geräumiger Dom, rechtwinklig und inwendig fast ohne Schmuck,
überdacht den wie immer mit rothem Tuch überhangenen
Sarkophag. An den Wänden inwendig sind viele Inschriften
aus dem Koran. Noch zwei andere Gräber ohne allen Schmuck
bemerkt man in dem Dom, es sind die seiner beiden Söhne,
Ich traf vor dem Grabe Muley Arschyd, Sohn des Sultan
Sidi Mohamed-ben-Abd-er-Rhaman, mit zweien seiner Tolba
knieend und Verse aus dem Koran lesend. Nachdem ich
üblicher Weise das Grab geküsst und eine kleine Geldgabe
in den vor dem Grabe ausgestellten Kasten geworfen, entfernte
ich mich. Merkwürdiger Weise ist keine Vorrichtung
getroffen, um die Fremden und Pilger zu beherbergen und
zu beköstigen,^ was dem Besuch viel Abbruch t.hut, da sonst
der Zulauf eben so bedeutend sein würde wie zur Sauia Sidi
Hamed-ben-Nasser’s in Tammagrutam l’Ued Draa. In Abuam
stieg ich bei dem ersten Kaufmann Tafilet’s, Namens Mo-
hamed Uiadan, ab, an den ich einen Empfehlungsbrief hatte.
Durch seine Handelsverbindungen gewohnt, täglich eine grosse
Anzahl von Gästen zu beköstigen und zu beherbergen, nahm
er mich, da ich mit einem Briefe vom Grossscherif versehen
war, mit zuvorkommender Bereitwilligkeit auf.
Abuam ist für die ganze Wüste der Central - Handelspunkt.
Nicht nur die Waaren Algeriens und Marokko’s oder
die Produkte Tuat’s und des l’Ued Draa, sondern auch die
des Sudan kommen hier zusammen. Kein bunteres und belebteres
Bild als der grosse Markt, der drei Mal wöchentlich
vor Abuam abgehalten wird. Da das Bauholz selten ist, so
sind sämmtliche Buden wie auch die Häuser der Dörfer aus
Thon in der Form eines Maulwurfhaufens aufgeführt. Und
wie in den anderen Marokkanischen Städten bilden diese
Buden Strassen und jede Strasse hat ihren besonderen Verkaufszweig.
Links beim Eingang hat man die Krämergasse,
rechts davon ab mündet die lange Strasse der Tuch-, Seiden-
waaren- und Kattunhändler, fast ausschliesslich aus Kaufleuten
von Fes bestehend. An die Strasse der Krämer schliesst
sich die der Oel-, Butter- und Seifen - Verkäufer an, dann
kommen die Buden der Kifta-Verkäufer, bei uns würde man
Restaurants sagen. Weiterhin die Waffenstrassc, Trödlerstrasse,
Wollenhändlerstrasse, Schreiner, Schuster, Schneider,
jedes Handwerk, jede Waare hat eine eigene Strasse. Dann
giebt es ausserdem mehrere grosse Plätze, wo im Freien verkauft
wird: der Gemüse- und Obstplatz, der Dattelnplatz,
der Salzplatz, der Matten- und Teppichplatz und der Viehmarkt.
Der Dattelnhandel ist natürlich sehr bedeutend, voriges
Jahr war jedoch für Tafilet ein Hungerjahr, indem die
Palmen gar nicht getragen hatten; doch konnte dafür l’Ucd
Draa aushelfen und noch jetzt kommen jeden Markttag mit
Datteln beladene Karawanen von dort. Die Tafileter Datteln
sind als die vorzüglichsten in der ganzen Wüste bekannt
und es sind namentlich die Buskri, Bu-Hafs und die Fukus-
Sorte, welche am meisten gesucht und bezahlt werden. Andere
bedeutende Handelsartikel sind Felle, die hier gegerbt
und nach Fes und Tlemsen versendet werden, dann Straussen-
Federn, Sklaven, die vom Sudan über Tuat eingebracht werden,
Goldstaub, jedoch in sehr geringer Quantität. Man findet
alle Europäischen- Produkte hier auf dem Markte, und zwar
fangen die Französischen an, die Englischen zu verdrängen,
weil die Franzosen billiger arbeiten und durch den Besitz
von Algerien den Geschmack und die Vorliebe der Mohammedaner
für gewisse Produkte kennen gelernt haben. So wird
jetzt eben so viel Zucker und Kattun von Algerien her eingeführt
als von England. Letzteres ist ausschliesslich im Besitz des hier
sehr bedeutenden Theehandels. Das Salz ist von ausgezeichneter
Güte und kommt vom Djebel Ad rar*) im SW. der Oase.
Der direkte Verkehr mit dem Sudan hat fast ganz aufgehört
und ist seit einiger Zeit in die Hände der Tuater gefallen,
obgleich hiesige Kaufleute, unter Anderen mein Wirth, Waaren
*) Adrar, wörtlich übersetzt aus dem Schellah, bedeutet Gebirgszug.