandlschait der Flechte und ihres
Substrats Hegt der tiefere Grund, w^eshalb manche
Flechten in einem so hohen Grade auf die
*) Ich sage mancher, und füge hier h iim i der ursprünglichen
Flechlenformen des krustigen Lagers;
denn verschiedene andere sind von jenen
ihrer wahren Natur nach sehr entfernt, indem
sie vielmehr in einer nahen Verwandtschaft mit
den höhern, vom Einflüsse ihres Substrats fast
gänzlich freyen, Elechten stehen, w ie sich dies
späterhin ergehen wird.
Zersetzung der Gesteine einwirken, die weder andere
Vegetation, z, E. Ansiedelung der Moose, obgleich
diese zu einem slärkern und dauerndem Kontakte
mit dem Wasser führt, noch die Macht der
Witterung direkt zu zerstören vermag. Die Flech-
tenhildung hebt die Verbindungen der Gemenglheile
des Gesteins auf, so W‘olil die mechanischen als häufig
auch die chemischen, wodurch sich bestimmte,
durch veränderte Färbung und Festigkeit der Substanz
w'ahrzunehmende Zersetzungskrusien auf der
Aufsenfläche anstehender Felsen und Geschiebe bilden,
die nun der Einwirkung allgemeinerer Nalur-
kräfte den Eingang gestatten und erleichtern.
Ich halle daher die Flechtenhildung auf Gebirgen
für eins der wirksamsten Mittel, dessen sich
die Natur bedient, um grofse Veränderungen auf
eine einfache und anscheinend geringfügige Weise
einzuleiten *).
*) Zu manchen hiermit so wohl in Verbindung stehenden,
als auf die Entstehung der Flechten sich
beziehenden Beobachtungen gaben mir die schönen
Felsen wände des Me i s n ers in Unterhessen, die
aus Tausenden übereinandergestürzter Basaltblöcke
gebildet sind, so wie manche Felsenparthien
des Harzes, besonders die Hornfelskuppe der Ac h t
e rma n n s h ö h e , Gelegenheit Obschon entblöfst
von gröfsern Gewächsen, wird kein Freund der
Pflanzenkunde sie ohne Gewinn verlassen. VVah-
rend ihr majestätischer Charakter ein ergreifendes
Bild von der äufsern Gröfse der Natur giebt,
bietet ihr Reichthum an Gewächsen der untern
Ordnungen eine vielseitige Gelegenheit dar, Blicke
in die nicht minder bewunderungswürdige
Verbindung und Wechselwirkung zu thun, die
zwischen den ersten einfachsten ihrer Erzeugnisse
und den Bildungen Statt findet, die w e iten
Räumen der Erdoberfläche ihre Gestaltung
verleihen.