Absalom unmöglich einem Christen einen solchen Empfehlungsbrief,
wie ich ihn gebracht, habe ausstellen können, dass
überdies, wenn ich Christ sei, die Rlnema und Tuater mich
würden getödtet haben, und selbst wenn sie nicht wüssten,
dass ich ein solcher wäre, würde Gott selber es nicht zugeben,
dass ich Tidikelt betrete. Er meinte, ich solle Si Ottmann
nur sprechen lassen, öffentlich könne derselbe nichts gegen
mich unternehmen, da gerade er als Christenfreund verschrieen
sei, und er versicherte m ir , d a ss, so lange ich sein Haus
bewohne, mir wreder ein Targi noch Uled Bu-Humo ein Haar
krümmen könne. Ich bat ihn dann, mich doch sobald wie
möglich fortzulassen, und zwar mit der Karawane, die im
nächsten Monat von Akebli nach Timbuktu gehe; er erwiderte
mir aber, dass keine Sicherheit und Garantie mit jener Gofla
(so heisst man eine Karawane) sei und dass ich erst im
Januar oder Februar mit seinen eigenen Leuten aufbrechen
könne. Diesen langen Zeitraum betrachtend, ausserdem in
Erwägung ziehend, dass meine Geldmittel mit jedem Tage
abnahmen, bat ich ihn, mich über Rhadamas nach Tripoli zu
senden, wo ich auf neuen Geldzuschuss (von Uesan, wie ich
angeblich sagte) hoffen dürfte, ich würde dann gegen Januar
zurückkehren, um mit der grossen Gofla nach Timbuktu zu
gehen. Aber auch darauf wollte er nicht eingehen, er erklärte
mir rund heraus, dass ich warten müsse, bis er mich in
Sicherheit nach Timbuktu sende. Obgleich ich nun innerlich
mich freute, dass er so pünktlich nach den Anweisungen des
Hadj-Absalom von Uesan handelte, — denn er sagte mir,
dass nur der Brief des Scherif ihn bewogen hätte, mich zurückzuhalten
, weil er darin den Befehl erhalten, mich in
Sicherheit nach Timbuktu zu senden, sonst würde er mich
mit der Gofla, die Anfang nächsten Monats von Akebli aus
nach Timbuktu gehe, ziehen lassen — schreckte mich dennoch
etwas die Aussicht auf einen viermonatlichen Aufenthalt
in Ain-Salah. Wenn man entdeckt, dass ich Christ
bin, so tödtet man mich unfehlbar, denn bei dieser UnterV
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redung erklärte mir der Hadj Abd-el-Kader: „Und käme
ein Christ, versehen mit Empfehlungsbriefen vom Sultan
von Konstantinopel und Marokko, ich würde ihn den Leuten
überliefern, wir wollen keine Christen in unserem Lande.“
Meine Lage ist dadurch keineswegs erfreulich, überdies
ist es hier im Mittelpunkt der Wüste so th e u e r, dass mein
Geld wie Schnee in der Sonne schmilzt, obgleich ich jetzt
meine Medikamente nicht mehr umsonst weggebe, sondern
verkaufe. Das Getreide ist noch theurer als in Tuat, Fleisch
nicht billiger und Kaffee und Zucker fast so theuer wie in
Tafilet.M
eine Lage ist dieselbe geblieben, nur suche ich mich
immer mehr mit dem Hadj Abd-el-Kader uld Bu-Guda zu
befreunden, um im Nothfall auf ihn zählen zu können und
es scheint mir dies zu gelingen; auf andere Weise halte ich
mir die Grossen und Reichen Ain-Salahs als Geissein zurück,
indem sie meine ärztliche Hülfe nicht entbehren können. Ich
lege ihnen nämlich Spanische Fliegenpflaster oder brenne
ihnen Moxen (die Araber nennen nur den einen geschickten
Arzt, der sie zu quälen versteht) und lasse dies langsam
heilen , so dass sie alle Tage meiner Hülfe bedürfen. Auf
diese Art bin ich sicher, dass mir ihrerseits nichts Böses
zustosseu kann. Die Tholba (die hiesigen Pfaffen) habe ich
dadurch gewonnen, dass ich sie mehrere Male zum Essen
eingeladen habe, ausserdem, wenn sie mir einen Brief schrieben,
ihnen denselben gut bezahlte; die Rhadameser Kaufleute
aber, diese falschen, neidischen Menschen, suche ich so viel
wie möglich zu vermeiden und in diesem Augenblicke sind
nur wenige hier. Indess ist es mir so gut wie unmöglich,
Forschungen anzustellen, kaum dass ich zu fragen wage;
„Wie heisst dieser Berg? wie heisst jenes Dorf? Die Tuareg-
Sprache, zu deren Studium ich hier so gute Gelegenheit hätte,
darf ich gar nicht beachten, denn man würde gleich fragen,
warum ich schreibe, und selbst je tz t, wo ich dies schreibe,
kann ich es nur verstohlen th u n , wenn die F r a u , die uns
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