zeitigen Ansatz von Keimfriichten kurz nach erfolgter
Anschwellung und Vereinigung der nahe hele-
genen Körner behindert, bisweilen auch durch ein-
iretende Stockung des Wachslhums, von der sich
keine direkte Veranlassung mit Sicherheit nachweisen
läfst. Sehr viel häufiger führt dagegen der
iortschreiiende Wachslhum zur Entstehung kleiner
Abvieichungen von der Mntterforrn, die man bey
einem übrigens normalen Wachsihume nicht, wie
die in der Ausbildung zurückbleibenden Formen
als Enlwi<;kelnngssluffen; sondern als wahre Varietäten
zu betracliien hat. Sie weichen von der %
Ilauptform mehrenlheils nur durch mehrere Kleinheit
aller Theile, unter Glelchbleibung oder geringer
Abweichung der Färbung uud Beschaffenheit
der Oberiläche ah. Die Lappen oder Blältchcu
sind häufig schmäler, mehrfach oder tiefer getheilt,
ihr Rand oft mehr gerundet oder geschwollen well
die langzellige Schicht minder überhand genommen
hat. Die Keimfrüchte sind die der Stammart, aber
gewöhnlich kleiner, weniger gerandet u. s. w- Aufmerksame
und wiederholte Nachsuchungen führen
zur Ausnntlelnng von Individuen, die sich der
Stammart so sehr nähern, dafs die Abslanimung
nicht mehr zu verkennen ist, oder auch beide Formen
in sich verbunden darslellen. Sehr hävdig
nimmt mau wahr, dafs die Lagerkeime solcher Ab-
änderungsformen, zu deren häufiger Erzeugung diese
besonders geneigt sind, dieselbe Abänderung oft in
grofser Verbreitung und nicht selten unter stets
weilerschreilender Abweichung von der Slanmiart
besonders rückslchtllch der mehreren Kleinheit,
Verschmälerung uud liefern Thellung der Lappen
hervorbringen.
Jl.
Abnorme Veränderungen des fortschreitenden
W achstliums.
Noch bleibt es mir übrig, in Beziehung auf
die oben aufgestellten Sätze über die Natur der
Flechten verschiedener Abweichungen vom gewölm-
lichern Gange des Lagerwachsihums zu gedenken.
Zu den auffallendsten Abweichungen von der
gewöhnlichen Gestallung führt, im Verfolg der weitern
Entwickelung des Flechtenkörpers, das Streben
der Flechtenvegelaiion sich los zu machen von
ilirem Boden und sich dem Lichte entgegenzuslrek-
ken, welches wir früher schon im Hervorbrecheu
des unter der Oberiläche der Baumrinde gebildeten
Lagers ausgedrückt fanden. Bey den volikommnern
Flechlenformen sehen wir dies Streben unter Veränderung
des auch für die höhere Pilanzenbildung
so heziehungsvollen und im Grunde die ganze
Morphologie bedingenden Verhältnisses des Längen—
zum Breilenwuchse zu einem abnormen Forlwn-
chern des Lagerstoffes führen, mit welchem eine
gänzliche Metamorphose des Flechlenkörpers eln-
iritt.
Schon ein geringerer Grad dieser Tendenz des
Wachsthums führt zu einer von der gewöhnlichen
abweichenden Gestaltung, wie bereits unter den Veränderungen
des Lagers (vergl. ]>ag. 48) gesagt worden
ist. Nimmt sie mehr überhand, so sehen wir
umer ihrem Einflüsse die kreisrunde nnd längliche
Lappenform des blaUarligen Lagers zu gestreckten
schmalen Gestaltungen übergehen. Lösen sich die
Lappen in höherm Grade von ihrem Boden ln aufwärts
strebender Richtung, mit der die Haflfasern
tlieils verschwinden theils durch ebenfalls forlschrei-
tenden Längenwachslhum gegen deu Rand hin in
ii.