Im NW. bemerkten wir auf etwa 4 Kilometer Entfernung
einen niedrigen Höhenzug, Bokari genannt. Um Mittag sollten
wir uns nach Aussage des Schantats in gleicher Höhe mit
Kbor es Ssala (Guba Sala) oder Grab des Ssala befinden und
dasselbe ungefähr einen halben Tagemarsch von uns südöstlich
entfernt liegen. Nachmittags kamen wir in eine andere Gegend,
von Neila dadurch unterschieden, dass sie mit grossen
Steinen überdeckt ist, tiefer liegt und ungemein viel Ertom-
wuchs zeigt. Diese Gegend hat den bezeichnenden Namen
Schab-Ertom oder Ertomweg*). Unsere Richtung hatten wir
heute mehrfach gewechselt, so hielten wir von 10 Uhr bis
Mittag 60° und von Mittag gegen Abend 45°. In einem
diehten Schab-Ertom kampirten wir um 4 Uhr Abends.
Am 20. Dezember brachen wir in 70° Richtung um 8'/*
Uhr auf. Wir verliessen die Schab-Ertom, welche eigentlich
drei mit Ertom bewachsene Vertiefungen bilden und befanden
uns dann auf einer wellenförmigen Hochebene. Um 10y2
Uhr mündete unser Weg in einer Schlucht, Dachl-el-Ssoar
genannt, welche uns in eine über 10 Kilometer breite Tiefebene
führte, die nach Süden zu auf gleiche Entfernung
von Ufern begrenzt ist, nach Norden zu indess ohne Grenze
zu sein scheint. Das Nordost-Ufer, auf das wir zugingen
und um 12'/2 Uhr in 45° Richtung erreichten, heisst Chasm-
el-Kebir. Nach einer Stunde setzten wir unseren Weg in
derselben Richtung fort, bogen dann aber noch mehr nach
Norden um, um einen Brunnen beim Berg Hesua aufzusuchen.
Unser Wasser fing nämlich an auszugehen, denn in
Derdj hatte mir der Schantat gesagt, dass wir in 5 oder 6
Tagen den Djebel würden erreichen können, und um die
Kameele nicht unnöthig zu belästigen, hatte ich daher nur
auf 5 Tage Wasser mitgenommen, ebenso die anderen Leute
der Karawane; heute waren wir nun 5 Tage unterwegs und
*) Es scheint, dass die sogenannte Mission nach Rhadames die
Schab-Ertom südlich liegen liess.
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nach der zurückgelegten Strecke Weges zu urtheilen, hatten
wir voraussichtlich noch 4 oder 5 Tagemärsche nöthig, um
den Djebel zu erreichen. Unglücklicher Weise fand sich nun
aber, dass der Hassi Hesua trocken war; ich befahl also
meinem Bedienten, gar nicht mehr zu Fuss zu gehen, was
sowohl er als auch ich öfters th a ten , um uns von dem
anstrengenden Kameelsritt zu erholen; das war zwar ermüdend,
aber auf diese Weise konnte ich im Notlifalle mit
meinem Wasser ausreichen, denn wenn man gar nicht geht,
hat man wenigstens im Winter kein sehr grosses Bedürfniss,
Wasser zu trinken. Um 3 Uhr Nachmittags liessen wir den
Djebel Hesua links liegen und erblickten zugleich rechts in
etwa 4 Kilometer Entfernung einen anderen Berg, Klub-el-
Futta genannt, dann dicht vor Untergang erblickten wir
Schafe, mehrere Heerden, und als wir sie erreicht hatten,
wurde gleich kampirt. Dies verschaffte uns frisches Fleisch.
Die Hirten stellten ein Lamm zu unserer Verfügung, das wir
jedoch leider nur unvollkommen rösten konnten, da gerade
an dieser Stelle wenig Brennholz zu finden war. Wasser
hatten sie indess auch nur zu ihrem eigenen Gebrauche, da
sie überdies wenig brauchten, indem die Milch der Schafe
und Ziegen ihnen hinreichte. Diese s e lb s t, jetzt die eben
hervorsprossenden Kräuter abweidend, brauchten in der kalten
Jahreszeit nur alle 3 oder 4 Tage abgetränkt zu werden und
wurden dann nach den ihnen bekannten Brunnen hingetrieben.
Den Hirten wurde das wenige Wasser, dessen sie
bedurften, vom Djebel mittelst Kameele in Schläuchen von
Zeit zu Zeit zugeführt.
Ehe wir am folgenden Morgen den Marsch fortsetzten,
brachten mir die Hirten noch ein Zicklein zum Geschenk, wofür
ich ihnen dann Datteln gab, und um 8 Uhr setzten wir
uns dann in 45° Richtung in Bewegung. Der Krautwuchs
wurde immer mannigfaltiger. Nach einer Stunde erreichten
wir einen niedrigen Areg, Areg el-Dull o el-Aschaar genannt,
es sind dies aber nicht mehr jene Wüstendünen, die ohne