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(las äufsere Hiudernifs überwunden, imd das Lager
erscheint alsdann iu einem von jenem ganz ah-
w'elchenden Zustande.
Auf Kalksteinen treten, der Dichtigkeit des
Kalks nach, solche verschiedenartige Ausbildungen
ebenfalls sehr häufig ein. Die Zersetzung der Oberfläche
des Stelus, die hey den verschiedenen Vä-
rielälen des Kalks so mannigfallig ist, gewinnt hier
einen besondern die Verämleilichkeit der Lagerhil-
dung vielfach modlficirenden Einflufs.
Zur Unterscheidung des ursprünglich oder normal
pulverigen Lagers von dem anf obige Weise
sich hildemien staubarligen Lager, dient in vielen
Fällen der Umstand, dafs jenes aus mehr regelmä-
Isig zu sphäroidischen Körnchen vereinigten Partikeln
heslehet, dieses aus in egnlair in kleinere siaub-
oder pnderarlige Theilchen aufgelöfstem Zellstoff.
Doch darf man hierbey nicht unberücksichtigt lassen,
dafs auch das körnige Lager in ähnliche Zustände
der Zersetzung überzugehen vermag, womit
die Körnerform sich verliert.
Aufser jenen im Flechteusloffe selbst begründeten
Verämlerungen der Farbe kommen nun ferner
fremdart ige Färbungen vor, die iheils
organischen, iheils unorganischen Ursprungs sind.
Sie sind gröfstcntheils bisher unerkannt geblieben,
und haben Ursache zu manchen Mlfsgriffen gegeben
.D
ie organischen f r emdar t igen Färbungen
entstehen durch den parasitischen Anüng verschiedener
Urformen der Vegetation auf dem Flech-
tenkörper. Sie bewirken vorzüglich drelerley Färbungen,
eine rothe, eine grüne und eine schwarze.
Die rothe besieht aus einem anscheinend
feiusläubigen getrübt-zluoberrolhen, durch Verml-
sclmug mit der pulverigen Lagersuhslanz auch wohl
fleisch rothen, gerleheu stets orangegelben und uacli
A'^eilchen riechenden Uebcrzuge. Der Einwirkung
der Luft und Ftuchiigkelt entzogen, verändert er
seine rollie Farbe ln eine graugrüne oder bräunllch-
grüue. Mau findet ihn häufig auf Steinen, Brettern,
der Bauniborke u. s, w. auch da, wo sie von
keinen Flechten bekleidet sind. Diese Färbung
rührt von Lepra ruhens her (vergl. Hoff. Enum.
lieh. p. 4. w'O sich die beste Synonymie findet)
deren weitere Natur und systematische Stellung ich
bey einer ändern Gelegenheit erörtern werde *),
Sie bildet sich bald mehr bald weniger aus, und
ist im lelztern Falle oft so zart, dafs sie sich mit
der Lagermasse der Flechten innig verbindet, oft,
wenn jene pulverartig ist, auf der Oberfläche sich
mit ihr mengt. Die oben angegebenen Kennzeichen
lassen sie jedoch stets mit Sicherheit erkennen.
Da die Vegetation dieses Parasiten, zu der
der Flechte selbst in Beziehung stehet, indem die
Unterlage, die ihm diese gewährt, und die Feuchtigkeit,
die sie ihm zuführt, seiner Natur entspricht;
so hängt seine Verbreitung auch sehr oft von der
der Flechte ah, weshalb man nicht seilen die rothe
Färbung in cirkumskrlpier Begrenzung mit dem
Umfange (1er Flechte selbst emiigen sieht, oder
eine ältere Verbreitung der Flechte gefärbt findet,
während ein nebenstehendes oder halb überliegendes
jüngeres Individuum nicht gefärbt ist. Da ferner
hiermit, w'enn der Anflug früh erfolgt, eine
in etwas behinderte Ausbildung der Keimfrüchte
ln Verbindung stehet, so haben die Lichenologen
sich in verschiedenen Fällen verleiten lassen, die
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♦) Man vergl. auch die hier einschlagenden neuerlich
erschienenen Abhandlungen in S t o c kh . Ve t .
Ac ad. Ha ndl . 1823, p. 42 seq.